Blick hinter die Kulissen der Feuerwehr
So geht‘s: Die Feuerwehr Hahausen gibt Bürgern praktischen Einblick in die Arbeit. Foto: Andrea Leifeld
Die Feuerwehr Hahausen lud am Dienstagabend die Bürger ein, sich bei einem offenen Abend über die Schulter schauen zu lassen. Die Brandschützer möchten neue Mitglieder gewinnen.
Schnuppernd die Aufgaben der Feuerwehr erkunden, da hing nicht nur Bratwurstduft in der Luft. Die gab es ohnehin erst später. Vorrangig war für die Führungskräfte der Hahäuser Wehr eine mögliche Mitgliederwerbung bei einem „offenen“ Dienstagabend. Interessierte Feuerwehrfans ab dem 16. Lebensjahr sollten gezielt angesprochen werden.
Dabei ist das Netz der Feuerwehr bereits engmaschig – auch in Hahausen: Kinder ab dem zehnten Lebensjahr können der ortsübergreifenden Jugendfeuerwehr Bodenstein-Nauen-Hahausen (freitags, 18 Uhr, DGH Hahausen) beitreten, und allen Interessenten ab dem 16. Lebensjahr stehen die Türen dort jeden Dienstag ab 19 Uhr offen. Die Kinderfeuerwehr „Feuerfüchse“ steht in Lutter und Langelsheim für Kinder ab sechs Jahren parat.
Viele Möglichkeiten für Eintritt
„Es gibt viele Möglichkeiten, in die Feuerwehr einzutreten“, betonte Marvin Ahrens, der als Gruppenführer am Dienstag den Hut aufhatte. Junge Leute, die mit 16 Jahren plötzlich feststellen, dass sie der Feuerwehr beitreten wollen, gäbe es gar nicht. Alle knüpften schon lange vorher die Kontakte. Auch Quereinsteiger seien sehr selten. „Das kommt höchstens mal vor, wenn jemand neu in das Dorf zieht und dann Kontakt sucht oder vorher schon in einer anderen Wehr aktiv war.“ Vor Kurzem habe es tatsächlich mit einem Zuzug aus Seesen so einen Fall gegeben, erinnerte er. Aber auch darüber hinaus wolle sich das Kommando der gut aufgestellte Hahäuser Stützpunktwehr nicht nachsagen lassen, sich nicht aktiv um neue Mitglieder zu kümmern.
Kurzerhand gaben die Hahäuser einem planmäßigen Dienstabend einen öffentlichen Charakter, und die Gäste konnten den Brandschützern bei der Ausbildung über die Schulter schauen. „In so einem Rahmen mit vielen Gästen wäre es sonst aus Versicherungsgründen nicht möglich“, fügte Ahrens an. Für Einzelpersonen mit einem echten Eintrittsinteresse sei ein „Schnupperdienst“ über mehrere Abende natürlich jederzeit möglich.
Und tatsächlich: Dank reger Werbung und Handwurfzetteln an alle Hahäuser Haushalte stand eine Handvoll Neugierige parat. „Wir suchen ja auch immer wieder Fördermitglieder“, freute sich Ahrens über jeden.
Das Programm zeigte den Gästen viel Action fürs Auge und ein fundiertes Fachwissen der Feuerwehrkräfte: Nach einem imaginären Verkehrsunfall galt es, einen Menschen (Dummy) vom Rücksitz eines dreitürigen Polos zu retten. Die Säule der Beifahrerseite war eingedrückt, und die Tür ließ sich folglich nicht öffnen. Umsichtig schritten die Kameraden bei der Aufgabe voran. Tempo stand beim Rettungseinsatz nicht im Vordergrund, mehr das korrekte Einrichten des Arbeitsfeldes und der sichere Umgang mit den Rettungsgeräten.
Notarzt bestimmt das Tempo
„Bei einem Rettungseinsatz sind wir als Feuerwehr nur die ausführenden Kräfte. Der Notarzt bestimmt das Tempo, danach, ob der Patient stabil ist oder nicht“, erklärte der stellvertretende Stadtbrandmeister Bernd Kerwien. Er übernahm die für alle Feuerwehr-Laien wichtige Moderation der Einsatzabläufe.
Der dreitürige Polo stellte dabei eine besondere Herausforderung für die vorrückenden Einsatzkräfte. „Bei dreitürigen Fahrzeugen geht es oft am Schnellsten, das Dach abzutrennen“, erklärte Kerwien. Auch die ständige Betreuung und Ansprache eines möglicherweise traumatisierten Unfallopfers sei während des gesamten Rettungseinsatzes sehr wichtig. Feuerwehrfrau Paula stemmte diese Aufgabe.
Stolz zeigte sich Kerwien auf die durch Akku betriebenen Rettungsgeräte: einen überdimensionalen Spreizer und eine riesige Schere. Beide durchtrennen problemlos dicke Autoholme und verstärkte Bleche. „Normalerweise funktionieren sie hydraulisch und sind daher durch einen langen Hydraulikschlauch am Unfallort auch unflexibel“, erklärte er. Akkubetriebene Geräte zeigten sich derweil in unwegsamem Gelände, auf Böschungen und in Straßengräben transportabler – und daher in solchen Einsatzgebieten deutlich besser geeignet. Dabei war die Feuerwehr Hahausen eine der ersten Wehren im Landkreis Goslar, die sich solche Akku-Geräte bereits 2014 kaufte. Inzwischen haben viele andere Wehren nachgerüstet.
In weniger als einer Stunde war auch am Dienstagabend der Dummy im Unfallfahrzeug befreit. Wie nachhaltig der offene Dienstagabend für die Feuerwehr Hahausen war, wird sich erst zeigen müssen. Für interessierte Feuerwehrfreunde stehen die Türen dort jederzeit offen.

Dank reger Werbung und etlicher Handwurfzettel kamen eine Handvoll neugieriger Bürger zum Dorfgemeinschaftshaus. Foto: Andrea Leifeld