Umzug für das Lutteraner Mühlenteich-Biotop beginnt
Mit einer Ausnahmegenehmigung beginnen im Biotop am Lutteraner Mühlenteich die Baggerarbeiten. Foto: Gereke
Ein Teil des Lutteraner Mühlenteich-Biotops geht mit einer Ausnahmegenehmigung auf Wanderschaft – seit Mittwoch laufen die Baggerarbeiten: So entsteht am alten Festplatz des Dorfes ein neues Areal. Was soll damit geschehen?
Lutter. Seit Mittwoch dröhnt ein dumpfes Brummen aus dem Biotop am Mühlenteich: Die Erdarbeiten zur Verlegung eines Teils des unter Naturschutz stehenden Bereichs starten. Dazu ist schweres Gerät im Einsatz.
Der Bagger kämpft sich durch den einstigen Lagerplatz des Schlamms aus dem Mühlenteich, der vom Ausbaggern des Gewässers stammt. Zunächst kratzt er die obere Schicht des Biotopteils ab, das auf Wanderschaft gehen soll, und lagert ihn an der Seite. Erst dann beginnt das Abbaggern der restlichen alten Schlammschicht. Per Lkw geht es dann zum neuen Ort, an dem sich das Biotop entwickeln kann – eine Fläche am Großen Weidenteich am Ende der Straße Im Goslarschen Kamp.
Die Arbeiten im Biotop ermöglichen seit Langem wieder einen Blick über die ehemalige Kleingartenanlage hin zum Mönch des Mühlenteichs. Foto: Gereke
„Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises hat einer Ausnahmegenehmigung zur teilweisen Zerstörung des Biotops auf einer Fläche von 2200 Quadratmetern zugestimmt. Die Schlammlagerfläche wird im nördlichen Bereich abgetragen“, hatte vor einiger Zeit Goslars Kreissprecher Maximilian Strache auf GZ-Nachfrage informiert. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens war auch in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde der Zuschnitt der Fläche festgelegt worden, der jetzt abgebaggert wird.
Biotop hat Gesamtfläche von 5900 Quadratmetern
Das Biotop wird in einer Größe von 2200 Quadratmeter abgetragen und auf die Ausgleichsfläche verlegt. Auch dort stehen 2200 Quadratmeter zur Verfügung. Nachdem der Aushub dort abgelagert und so modelliert ist, sodass er sich in die Landschaft einfügt, kommt wieder die zwischengelagerte oberste Erdschicht mit den Pflanzenresten obendrauf, damit es sich nach dem Umzug wieder entwickeln kann. Dafür muss aber auch die Fläche am Weidenteich vorbereitet werden – nach der Mahd der Wiese ziehen die Garten- und Landschaftsbauer auch die Grasnarbe ab und entfernen sie, damit das alte Gras nicht durchwachsen kann. Zum Schluss wird alles einmal komplett durchnässt. „Es besteht die Intention, dass diese Fläche sich dann durchaus noch entwickeln soll und ausdehnen kann“, erklärt Frank Hahne vom Bauamt der Stadt Langelsheim.

Für die Biotop-Verlegung zieht der Bagger zunächst die oberste Erdschicht samt Bewuchs ab, um sie am Rand zwischenzulagern. Foto: Gereke
Von den 2200 Quadratmetern am Mühlenteich bleiben dann noch 1800 Quadratmeter für eine Folgenutzung übrig. Denn 400 Quadratmeter werden benötigt, um eine Hecke anzulegen, die das Areal am alten Lutteraner Festplatz umschließt. Auf den 1800 Quadratmetern ist dann Platz für einen neuen Kinderspielplatz, der dann den alten, in die Jahre gekommenen am Reitplatz ablösen soll. Die Gesamtfläche des Biotops beträgt übrigens 5900 Quadratmeter.
Rund 14 Tage sind für die Erdarbeiten kalkuliert, Abschluss des Gesamtvorhabens inklusive Heckenpflanzung soll Ende November sein, teilt die Stadt Langelsheim mit. Die Hecke soll die Grünfläche umschließen und dient einerseits dem Biotopschutz und andererseits der Abgrenzung. „Daher ist sie dreireihig anzulegen. Aus den Arten Zweigriffliger Weißdorn, Eingriffliger Weißdorn, Roter Hartriegel, Gemeiner Schneeball, Kornelkirsche, Haselnuss, Schlehe und Heckenrose kann gewählt werden“, hatte Kreissprecher Strache dazu ausgeführt.

