Ein Bergwaldprojekt in Braunlage nur mit Frauen
Im Bereich des Brunnenbachs unterhalb des Jugendwaldheims bringen die Frauen wie Sabine Trienke aus Nordrhein-Westfalen (vorn) und Julika Hallmann aus Leipzig (an der Hacke) die Setzlinge in der Nähe eines kleinen Brunnenbach-Zulaufs in die Erde. Foto: Eggers
Erstmals gibt es nur Teilnehmerinnen bei einem Bergwaldprojekt in Braunlage. Diese Arbeitseinsätze, an denen sich nur Frauen beteiligen, werden immer beliebter, berichtet Försterin Christiane Lorenz-Laubner, die das Projekt vorstellt.
Braunlage. Es passiert ganz automatisch. Der ein oder andere Mann nimmt die schwere Hacke einfach, um ein Loch für den Setzling zu schaffen. Genau das ist beim Bergwaldprojekt aber nicht unbedingt gewollt. Deshalb gibt es jetzt erstmals in der Stadt Braunlage ein Angebot nur für Frauen. 15 Teilnehmerinnen haben unter der Leitung von Elena Heimann unter anderem Bäume am Brunnenbach bei Braunlage gepflanzt.
In dem Bereich unterhalb des Waldjugendheims hatte die Fichte noch lange dem Borkenkäfer getrotzt. Auch, um eine Übersäuerung des Bodens zu verhindern, will Revierförsterin Christiane Lorenz-Laubner jetzt einen Mischwald dort schaffen. Sie lässt von den Teilnehmerinnen des Bergwaldprojekts Spitz- und Bergahorn, Erle und Moorbirke pflanzen.
Kostenloser Aufenthalt
Beim von der Umweltschutzorganisation Greenpeace ins Leben gerufenen Projekt arbeiten die Teilnehmerinnen eine Woche lang unentgeltlich im Wald. Dafür können sie kostenlos übernachten und müssen auch für die Verpflegung nichts bezahlen.
Neben der praktischen Arbeit erfahren die Teilnehmerinnen bei den Projektwochen jeweils die vielfältigen Aspekte des Waldes und deren Bedeutung für Mensch und Natur. Sie sollen so für eine ressourcenschonende Lebensweise auch in ihrem Alltag sensibilisiert werden. Untergebracht ist die Gruppe in einem Schullandheim auf der Jordanshöhe bei St. Andreasberg.
Christiane Lorenz-Laubner ist nicht nur Revierförsterin, sondern auch Vorsitzende des Vereins „Frauen im Forstbereich“, der sich für die Gleichberechtigung engagiert und ein Netzwerk schaffen will. Sie berichtet ebenso wie Elena Heimann vom Bergwaldprojekt, dass Teilnehmerinnen in vielen gemischten Teams noch immer Herausforderungen erleben würden, die ihren vollen Arbeitseinsatz einschränken können, eben weil Männer beispielsweise zur Hacke greifen, um den Frauen die Arbeit zu erleichtern.
Fähigkeiten ausprobieren
Bei Projekten nur für Frauen hingegen könnten sich die Teilnehmerinnen anders entfalten und würden die Arbeit ganz anders kennenlernen. In einer Mitteilung des Bergwaldprojekts heißt es denn auch: „Ohne die oftmals unbewussten Dynamiken gemischter Gruppen entsteht eine Atmosphäre, in der Frauen Fähigkeiten ausprobieren, ohne sich gegen Stereotype behaupten zu müssen.“
Gerade bei praktischen Naturschutzarbeiten, die traditionell männlich belegt seien, bieten Frauenprojekte die Möglichkeit, ohne Rollenzuschreibungen zu arbeiten, heißt es weiter. Frauen müssen dann technische und körperliche Arbeiten übernehmen, ohne dass ihnen diese abgenommen oder auch ungefragt erklärt werden.
Laut Lorenz-Laubner und Heimann sind diese Frauenprojekte sehr beliebt. „Das untermauern auch die Wartelisten, die es für die Projekte nur für Frauen gibt“, berichtet die Mitarbeiterin des Bergwaldprojekts.
Das Bergwaldprojekt veranstaltet regelmäßig einwöchige Arbeitseinsätze für forstliche Laien in der Schweiz, Österreich, Deutschland, Katalonien sowie der Ukraine und wurde 1987 von Greenpeace in der Schweiz gegründet. 1991 gab es in St. Andreasberg den ersten deutschen Einsatz. Seit dem sind fast jedes Jahr Gruppen im Bereich Braunlage im Einsatz.
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