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Der Letzte seiner Zunft

GZ Plus IconHandwerk aus Leidenschaft: Westernsattel aus Dörnten

Das Leder von einem Rind benötigt Sattlermeister Peter Giesecke, um einen Westernsattel in Handarbeit anzufertigen.

Das Leder von einem Rind benötigt Sattlermeister Peter Giesecke, um einen Westernsattel in Handarbeit anzufertigen. Foto: Leifeld

Peter Giesecke aus Dörnten ist Sattlermeister. Einer der letzten seiner Zunft. Was stimmt ihn zufrieden? Und würde er jungen Leuten den Beruf empfehlen?

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Von Andrea Leifeld
Sonntag, 26.10.2025, 04:00 Uhr

Dörnten . Das geht auf keine Kuhhaut? Von wegen! Wunderbar sogar. Exakt eine Kuhhaut, gemeint ist das Leder von einem Rind, benötigt Sattlermeister Peter Giesecke zum Anfertigen eines Westernsattels. Ganz viel Erfahrung im Beruf und Liebe zum Detail kommen dann noch hinzu, damit das Einzelstück in Maßanfertigung perfekt für das Pferd und seinen Reiter wird.

Der 63-jährige Dörntener ist Sattler aus Leidenschaft und hat sich vor 31 Jahren auf den robusten Markt für Ranch- und Westernsattel spezialisiert. Heute ist er – nach seinem Wissen – der einzige Sattlermeister in ganz Niedersachsen, der solche Sättel noch in Hand- und Maßarbeit herstellt.

Nicht, dass Peter Giesecke der Beruf des Sattlers in die Wiege gelegt worden wäre. „Eigentlich wollte ich Förster werden, aber irgendwie kam dann alles ganz anders“, erinnert er sich und lacht. Zum Forstwirtschaft-Studium gab es damals lange Wartezeiten. Alternativ ging Giesecke zur Bundeswehr, wurde Zeitsoldat (Z 12) und Oberfeldwebel in einer Nachschubkompanie. Nach diesen Jahren, wieder in der freien Wirtschaft unterwegs, hatte er noch immer keinen Lehrberuf, aber noch immer eine bekennende Liebe zu Pferden. „Wir hielten zu Hause immer Pferde“, betont er. Der Gedanke lag nah, ein kleines Reitsportgeschäft zu eröffnen – und von dort war es zu einer zweijährigen Sattler-Lehre und zum Meister nicht mehr weit.

Ursprünglich wollte Peter Giesecke aus Dörnten Förster werden.

Ursprünglich wollte Peter Giesecke aus Dörnten Förster werden. Foto: Leifeld

Als Sattlermeister ist er landesweit unterwegs – und manchmal sogar darüber hinaus: Bis Hessen, Schleswig-Holstein und gar nach Nordrhein-Westfalen führen ihn die Aufträge. Alle von ihm gefertigten Sättel sind Maßanfertigungen und werden von ihm persönlich am Pferd vermessen. Dieser Service beschert ihm auf der einen Seite zwar weite Wege, aber andererseits auch eine sehr große Kundenzufriedenheit und einen guten Namen in der Westernreiter-Szene. „Der deutsche Markt ist anspruchsvoll“, weiß Peter Giesecke. Viele Westernreiter wollen das beste für ihre Pferde. Dahinter verbergen sich ungezählte Arbeitsstunden für ihn. „Mein Stundenlohn habe ich mir noch nie ausgerechnet“, hält er fest. Auch zum Preis der von ihm, mit großer Fachkenntnis angefertigten Sättel hält er sich bedeckt, aber es sei ja auch eine umfassende Beratung und mehrere persönlich Termine vor Ort erforderlich, bevor der Sattel nicht nur sprichwörtlich „sitzt“.

Nichts von der Stange

„In den USA ist der Westernsattel häufig ein Standardprodukt, der auf das amerikanische Quarter Horse, dem klassischen Arbeitspferd für Cowboys und das Westernreiten, angepasst ist.“ Pferde sind dort Arbeitstiere und Sättel gibt es von der Stange. Für Giesecke ein schlimmer Gedanke. „Das wäre ja so, wenn ich neue Schuhe brauche und mir dann ein Paar online kaufe, ohne auf die Größe zu achten und ohne sie anzuprobieren“, zeigt er sich entsetzt. Schmerzen für Pferd und Reiter bis hin zu schweren Haltungsschäden wären die Folgen. „Aber die amerikanischen Sättel eignen sich ohnehin nicht für den europäischen Pferdetyp, denn die hiesigen Westernpferde sind deutlich sportlicher gezüchtet und größer als ihre amerikanischen Verwandten“, weiß Giesecke.

Diesen Westernsattel hält der Sattlermeister in seiner Dörntener Werkstatt als Muster parat.

Diesen Westernsattel hält der Sattlermeister in seiner Dörntener Werkstatt als Muster parat. Foto: Leifeld

Zum Abschluss die Gretchenfrage: Würde er jungen Leuten den Beruf des Sattlers empfehlen? Obwohl die Hochphase im Pferdesport nach seiner Einschätzung vorbei ist, muss er für ein klares „Ja“ nicht lange überlegen: „All jenen, die bereit sind, für gute Aufträge auch weite Wege zu fahren und selbständig zu sein.“ Dazu sei der Beruf des Sattlers sehr vielseitig. Aber das wichtigste ist: Es ist ein Handwerk, das seinen Meister zufrieden macht. Und schon das allein macht den Beruf für Peter Giesecke unverzichtbar.

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