Auf dieser Fläche am Großen Weidenteich soll sich das neue Biotop entwickeln. Auch dieses Areal muss vorbereitet werden. Foto: Gereke
Bis dort ein neuer Spielplatz entsteht, wird es allerdings noch einige Zeit dauern. „Zum 30. September stellte die Stadt einen Antrag im Rahmen der Dorfentwicklung für den Bau des Spielplatzes. Die Mittel sind für 2025 im Haushalt eingeplant. Der Umsetzungszeitraum könnte aber bei positivem Zuwendungsbescheid bis in das Jahr 2026 reichen, da mit einem Bescheid erst ab Mai 2025 gerechnet wird und vorher mit der Maßnahme nicht begonnen werden darf“, teilt die Langelsheimer Bauamtsmitarbeiterin Corinna Heise mit. Nach Vorliegen des Zuwendungsbescheides soll dann der Lutteraner Ortsrat beteiligt werden, um die Details des Spielplatzes festzulegen. Ursprünglich hieß es mal, Mittel dafür sollten bereits in den Haushalt 2024 eingestellt werden.
Fördergelder für mehr Aufenthaltsqualität
Auch für die jetzigen Arbeiten erhielt die Stadt übrigens einen Förderbescheid. Im vergangenen Jahr gab es eine Zuwendung in Höhe von rund 72.000 Euro, um, wie es hieß, mehr Aufenthaltsqualität am Mühlenteich zu schaffen. Der Mühlenteich soll nämlich zu einem attraktiveren Ort werden, an dem Kinder und Familien gern ihre Zeit verbringen, hieß es bei der Übergabe.

Die Grasmahd von der bisherigen Weide wird abtransportiert. In den kommenden Tagen pendeln Laster zwischen neuer und alter Biotopfläche hin und her. Foto: Gereke
Aber worum handelt es sich dort eigentlich am Mühlenteich, um das sich jetzt mit so viel Aufwand gekümmert wird? Dort hat sich nämlich ein gesetzlich geschütztes Rohrglanzgras-Landröhricht- und ein Weiden-Ufergebüsch-Biotop entwickelt, so Strache. „Als Art wurde auf der Fläche die Dorngrasmücke nachgewiesen. Die vereinzelte Nutzung des Bereichs als Landlebensraum der Erdkröte ist nicht auszuschließen“, hatte der Kreissprecher dazu ebenfalls referiert.
Eigentlich existierte die Idee, das Areal der ehemaligen, mit Teichschlamm voll gekippten Kleingartenanlage in eine parkähnliche Anlage zu verwandeln – doch die Umsetzungspläne reiften zu spät. Es hatte sich nämlich bereits das Biotop entwickelt – der Schutzstatus griff. Der Mühlenteichschlamm liegt dort seit Sommer 2014. Ausgebaggert worden war das Gewässer, weil ihm die Verlandung drohte. Von Anfang an Teil der Pläne war es, den Aushub auf der Nachbarfläche, wo sich einst unter anderem die Kleingartenparzellen befanden, zwischenzulagern. Das sollte Entsorgungs- und Transportkosten sparen. Der Landkreis erteilte dafür die Genehmigung. Von dort, so die Idee, sollte er dann auf landwirtschaftlichen Flächen verteilt werden.

Bauzäume umgeben das Bau-Biotop am Lutteraner Mühlenteich. Ende November sollen die Arbeiten enden. Foto: Gereke
„Warum von diesem ursprünglichen Plan abgerückt wurde, vermag von hier nicht gesagt werden. Der Schlamm wurde auf jeden Fall beprobt und als unbedenklich für die Ausbringung auf Feldern eingestuft“, erklärte Strache einstmals auf GZ-Anfrage. Irgendwie muss die Sache in Vergessenheit geraten sein. Denn aufgrund der GZ-Anfrage im Sommer 2018 fiel beim Kreis auf, dass die Genehmigung für die Schlammzwischenlagerstätte, die quasi zu einem Endlager geworden war, längst abgelaufen war.
„Die Baugenehmigung für die Schlammablagerung war zum 31. Dezember 2015 ausgelaufen. Im Anschluss daran ist das Thema zunächst nicht wieder aufgegriffen worden und stand möglicherweise aufgrund anderer Aufgaben auch nicht ganz oben auf der Prioritätenliste“, hatte Strache versucht, Erklärungen zu finden. Zum Zeitpunkt, als 2018 die GZ das Thema aufgriff, hatte sich der Bereich aber schon zu einem geschützten Biotop gemäß Bundesnaturschutzgesetz entwickelt. „Ab diesem Zeitpunkt wäre die Entfernung ohne Ausnahmegenehmigung rechtswidrig gewesen“, so Strache dazu.

Die marode und bereits abgerissene Holzbrücke am Großen Weidenteich soll durch eine Neukonstruktion ersetzt werden. Foto: Gereke
Übrigens gibt es auch zum Großen Weidenteich etwas Neues: Dort musste vor Monaten eine marode Brücke über einem Abfluss abgerissen werden – damit gehörte der Zugang zur Straße Im Goslarschen Kamp und die Möglichkeit eines großen Rundgangs am Weidenteich der Vergangenheit an. Aber: „Die Brücke am Weidenteich soll wieder erneuert werden. Nach Prüfung der Angebote soll im Anschluss zeitnah eine Auftragserteilung erfolgen. So ist zumindest der Plan“, erläutert Hahne auf GZ-Nachfrage.