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Die Geschichte der Spielbank

GZ Plus IconWie Bad Harzburg vor 50 Jahren auf einen Schlag mondän wurde

Ein Hauch von Las Vegas: Vor 50 Jahren wird Bad Harzburg Spielbankstandort.

Ein Hauch von Las Vegas: Vor 50 Jahren wird Bad Harzburg Spielbankstandort. Foto: Ahrens-Archiv

Roulettekugel, Glanz und ein Hauch von Las Vegas: Die Spielbank machte Bad Harzburg einst mondän. Vor 50 Jahren wurde sie eröffnet, sorgte für volle Kassen, aber auch handfeste Skandale. 2021 zog sie weg. Da war der Glanz schon längst verblasst.

Von Redaktion Sonntag, 26.10.2025, 04:00 Uhr

Bad Harzburg. Vor 50 Jahren begann in Bad Harzburg ein Kapitel, das die Stadt über Jahrzehnte prägte: Im traditionsreichen Harzburger Hof öffnete die Spielbank. Der Ort wurde damit Teil der neuen niedersächsischen Glücksspielära. Bis 2021 war Bad Harzburg Spielbankstandort. Am Ende verabschiedete sich das Casino, schon längst keine pompöse Spielbank mehr, nach Braunschweig. Aber: Warum bekam Bad Harzburg überhaupt eine Spielbank? Und wieso verschwand sie wieder?

Die Anfänge

Nach langem politischen Ringen hatte der Landtag Anfang der 1970er Jahre den Weg freigemacht für staatlich konzessionierte Casinos. Ziel war es, illegales Glücksspiel einzudämmen und zugleich eine lukrative Steuerquelle zu schaffen. Neben Hannover, Bad Pyrmont, Bad Bentheim, Bad Zwischenahn sowie den Saisonbetrieben auf Borkum und Norderney erhielt auch Bad Harzburg eine Konzession – mit einem Zweigbetrieb im Seevetaler Ortsteil Hittfeld.
1981 wird in der Stadtmitte ein Automatenspielsaal der Spielbank eröffnet.

1981 wird in der Stadtmitte ein Automatenspielsaal der Spielbank eröffnet. Foto: Ahrens-Archiv

Betreiberin wurde die H. & H. Casinobetriebe GmbH & Co. KG, die im Frühjahr 1975 den Spielbetrieb aufnahm. Die Eröffnung im Harzburger Hof wurde damals als kleiner Quantensprung für die Kurstadt empfunden: plötzlich mondän.

Die Spielbankaffäre

Für die Stadt war die Spielbank ein Segen. Die Spielbankabgabe brachte Bad Harzburg jahrelang beachtliche Einnahmen. 1981 kam auch noch ein Automatenspielsaal in der Stadtmitte dazu.

Die niedersächsischen Casinos rückten in den 1980er Jahren allerdings auf unschöne Weise in die Schlagzeilen. Die sogenannte Spielbankaffäre erschütterte Politik und Öffentlichkeit: Der hannoversche Unternehmer Marian Felsenstein, Betreiber der Spielbanken Hannover und Bad Pyrmont, geriet wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten und mutmaßlicher Bestechung in den Fokus der Ermittlungen.
25 Jahre lang residiert die Spielbank im Harzburger Hof.

25 Jahre lang residiert die Spielbank im Harzburger Hof. Foto: Ahrens-Archiv

Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss arbeitete 1988 und 1989 die Vorwürfe auf. Das Ergebnis: ein erschüttertes Vertrauen in die damalige Spielbankaufsicht – und die Konsequenz, alle niedersächsischen Spielbanken zu verstaatlichen.

Die Zeiten ändern sich

Mit der Zeit änderten sich Publikum und Ansprüche. Die Mischung aus klassischem Roulette, Automaten und gepflegter Abendunterhaltung blieb, doch das Ambiente wandelte sich.

Im Jahr 2000 zog die Spielbank aus dem Harzburger Hof in den Neubautrakt des Hotels Vier Jahreszeiten im Badepark um. Dort war sie moderner, heller, leichter zugänglich, aber weniger mondän als in den ersten Jahrzehnten.
Modern, aber nicht mehr mondän: Ab 2000 residiert die Spielbank im Badepark.

Modern, aber nicht mehr mondän: Ab 2000 residiert die Spielbank im Badepark. Foto: Veranstalter

Jährlich kamen rund 60.000 Besucher. Bad Harzburg gehörte nie zu den umsatzstärksten Standorten in Niedersachsen, aber das Casino war präsent: als Arbeitgeber, als Sponsor und als Werbeträger für die Kurstadt. „Wo die Spielbank wirbt, wirbt sie auch für Bad Harzburg“, hieß es schon Ende der 1970er Jahre, als Stadt und Betreiber eine gemeinsame Marketingvereinbarung schlossen.

Wie das Ende kam

Nach knapp einem halben Jahrhundert endete 2021 das Kapitel Bad Harzburg. Grund war die Eigenbedarfsankündigung der „Michels Kliniken“, die im 70 zusätzliche Klinikbetten einrichten wollten. Die Spielbank musste weichen und machte sich auf die Suche nach einem neuen Standort.

Nach einem gescheiterten Anlauf am Braunschweiger Bohlweg fiel die Wahl schließlich auf eine Immobilie an der Hamburger Straße, ebenfalls in der Löwenstadt, in den Räumen des früheren „Soccer Five“. Quelle: Chronik der Stadt Bad Harzburg/GZ-Archiv

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