Es war ebenfalls unmittelbar vor Weihnachten, keine 500 Meter entfernt und quasi nur eine Kreuzung weiter: Wer fühlte sich nicht erinnert, als am Mittwochmorgen die Flammen aus dem Dach des Doppelhauses am Claustorwall schlugen? Vor fast genau neun Jahren, am 22. Dezember 2016, brannte das Fachwerkhaus des Blumenhandels Meyer an der Astfelder Straße nieder. Eine mächtige Rauchwolke verdunkelte gegen 16 Uhr den Nachmittagshimmel über der Altstadt. Mächtige Flammen schlugen aus dem Dach und den Fenstern des Obergeschosses. Zu Beginn hatten sich noch Personen im Erdgeschoss befunden. Besonders dramatisch war die Lage in den ersten Minuten, weil nicht bekannt war, ob sich Ruth Meyer als Bewohnerin des Dachgeschosses noch im Haus aufhielt. Feuerwehrleute durchsuchten das brennende Gebäude nach der Frau. Die Entwarnung kam gegen 16.30 Uhr, als sie sich meldete. Verletzte gab es damals keine. „Ich habe heute Morgen die eine oder andere Stimme gehört, die diesen Brand erwähnt haben“, bestätigte Stadtbrandmeister Christian Hellmeier am Mittwoch, er auch damals als Einsatzleiter im Dienst war.

Rund 350.000 Euro Schaden

Nachdem die Bewohnerin sich gemeldet hatte, wurde der Brand von außen bekämpft. Wie auch jetzt rückte aus Langelsheim das Drehleiterfahrzeug mit Teleskopmast an. Dazu unterstützten laut Hellmeier die Wehren aus Oker, Hahndorf und Vienenburg. Gegen 18 Uhr war der Brand unter Kontrolle, das Gebäude aber nicht mehr zu retten: Der Schaden betrug rund 350.000 Euro.

Der Blumenladen von Susanne Meyer war vollständig zerstört. Auch die Wohnungen über dem Geschäft und ein Schuldnerbüro wurden ein Raub der Flammen. Meyer hatte sich noch über den Nebel gewundert, der an dem doch eigentlich schönen Donnerstag vor ihrem Geschäft aufgezogen war. Von der Straße aus entdeckte sie die meterhohen Flammen, die aus dem Dach schossen. Ihre Mitarbeiter flohen teils ohne Jacke aus dem Laden, sie selbst setzte noch den Notruf ab. Dann zerbarsten schon die Scheiben hinter ihr. Die Feuerwehr konnte noch die Kasse und eine Schublade voll mit Rechnungen bergen, der Rest war aber verräuchert und von Löschwasser durchnässt. Mitten im Weihnachtsgeschäft schlug das Schicksal zu. Allein im Keller lagerten rund 100 fertige Sträuße und mehrere Gestecke, die auf ihre Abholung warteten. Ihre fünf Mitarbeiter mussten sich arbeitslos melden. Die Unterlagen der letzten zehn Jahre wurden vernichtet.

Gesamtes Hab und Gut verloren

Ihre Mutter verlor im Feuer ihr gesamtes Hab und Gut. 66 Jahre hatte Ruth Meyer in der Wohnung über dem Blumenladen gelebt, der in vierter Generation von Familie Meyer betrieben wurde. Das Haus hatte erst seit einem Jahr einen neuen Besitzer, der im Dachgeschoss eigentlich eine Dachterrasse und eine Mietwohnung einbauen. Das Dämmmaterial für das komplette Dach hatte dort gelagert – wohl auch ein Grund, warum das Feuer sich so schnell ausbreiten konnte. Als Ursache wurde später ein technischer Defekt an einer Stromleitung erkannt. Eine spontane Spendenaktion brachte 9500 Euro ein, die direkt auf das Konto von Ruth Meyer flossen. Das Haus wurde im Juli 2017 abgerissen. Seitdem klafft dort eine markante Lücke.