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Mitglieder kritisieren Vorsitzenden

GZ Plus IconKrach im AfD-Kreisvorstand Goslar: Landesvorstand eingeschaltet

Fünf der Mitglieder des im Juni 2024 gewählten AfD-Kreisvorstands nach seiner Wahl: Main Müller (3.v.r.) mit seinen Stellvertretern Oliver Weckauf (r.) und Olga Grabo (2.v.l.).

Fünf der Mitglieder des im Juni 2024 gewählten AfD-Kreisvorstands nach seiner Wahl: Main Müller (3.v.r.) mit seinen Stellvertretern Oliver Weckauf (r.) und Olga Grabo (2.v.l.). Foto: Privat

Fünf Mitglieder des AfD-Kreisvorstandes Goslar halten eine Zusammenarbeit mit ihrem Vorsitzenden Main Müller für nicht mehr möglich. Sie bitten den Landesvorstand, das Landesschiedsgericht einzuschalten.

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Von Oliver Stade
Donnerstag, 14.08.2025, 16:00 Uhr

Seesen/Harz. Im AfD-Kreisverband Goslar rumort es wieder: Während der Befund des Bundesschiedsgerichts vom Juli noch nachwirkt, wonach die Abberufung des früheren Kreisvorstands um den Goslarer Dirk Straten im Juni 2024 durch den Landesvorstand rechtswidrig war, steigt unabhängig davon der Druck gegen den aktuellen Vorsitzenden Main Müller. Dahinter steckt offenbar kein Richtungsstreit, sondern Kritik an dessen Auftreten.

Nach wie vor sind viele Mitglieder im Kreisverband, aber auch Vorstandsmitglieder irritiert über den Besuch des thüringischen AfD-Rechtsextremisten und Landesvorsitzenden Björn Höcke. Der hatte sich im Juli mit Müller und dessen Lebensgefährten, der zweiten Kreisvorsitzenden Olga Grabo, an dessen Wohnsitz in Seesen getroffen. Müller hatte Bilder vom Besuch Höckes wohl nicht ohne Stolz, aber ohne weitere Erläuterung in einer internen AfD-Whats-App-Gruppe verbreitet. Das traf auf Kritik des Landesverbandes und so gut wie aller Kreisverbände in Niedersachsen, berichtete Landesvorsitzender Ansgar Schledde seinerzeit. Den Termin hatte er hinterher als rein persönlich bezeichnet.

Ein Freund des Vorsitzenden

Müller gilt als konservativ-bürgerlicher Vertreter seiner Partei und nicht als Rechtsaußen, damit befindet er sich auf Linie des Landesvorsitzenden Ansgar Schledde, der mit ihm befreundet ist. Nachdem Schledde den früheren Kreisvorstand um Dirk Straten im Juni vorigen Jahres ohne Vorwarnung abgesetzt hatte, wurde Müller später zum Vorsitzenden gewählt. Mit ihm kamen viele weitere Seesener in den Vorstand und in den Kreisverband. Auslöser für die umstrittene Absetzung Stratens war ebenfalls kein Richtungsstreit, sondern ein Dissens über die Aufnahme von Mitgliedern.

Dem aktuellen Vorsitzenden Müller hängt nicht nur der mit dem Landesverband unabgestimmte Besuch Höckes nach. Dazu kommt sein mitunter als ruppig empfundener Führungsstil. Müller dürfte es als besonders schmerzlich empfinden, dass die Kritik gegen ihn ausgerechnet aus einem Kreisvorstand laut wird, der mit vielen Vertrauten besetzt ist. Unter den Unterzeichnern eines Brandbriefes an die Mitglieder, ist auch der Hahnenkleer Oliver Weckauf, er ist erster stellvertretender Vorsitzender. Mit ihm haben vier weitere Vorstandsmitglieder das Beschwerdeschreiben unterzeichnet. Die zweite Vizevorsitzende Olga Grabo gehört freilich nicht zu den Unterzeichnern.

„Nicht tragbar“

In dem Brief informieren die fünf von zehn Vorstandsmitgliedern darüber, dass sie den Landesvorstand eingeschaltet haben, damit dieser die Angelegenheit vom Landesschiedsgericht prüfen lässt.

„Seit einiger Zeit gibt es innerhalb des Vorstandes unterschiedliche Auffassungen über die Verteilung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten“, schreiben die Kritiker. Das Verhalten von Müller sei zudem „nicht tragbar“. Konkret benannt wird dessen angebliches Fehlverhalten nur spärlich. So soll er AfD-Mitgliedern vorgeworfen haben, die Bilder mit ihm, seiner Lebensgefährtin und Höcke aus der Whats-App-Gruppe öffentlich weiterverbreitet zu haben. Ihm wird außerdem vorgeworfen, fünf Vorstandsmitglieder aus Chatgruppen geworfen zu haben.

Eine „konstruktive Arbeit“ sei mit Müller im Vorstand „leider nicht mehr möglich“, heißt es. Sein Verhalten werde „missbilligt“. Gemeint ist damit wohl, dass Müller „mutwillig“, wie es heißt, „unbelegte Vorwürfe“ verbreite. Damit untergrabe er das Vertrauen in die gemeinsame Arbeit. Zwar fällt die Formulierung nicht, aber die Vorwürfe klingen so, als solle ihm „parteischädigendes Verhalten“ vorgeworfen werden.

Landesvorsitzender in Sorge

Der AfD-Landesverband nimmt die Angelegenheit offenbar ernst. Vorsitzender Schledde reagiert auf eine Anfrage der GZ mit folgenden Sätzen: „Als Landesvorstand kämpfen wir für Ordnung und Einheit der Partei. Wir sehen die Vorgänge im Kreisverband daher mit Sorge und werden gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen, um den Konflikt zu lösen. Im Augenblick müssen wir aber auch für uns die Sachlage erst einmal klären.“

Das AfD-Landesschiedsgericht hat sich auf eine Anfrage der GZ nicht gemeldet. Ob Main Müller als nächster Vorsitzender nach Dirk Straten sein Amt verliert? Denkbar wäre auch eine Mediation. Müllers Position aber, das zeichnet sich weiter ab, ist geschwächt, obwohl er als Freund des Landesvorsitzenden gilt. Main Müller hatte am Mittwochabend auf Nachfrage erklärt, er wisse nichts von den Vorwürfen, daher könne er sich dazu nicht äußern.

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