Behörde gibt Tipps im Umgang mit belasteten Böden im Harz
Schulkinder spielen auf einem Schulhof: Der Landkreis Goslar gibt nach einer Studie zu hohen Blutbleiwerten bei Kindern Empfehlungen für Eltern und kündigt Bodenuntersuchungen an. Foto: picture alliance / dpa
Eine im Juni vorgestellte Studie hat bei auffällig vielen Kindern im Kreis Goslar überhöhte Bleiwerte im Blut festgestellt. Jetzt reagiert die Kreisverwaltung.
Goslar. Die sogennante Blenca-2-Studie hat viele Menschen mit Fragen zurückgelassen: 157 von 310 Kindern im Alter zwischen fünf und sieben Jahren aus dem Landkreis Goslar weisen zu hohe Bleiwerte im Blut auf, ein deutlich auffälliges Ergebnis. Politik und Verwaltung waren sich einig, dass kein Grund zu Panik bestehe, aber Aufklärung erforderlich sei. Nun gibt der Landkreis Empfehlungen, etwa für den Aufenthalt auf Spielplätzen, und er plant Bodenuntersuchungen.
Studie über Blutwerte bei Kindern
Blei-Belastungen: Politik im Landkreis Goslar will reagieren
Die Ergebnisse der Blenca-2-Studie fallen aus dem Rahmen: Während bundesweit nur fünf Prozent der Kinder einen höheren Blutbleiwert aufweisen, sind es im Landkreis Goslar 51 Prozent. Beunruhigend an den Ergebnissen der im Sommer veröffentlichten Studie ist: Blei ist so giftig, dass es aus gutem Grund dafür keinen Schwellenwert gibt. Auch geringe Mengen gelten als schädlich. Der Landkreis weist in einer aktuellen Mitteilung darauf hin, dass es „aufgrund der negativen Wirkung durch Blei auf das Nervensystem“ vor allem bei Kindern zu Konzentrationsschwierigkeiten kommen und das Hörvermögen beeinträchtigt werden kann.
Folgen fürs Nervensystem
Andererseits existieren keine Erkenntnisse darüber, dass Kinder aus der Region auffällig viele Erkrankungen aufweisen würden, die Folge hoher Blutbleiwerte sein könnten. Ein Mediziner hatte der GZ nach Veröffentlichung der Studie seinerzeit gesagt, es gebe keinen Grund, Kinder nicht draußen spielen zu lassen, „normale Hygiene“ reiche als Vorsichtsmaßnahme aus.
Erste Stimmen zur Blenca-Studie
Keine Panik wegen hoher Blutbleiwerte – Beirat tagt heute
Als Grund für die hohe Bleibelastung nannten die Autoren der Studie von der Ludwig-Maximilians-Universität München die mit Schwermetallen belasteten Böden, eine Folge des Bergbaus. Nun präsentiert der Landkreis einen Leitfaden seiner Bodenschutzbehörde, die im Internet abgerufen werden kann (www.landkreis-goslar.de/BLENCA2). Die wichtigsten Tipps lauten: Gebiete mit stark belasteten Böden meiden, eventuell belastete Böden auf dem eigenen Grundstück austauschen oder abdecken oder Böden mit dichtem Rasen bewachsen lassen oder mit Fallschutzmatten oder Rindenmulch abdecken. Vermieden werden soll, belastete Böden zu berühren.
Studie unter 310 Grundschulkindern
Landkreis: 51 Prozent der untersuchten Kinder mit erhöhten Blutbleiwerten
Bereits bei der Präsentation der Studie wurde Eltern geraten, sie sollten darauf achten, dass sich ihre Kinder die Hände waschen, wenn sie vom Spielen nach Hause kommen. Der Landkreis teilt dazu in einer Erklärung aus dieser Woche mit: „So ist das Händewaschen ein effektiver und hygienischer Schutz, durch den die Aufnahme von Schadstoffen nach dem Spielen im Freien verhindert werden kann.“
Weitere Tipps
Es gibt weitere Tipps: Im Garten sollten stets Schuhe getragen, Spielsachen nicht liegen gelassen und von Zeit zu Zeit gereinigt werden. Und wer Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten isst, sollte es vorher mit Wasser abspülen. Wer auf Nummer sicher gehen wolle, dem rät die Behörde dazu, ein Hochbeet anzulegen.
Als die Studie präsentiert wurde, waren auch Stimmen laut geworden, die darauf hingewiesen haben, dass weiter Böden auf öffentlichen Flächen saniert werden müssten. Im Landkreis erfolgt dies seit rund 20 Jahren im Rahmen einer „Bodenplanungsverordnung“.
„Öffentliche Spielflächen sind alle saniert“, sagt etwa Landkreissprecher Maximilian Strache. In Kürze soll nach einer bereits erfolgten Ausschreibung dennoch ein Auftrag vergeben werden, um Gebiete zu untersuchen, die als weniger belastet gelten. So sollen Proben speziell von Böden auf Spielflächen von Kindergärten und Grundschulen genommen werden, die als weniger belastet gelten. Die Blenca-2-Studie hatte gezeigt, dass nicht nur Blutbleiwerte zum Beispiel von Kindern aus Oker und Harlingerode hoch sind, aus Orten also, die für belastete Böden bekannt sind, sondern dass sich das Problem landkreisweit zeigt.
Außerdem kündigt der Landkreis Empfehlungen des Gesundheitsamtes, die sich damit befassen, was Eltern berücksichtigen sollten, wenn ihre Kinder draußen gespielt haben.
Bei Fragen zum Bodenschutz können sich Einwohner des Landkreises an Dr. Walter Schmotz wenden, Telefon: (05321) 76-694, E-Mail: walter.schmotz@landkreis-goslar.de. Wenn es um den Gesundheitsschutz geht, gibt Jan-Philipp Gotthold Auskunft, Telefon: (05321) 700-852, E-Mail: jan-philipp.gotthold@landkreis-goslar.de.
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