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Genetischer Zwilling gefunden

GZ Plus Icon18-jähriger Jerstedter spendet Stammzellen

Jacob Hausmann spendet Stammzellen.

Jacob Hausmann spendet Stammzellen. Foto: Privat

Der 18-jährige Jacob Hausmann aus Jerstedt hat seine Stammzellen gespendet und vermutlich einem unbekannten genetischen Zwilling das Leben gerettet. Der Schüler der Goslarer BBS Stadtgarten hatte sich zusammen mit Mitschülern typisieren lassen.

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Von Petra Hartmann
Sonntag, 17.08.2025, 18:00 Uhr

Jerstedt. 18 Jahre jung und schon ein Lebensretter: Jacob Hausmann aus Jerstedt hat in der vergangenen Woche Stammzellen für einen unbekannten genetischen Zwilling gespendet. Der Schüler der BBS Stadtgarten hatte sich bei einer Aktion an seiner Schule typisieren lassen.

Nun kam die Nachricht vom Deutschen Knochenmark-Spenderregister (DKMS): Die Probe des Jerstedters passte zu einem Patienten, für dessen Überleben die Spende dringend gebraucht wurde. Ehrensache, dass Hausmann sofort bereit war zu helfen. Auch wenn die Prozedur alles andere als angenehm war, wie er erzählt.

Angefangen hatte alles in der Schule, als ein Vertreter des DKMS über die Arbeit seiner Organisation berichtete und um Unterstützung bat. Daraufhin ließen sich viele Schüler typisieren, das heißt: Sie gaben Zellmaterial aus dem Mundbereich ab, das mit einem Wattestäbchen entnommen wurde. Es dauerte eine Weile, die Proben zu analysieren und mit den Daten der Hilfesuchenden abzugleichen, doch endlich bekam der Jerstedter eine SMS: Ja, er komme tatsächlich als Spender infrage. Allerdings waren zunächst noch einige Tests nötig. „Das hat sich echt hingezogen“, sagt er, „sie haben mein Blut auf alles Mögliche untersucht.“ Malaria, HIV, Diabetes, chronische Krankheiten – alles musste ausgeschlossen werden.

Spritzen in den Bauch

Allerdings, die Blutabnahme war noch der angenehmste Teil der Vorbereitungen. Vor der Spende gab es fünf Tage lang Spritzen in den Bauch, zwei morgens und eine am Abend. Sie sollten die Stammzellproduktion seines Körpers ankurbeln. Da Stammzellen aber vor allem produziert werden, wenn eine Krankheit im Körper wütet, hätten die Spritzen die Funktion gehabt, ihn „krank“ zu machen, erklärt Hausmann. Er habe „dolle Gliederschmerzen“ gehabt, vielleicht ein bisschen wie Muskelkater. Naja, es sei nicht sehr schlimm gewesen, relativiert er. Aber: „Am fünften Tag hatte ich gar keine Lust mehr auf die Spritzen“, sagt er. Ein bisschen sei er sogar sauer auf seine Mutter Anja Hausmann gewesen, die ihm die Spritzen verabreichte.

Sie ist gelernte Arzthelferin und injizierte ihm das Mittel fachgerecht alle zwölf Stunden. Die Blutabnahme hätte sie wohl auch selbst erledigen können, doch dies überließ sie dann doch einer Goslarer Ärztin. „Obwohl er sehr schöne Venen hat“, schwärmt die Mutter.

„Ich habe es gehasst“

„Ich habe es gehasst, wenn sie mit den Spritzen auf mich zukam“, sagt der 18-Jährige. Dabei ist sein Verhältnis zu seiner Mutter eigentlich sehr eng. Und vielleicht hat ihre Erfahrung mit dazu beigetragen, dass der Sohn sich so uneigennützig für einen fremden Menschen als Spender zur Verfügung stellt: Sie erhielt vor Jahren eine neue Lunge, aber der Körper nahm sie nicht an, sodass sie ständig Medikamente und Behandlungen benötigt, die das Immunsystem unterdrücken und Abstoßungsreaktionen verhindern.

Zur Stammzellentnahme musste der junge Mann nach Dessau fahren. Seine Mutter und seine Großmutter Christine Schulze begleiteten und chauffierten ihn zum DRK-Blutspendezentrum.

Bis dahin sollte er gut aufpassen, dass er sich nicht erkältete oder verletzte. Wie man sich vor einer Erkältung hütet? Hausmann zuckt die Achseln. Jedenfalls sei er beim Kickbox-Training etwas zurückhaltend gewesen und im Spanien-Urlaub vor der Spende sei auch nichts passiert. So weit, so gut.

Viereinhalb Stunden an der Maschine

Viereinhalb Stunden hing er, mit Nadeln in den Armen, an der Blutwäsche-Maschine, die die Stammzellen aus seinem Blut extrahierte. „Das war schon eklig, und mir hat der Arm wehgetan“, erzählt er. „Ich habe dabei auf dem Tablet Netflix-Serien geguckt und auch etwas geschlafen.“ Für ihn war nur ein einziger Tag an der Maschine notwendig, offenbar hatte er eine ausreichende Menge Stammzellen produziert. Bei manchen Spendern sei auch ein zweiter Durchgang nötig, hat er erfahren. „Zum zweiten Mal hätte ich auch keinen großen Bock gehabt“, sagt er.

„Gut, dass die Zellen inzwischen nicht mehr aus dem Knochenmark genommen werden müssen“, betont seine Mutter. Früher sei dazu eine Operation nötig gewesen, die jetzige Methode sei doch wesentlich schonender.

Insgesamt war es ein ausgesprochen lang andauernder Prozess. Von der ersten Nachricht am neunten Mai bis zur Entnahme der Stammzellen hat es rund drei Monate gedauert. Ob es geklappt hat und ob seine gespendeten Zellen dem unbekannten Patienten tatsächlich helfen konnten, wird Jacob Hausmann später erfahren. Vielleicht können er und sein genetischer Zwilling sich auch eines Tages kennenlernen. Doch bis auf Weiteres ist das Verfahren noch völlig anonym.

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