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Radsport

Gemeinsam gegen Pogacar - Lipowitz: „Habe anderes Standing“

Die Protagonisten im Red-Bull-Team mit dem Tour-Dritten Florian Lipowitz (M.)

Die Protagonisten im Red-Bull-Team mit dem Tour-Dritten Florian Lipowitz (M.) Foto: Clara Margais/dpa

Deutschlands Rad-Hoffnung Florian Lipowitz soll mit dem belgischen Superstar Remco Evenepoel bei der Tour de France eine Doppelspitze bilden. Ob das funktioniert gegen den besten Radprofi der Welt?

Von Stefan Tabeling, dpa Donnerstag, 11.12.2025, 11:00 Uhr

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Palma de Mallorca. Die Sitzordnung in den Central Studios von Mallorca dürfte Remco Evenepoel vermutlich weniger gefallen haben. Nicht der belgische Superstar mit dem großen Ego und dem noch größeren Preisschild wurde in der Mitte des Podiums platziert, sondern Deutschlands Radsport-Hoffnung Florian Lipowitz bekam bei der ersten Zusammenkunft des Red-Bull-Rennstalls für 2026 diese Rolle zugeteilt. Und auch sonst muss sich Doppel-Olympiasieger Evenepoel damit abfinden, dass er sich im kommenden Sommer die Kapitänsrolle mit dem Tour-Dritten auf Frankreichs Landstraßen teilen muss.

Eine Konstellation, die Evenepoel nicht kennt und für Konfliktpotenzial sorgen könnte. Würde der Vize-Weltmeister, um den Teamchef Ralph Denk seit 2020 gekämpft und für den er eine für Radsport-Verhältnisse fast schon astronomische Ablösesumme von schätzungsweise zwei Millionen Euro bezahlt hat, tatsächlich Helferdienste für Lipowitz leisten, wenn dieser wieder stärker sein sollte?

„Ja, natürlich werde ich das tun, wenn er die Chance hat, Dritter, Zweiter oder Erster zu werden, und ich komplett raus bin. Ich denke, deshalb fahren wir zu zweit. Es ist auch ein Geben und Nehmen“, betont der Belgier. „Wir werden uns anpassen. Es ist nicht das Ende der Welt.“ Teamplayer Lipowitz hat damit ohnehin kein Problem. „Wir sind ein Team bei der Tour und ja, am Ende wollen wir jemanden auf dem Podium haben und dann ist es eigentlich egal, welcher Name da steht“, sagt der 25-Jährige, der seinen Vertrag im Team langfristig verlängert hat.

Euphorie fast wie zu Zeiten von Jan Ullrich

Die Erfolgsstory soll weitergehen. Der Biathlon-Quereinsteiger, der einst zum Vorstellungsgespräch 100 Kilometer mit dem Rad angereist war, ist längst zu einer festen Größe gereift. „Ich denke, nach dem Jahr habe ich auf jeden Fall ein anderes Standing im Team“, sagt Lipowitz, der in Deutschland eine Rad-Euphorie fast schon wie zu Zeiten von Jan Ullrich entfacht hat. Vergleiche, die dem bescheidenen Schwaben gar nicht so recht sind. „Das ist schön zu hören. Aber ich schaue lieber auf mich und mache mein Ding.“

Teamchef Denk ist sich bewusst, „dass der Fahrstuhl nach oben und nach unten fährt“. Sollte Lipowitz im nächsten Jahr Sechster werden, gehe die Welt auch nicht unter. „Wir glauben langfristig an ihn. Wir glauben, dass er vielleicht sogar noch besser werden kann, als er jetzt ist“, so Denk.

Teamchef Ralph Denk (l.) verbindet große Hoffnungen mit Florian Lipowitz.

Teamchef Ralph Denk (l.) verbindet große Hoffnungen mit Florian Lipowitz. Foto: Clara Margais/dpa

Womöglich irgendwann der Toursieg? Träume, die Lipowitz trotz seines Super-Jahres gar nicht erst hegt. „Ich weiß nicht mehr, wie viele Minuten Rückstand ich hatte, aber es war doch eine Menge. Mein Ziel ist es auf jeden Fall, erst mal die Form wie dieses Jahr wieder zu erreichen“, sagt der Youngster. Zumal der schier übermächtige Dominator Tadej Pogacar noch einmal auf einem ganz anderen Level fährt. Für Lipowitz „einer der besten Radfahrer, die es wahrscheinlich jemals gab“.

Wie ist Pogacar zu schlagen?

Im Zusammenspiel wollen es Lipowitz und Evenepoel aber mit dem slowenischen Ausnahmekönner aufnehmen. „Sonst würden wir doch nicht an den Start gehen. Wir versuchen, in jedem Rennen, in jeder Saison, in jedem Jahr näherzukommen. Wir werden vom Sponsor bezahlt, Rennen zu gewinnen. Wenn wir dafür Pogacar schlagen müssen, werden wir es versuchen“, sagt Evenepoel.

Der Belgier bringt eine Winner-Mentalität mit, die dem Team einen Mehrwert wie einst beim dreimaligen Weltmeister Peter Sagan geben soll. Dafür wurde aus dem üppigen Jahresbudget von kolportierten 50 Millionen Euro ein kleines Team Evenepoel verpflichtet. Der Welt- und Europameister im Zeitfahren bringt seinen wichtigen Helfer Mattia Cattaneo, Sportdirektor Klaas Lodewyck, Pfleger David Geeroms und Mechaniker Dario Kloeck mit. Hinzu kommt auch der frühere belgische Nationaltrainer Sven Vanthourenhout.

Der neue Star im Team: Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel

Der neue Star im Team: Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel Foto: Clara Margais/dpa

Dass sich nächstes Jahr viel auf Evenepoel fokussiert, ist Lipowitz ganz recht. „Das ist vielleicht ganz gut. Dann kann ich so weiterarbeiten wie bisher“, meint er. Wo das hinführen kann, hat die Tour gezeigt.

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