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Kreislaufwirtschaft im Harz

GZ Plus IconTU Clausthal kümmert sich um Sicherung von Rohstoffen für Europa

Der Greifarm eines Gabelstaplers kratzt Reste von glühendem Aluminium aus dem Schmelzofen der Firma Novelis.

Ein Gabelstapler kratzt im Recycling-Zentrum von Novelis in Nachterstedt mit einem Schaber im Aluminium-Schmelzofen sogenannte «Krätze» von der Oberfläche von eingeschmolzenem und flüssigem Aluminium. Jährlich werden dort 400.000 Tonnen Aluminiumschrotte geschreddert, von Lacken und Fremdkörpern befreit, eingeschmolzen und zu Aluminiumbarren gegossen. Foto: picture alliance/dpa

Ob Blechdosen, Handys oder Elektroschrott – wertvollen Rohstoff für Recycling gibt es in Hülle und Fülle. Beim Recycling mischt die TU Clausthal kräftig mit.

Von Jörg Kleine Dienstag, 11.11.2025, 19:23 Uhr

Hannover/Clausthal-Zellerfeld. Die Rolle der Technischen in Kreislaufwirtschaft und Recycling reicht weit über die Region hinaus. In der Region Süd-Ost-Niedersachsen und im Harz sind in den vergangenen Jahren durch Unternehmen, Hochschulen und Politik viele Initiativen und Projekte im Bereich der „Circular Economy“ begonnen worden. Ende 2022 wurde die TU Clausthal als erste in Deutschland in die „Circular Cities and Regions Initiative“ (CCRI) der Europäischen Union aufgenommen. Diese Initiative soll den „Green Deal“ der EU unterstützen, der ehrgeizige Ziele bei Umwelt- und Klimaschutz setzt.

„Circular Economy“

Die Arbeit der TU Clausthal zur „Circular Region“ wird dabei auch vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz gefördert. Ein Zwischenergebnis nach zwei Projektjahren hat die TU ganz frisch in einer Broschüre veröffentlicht, die auch online zur Verfügung steht: „Circular Economy – Chancen für Regionen“. Die Broschüre gibt Hintergrund, zeigt den aktuellen Stand auf – und gibt Perspektiven für die Entwicklung der „Circular Region Süd-Ost-Niedersachsen.

Chancen für die Region

Eine treibende Kraft an der TU Clausthal ist Professor Daniel Goldmann, der seit Jahren zugleich in niedersächsischen Regierungskommissionen mitwirkt. „Circular Economy“ ist auch Leitthema der neunten Regierungskommission, die Ende Oktober in Hannover ihre Arbeit aufgenommen hat. Im Blickpunkt steht die Weiterentwicklung der klassischen Kreislaufwirtschaft, um den Herausforderungen des Klimaschutzes und der Ressourcensicherung zu begegnen. Den Vorsitz der unabhängigen Kommission hat just der Vorstandschef der Salzgitter AG, Gunnar Groebler.

Zum Auftakt betonte Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer die zentrale Bedeutung. Langlebigkeit von Produkten, sparsamer Umgang mit Rohstoffen und zirkuläre Wiederverwendung, nachhaltiger Konsum und innovative Weiterverwendung von Produkten böten dabei gerade für Niedersachsen als Wirtschaftsstandort große Chancen.

Wesentliche Handlungsfelder der Regierungskommission:

  • Entwicklung langlebiger, reparierbarer und ressourcenschonender Produkte.
  • Förderung eines nachhaltigen Konsums und eines verantwortungsvollen Umgangs mit Produkten.
  • Nutzung wiederverwerteter Materialien in der Bauwirtschaft und anderen Branchen.
  • Sicherstellung eines nachhaltigen Umgangs mit Umwelt- und gesundheitsgefährdenden Chemikalien.

Die neunte Regierungskommission soll in diesen vier Themenfeldern in den nächsten drei Jahren möglichst konkrete niedersächsische Frage- und Problemstellungen aufgreifen und Lösungsansätze und -vorschläge erarbeiten, wie nachhaltiges Wirtschaften und Konsumieren aussehen kann.

Ein Kernpunkt ist dabei, die Emissionen von Treibhausgasen und den Rohstoffverbrauch deutlich zu reduzieren. „Die Circular Economy kann also einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, unsere Wirtschaft klimaneutral aufzustellen“, unterstrich Meyer.

Salzgitter AG im Blick

Gunnar Groebler erklärte: „Die Salzgitter AG strebt an, ein führendes Unternehmen in der Circular Economy zu werden. Dies ist das vielversprechendste und nachhaltigste Geschäftsmodell und trägt den ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Ansprüchen an uns als Stahl- und Technologie-Konzern Rechnung.“ Der Konzern baut die Stahlproduktion etwa durch den Einsatz von Wasserstofftechnologie komplett um und will auch den Einsatz von Stahlschrott steigern, um geschlossene Materialkreisläufe weiter zu etablieren.

TU Clausthal vorne

Um „Sicherung von Rohstoffen für Europa“ ging es auch beim ersten Symposium der Gesellschaft der Metallurgen und Bergleute (GDMB) Ende Oktober an der TU Clausthal. Das Symposium war zugleich Teil des Festjahres zum 250-jährigen Bestehen der TU.

Das Bild zeigt die Initiatoren der Rohstoffkonferenz an der TU Clausthal: von links Prof. Daniel Goldmann (TU Clausthal) sowie Dr. Tobias Elwert und Dr. Eric Becker von der Aurubis AG. 

Die Initiatoren der Rohstoffkonferenz an der TU Clausthal: (v.l.) Prof. Dr. Goldmann (TU Clausthal), Dr. Tobias Elwert, Dr. Eric Becker (beide Aurubis AG). Foto: Photographer: GDMB

Im Blick standen etwa die Forschungen zu Kupfer, Aluminium, Batteriemetallen, Seltenen Erden, aber auch die politischen Rahmenbedingungen. Die Sicherstellung der Rohstoffversorgung bedeute in erster Linie auch, unabhängig von anderen Ländern zu werden, machte Daniel Goldmann klar. Dank vergleichsweiser hoher Standards könne dies hierzulande deutlich umweltfreundlicher genutzt werden als in anderen Teilen der Welt.

Beim Symposium sprachen unter anderem Dr. Kazuyuki Marukawa (JX Metals Group), Svea Scherleithner (Heraeus Precious Metals GmbH & Co. KG), Dr. Claas Hoffend (AMG Lithium GmbH), Prof. Christoph Hilgers (KIT), Prof. Stefan Pogatscher (MU Leoben), Dr. Alexander Birich (RWTH Aachen) und Prof. Dr. Charitos (TU Bergakademie Freiberg). Vertreter der Deutschen Rohstoffagentur (DERA), der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Öko-Institut und Fraunhofer-Institut erörterten wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen.

Initiatoren der Konferenz waren Professor Daniel Goldmann, Dr. Tobias Elwert und Dr. Eric Becker (Aurubis AG). Referentin war auch Dr. Julia Meese-Marktscheffel von H.C. Starck Tungsten in Goslar.

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