Was die Steakhouse-Kette „Timberjacks“ auf dem Brocken vorhat
Das "Timberjacks" in Kassel. Auf dem Brocken ist allerdings kein Neubau möglich. Die Gebäude werden entkernt und innen umgebaut. Foto: Timberjacks
Die Steakhouse-Kette „Timberjacks“ beginnt in Kürze mit den Planungen für den Umbau von Hotel und Gastronomie auf dem Brocken. Die Firma hat einen prominenten Gesellschafter.
Harz. Mit dem Betreiberwechsel für die Beherbergung auf dem Brocken vollzieht sich ein Kulturwandel: „Brockenwirt“ Hans Steinhoff, der 2016 starb, begründete nach der Wende mit Erbsensuppe und „Skiwasser“ die gastronomische Versorgung auf Norddeutschlands höchsten Berg und schuf mit dem „Brockenstammtisch“ eine länderübergreifende Institution. Der Wechsel zur Steakhouse-Kette „Timberjacks“ leitet eine Phase ein, die zugleich eine Modernisierung einläuten soll.
Thomas Kemner Foto: Bein
Die Kreisverwaltung in Halberstadt mit Landrat Thomas Balcerowski hat am Donnerstag den künftigen Betreiber vorgestellt, Thomas Kemner, der „Timberjacks“-Gründer und -Geschäftsführer, hat erklärt, was er auf dem Brocken vorhat (die GZ berichtete). Die GZ beantwortet im Nachgang weitere wichtige Fragen.
Was verändert sich auf dem Brocken?
Die Gebäude mit Hotel, Goethesaal und Telekom-Turm stehen unter Denkmalschutz, sie dürfen nicht abgerissen werden. Der Bestand gilt als stark sanierungsbedürftig. Die Gebäude sollen entkernt und neu gestaltet werden. Allein im Brockenhotel wird die Kapazität deutlich erhöht. Aus den derzeit 20 Zimmern entstehen 60 oder sogar 80. Allerdings entstehen diese nicht nur im derzeitigen Hotel. Auch der Goethesaal, der für Versammlungen bereitsteht, soll künftig von Übernachtungsgästen genutzt und entsprechend umgebaut werden, berichtet Landrat Thomas Balcerowski.
Wie sieht der Zeitplan für die Bauarbeiten aus?
Investor Thomas Kemner sagt: „Wir sind noch in der Pilotphase.“ Dass seine Firma den Zuschlag erhält, habe sich erst in den vergangenen 14 Tagen „zugespitzt“. Am 22. und 23. Dezember will er die Planungsphase auf dem Brocken einläuten, mit einem „Kick-off“, wie er sagt. Die Gebäude seien „recht komplex“. Die gesamte Haustechnik mit Belüftung, Heiztechnik und Sanitäranlagen müsse erneuert werden. Er hofft, dass die Pläne im März bei der Kreisverwaltung in Halberstadt eingereicht sind und bis zum Sommer genehmigt werden. Für die Bauarbeiten rechnet Kemner mit einem Jahr: „Wir wollen im Sommer 2027 startklar sein.“
Gibt es während der Bauarbeiten ein Restaurant auf dem Brocken?
„Jeder, der auf den Brocken kommt, soll versorgt werden“, sagt Thomas Kemner. Das heißt, dass während der etwa einjährigen Umbauphase Wanderer bewirtet werden. Dazu habe er sich mit „Brockenwirt“ Daniel Steinhoff abgestimmt, berichtet „Timberjacks“-Geschäftsführer Thomas Kemner. Steinhoff gibt zwar die Gastronomie auf dem Plateau ab, er betreibt aber weiterhin den Imbiss am Brockenbahnhof. Allerdings gibt es während der etwa einjährigen Umbauphase keine Möglichkeit, ein Zimmer auf dem Brocken zu buchen.
Wie kam „Timberjacks“ zum Zuge?
Der Landkreis Harz hat die Betreibersuche nach dem angekündigten Rückzug von Brockenwirt Daniel Steinhoff am 26. August mit einer europaweiten Ausschreibung gestartet. Steinhoff hatte im Sommer bekanntgegeben, nur noch den Imbiss am Brockenbahnhof betreiben zu wollen. Die Pacht für Hotel und die Gastronomie auf dem Gipfel läuft im März 2026 aus. Nach der Ausschreibung wurden die Unterlagen rund 100 Mal von der entsprechenden Internetplattform heruntergeladen, berichtet die Kreisverwaltung.
