Landkreis Goslar will Ärzte-Fördertopf um 100.000 Euro auffüllen
Blick in das Sprechzimmer einer Hausarztpraxis: Der Landkreis Goslar fördert die Ansiedlung von Medizinern mit einem Fördertopf. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild
Mit 200.000 Euro fördert der Landkreis Goslar pro Jahr die Ansiedlung von Ärzten. Die Nachfrage ist so groß, dass der Etat jetzt deutlich aufgestockt werden soll.
Goslar. Immer mehr Ärzte in der Region nehmen die Ansiedlungsprämie des Landkreises Goslar in Anspruch, die der Kreistag Ende 2022 beauftragt hat und die seit 2023 angeboten wird. Bislang gab es sieben Förderungen in einer Höhe von zusammen 312.500 Euro. Für dieses Jahr soll die Summe angesichts der Nachfrage deutlich aufgestockt werden.
Der Ausschuss für Ordnung, Rettungswesen, Gesundheit und Verbraucherschutz empfahl, einem Vorschlag der Verwaltung zu folgen und für dieses Jahr 100.000 Euro extra bereitzustellen. Die Entscheidung liegt beim Kreistag in Goslar, der am 8. Dezember tagt. Mit den 100.000 Euro sollen die Ansiedlung von zwei weiteren Ärzten gefördert werden, es handelt sich um zwei volle Stellen. Die zusätzliche Ausgabe, die vom Kreistag aller Voraussicht nach genehmigt wird, ist durchaus bemerkenswert. Immerhin fällt sie in eine Zeit, in der der Landkreis aufgrund eines steigenden Defizits an immer mehr Stellen den Rotstift ansetzt.
Großes Interesse
Mit der Erhöhung würde der Ausgabeposten für dieses Jahr von 200.000 auf 300.000 Euro angehoben. Im Jahr 2024 waren 112.500 Euro bereitgestellt worden, davon wurden 2,25 Arztstellen gefördert.
Das Interesse von Medizinern an dem Fördertopf ist groß: Gabriela Schacht, Leiterin des Fachbereichs für Gesundheit, hatte einer Landkreismitteilung zufolge im Ausschuss von vier weiteren Anträgen von Ärzten für das Jahr 2026 berichtet, die allesamt förderfähig seien. Der Umfang der Unterstützung umfasse 175.000 Euro.
Schacht habe zudem betont, wie wichtig das Anreizprogramm sei. Obwohl die medizinische Versorgung rein rechnerisch in der Region bei mehr als 100 Prozent liege, solle darauf nicht verzichtet werden. Denn sobald die Generation der sogenannten Babyboomer in den Ruhestand gehe, sinke der Versorgungsgrad spürbar.
Medizinische Versorgung
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Allerdings gibt es auch skeptische Stimmen. Sie besagen, dass es möglicherweise Mitnahmeeffekte gebe, dass also auch Ärzte die Förderung in Anspruch nehmen, die sich ohnehin im Landkreis Goslar niederlassen würden. Auch solche Fragen wurden in der Ausschusssitzung laut, berichtet die Kreisverwaltung. So besteht außerdem die Sorge, dass sich vor allem Mediziner in Goslar, Seesen oder Bad Harzburg ansiedeln, der ländliche Raum aber unterversorgt bleibe.
50.000 Euro aus Förderprogramm
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Landrat Dr. Alexander Saipa sei den Befürchtungen entgegengetreten, er wird in der Landkreismitteilung mit folgenden Worten zitiert: „Natürlich können wir uns die Frage stellen, ob die Sitze nicht sowieso übernommen worden wären.“ Mit den finanziellen Anreizen verdeutliche der Landkreis aber, „dass wir die Herausforderungen im Bereich der hausärztlichen und allgemeinen fachärztlichen Versorgung sehen und unser Möglichstes geben, um dieser Entwicklung gestärkt gegenüberzutreten“. Saipa meinte der Mitteilung zufolge zudem, dass auch die Entscheidung für den ländlichen Raum durch das Programm „positiv beeinflusst“ werde.
Bis zum Jahr 2028
Der Landrat habe zudem daran erinnert, „dass sich auch die stationäre Versorgung im nächsten Jahrzehnt ändern wird“. Daher sei es wichtig, wenn Politik und Verwaltung, einen Beitrag für die ärztliche Versorgung leisten würden.
Ein erstes Anreizsystem war 2020 ins Leben gerufen worden, als sich im Landkreis Goslar der Mangel an Kinderärzten zu verschärfen drohte.
Die aktuelle Förderregelung, nach der jährlich 200.000 Euro zur Verfügung stehen, wurde 2023 eingeführt. Sie wurde bis 2028 verlängert und richtet sich an Hausärzte und Fachärzte. Gefördert wurde beispielsweise auch eine Gynäkologin. Einer Übersicht des Landkreises zufolge hat sich der Versorgungsgrad mit Haus- und Fachärzten in Bad Harzburg, Clausthal-Zellerfeld, Goslar und Seesen 2025 im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Bis 2035 prognostiziert die Kassenärztliche Vereinigung indes einen deutlichen Rückgang bei den niedergelassenen Hausärzten.
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