Neues Steakhouse
Göttinger Restaurant-Kette „Timberjacks“ eröfffnet auf dem Brocken
16 Interessenten haben sich an eine beauftragte Immobilienverwaltung gewandt, sechs Besichtigungen gab es. In dieser Woche hat der nicht öffentlich tagende Kreisausschuss Landrat Thomas Balcerowski schließlich damit beauftragt, die letzten Vertragspunkte mit der „Timberjacks“-Holding zu klären. Für die Vermietung wurde nach GZ-Informationen eine „Mindestpacht“ festgelegt, die bei 30.000 Euro pro Monat liegt.
Was ist „Timberjacks“ für ein Restaurant?
„Timberjacks“ ist eine Steakhouse-Kette mit bisher acht Restaurants. Das erste wurde 2016 in Göttingen eröffnet. Die Neubauten entstehen in rustikaler Holzblockbauweise, im Innern vermitteln Geweihe und Holz eine gediegene Atmosphäre. Acht weitere Restaurants befinden sich in Planung, das nächste soll im Januar im südhessischen Bensheim eröffnen. Außerdem betreibt „Timberjacks“ drei Motels. „Wir sind bullig, wir sind ehrgeizig“, sagt Gründer und Geschäftsführer Thomas Kemner. Sein Unternehmen interpretiere den Charakter von Gasthäusern neu, lege dabei aber Wert auf „handwerkliche Produkte“, Fertigprodukte werden nicht verwendet, betont er. Stattdessen setze er auf „ehrliche Produkte“.
Wer steckt hinter „Timberjacks“?
Die „Timberjacks“-Holding hat zwei Gesellschafter. Einer davon ist Thomas Kemner (55) mit einer Verwaltungs-GmbH. Kemner redet nicht gern über sich, er sagt aber, dass er seit seinem 20. Lebensjahr selbstständig ist. „Forstwirt war mein erster Beruf“, sagt er. Lange Zeit war er in der Modebranche tätig und verkaufte Streetwear, Straßenkleidung also. Von seinen letzten Aktivitäten auf diesem Gebiet, dem Import einer Marke aus Schweden, will er sich nun trennen. In der Gastrobranche arbeitet er seit 2010.
Den Namen des anderen Holding-Gesellschafters will Kemner nicht verraten. Ein Blick ins Handelsregister nennt die DAH-Beteiligungs-GmbH, dahinter steckt ein prominenter Name. Geschäftsführer ist Daniel Hopp (45), Sohn von Dietmar Hopp, Mitbegründer des Software-Riesen SAP.
Wie viel Geld wird investiert?
Der Landkreis Harz hat Thomas Kemner in einer Mitteilung mit den Worten zitiert, er rechne allein für die Gastronomie mit Investitionen von rund acht Millionen Euro. Kemner will sich zu dieser Zahl nicht äußern, ebenso wenig wie zu den Gesamtinvestitionen, mit denen er rechnet.
Was wird aus dem „Brockenstammtisch“?
Der „Brockenstammtisch“ ist eine Institution. Er wurde 1991 vom „Brockenwirt“ Hans Steinhoff und dem Braunschweiger PR-Berater Martin Burghartz ins Leben gerufen. Die Treffen sind eine länderübergreifende Diskussionsrunde mit Harzer Themen und hochrangigen Gästen, darunter Minister aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, auch Ministerpräsidenten waren schon bei den Gipfelgesprächen. Die Runde kommt im Goethesaal zusammen, der künftig umgebaut und vom Hotel mitgenutzt wird. Den „Brockenstammtisch“ soll es aber weiter geben. Er sei mit „Brockenwirt“ Daniel Steinhoff im Gespräch, sagt Landrat Thomas Balcerowski. Vielleicht falle der Stammtisch auch mal aus oder „wir müssen improvisieren“, sagt Balcerowski. Platz sieht er jedenfalls im Telekomgebäude, das der Landkreis erworben hat und das er für drei Millionen Euro umbauen will. Platz gebe es dort reichlich, jeweils 700 Quadratmeter auf drei Etagen. Für den Umbau rechnet er mit 60 Prozent Fördergeld des Landes und der EU.
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