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Sparkasse Hildesheim-Goslar-Peine

GZ Plus IconJürgen Twardzik: Ein ganzes Berufsleben für die Sparkasse

Das Foto zeigt Jürgen Twardzik, Vorstandsvorsitzender der SParkasse Hildesheim-Goslar-Peine, neben einem Druckmotiv von Andy Warhol mit dem Portraitbild von Johann Wolfgang von Goethe.

Goethe in Popart von Andy Warhol, das passt auch farblich bestens ins Büro des Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Hildesheim-Goslar-Peine. Zum Jahresende geht Jürgen Twardzik (66) in den Ruhestand. Foto: Jörg Kleine

46 Jahre hat Jürgen Twardzik (66) für die Sparkasse gearbeitet. Wir ziehen eine Bilanz des Vorstandsvorsitzenden – nicht nur in Zahlen.

Von Von Jörg Kleine Samstag, 20.12.2025, 09:00 Uhr

Hildesheim/Goslar. Über Jahrzehnte hat Jürgen Twardzik (66) die heutige Sparkasse Hildesheim-Goslar-Peine verkörpert wie kaum ein anderer. Zum Jahresende nimmt der Vorstandsvorsitzende und Fußballfan seinen Abschied – quasi nach Verlängerung und Elfmeterschießen.

Vorstandschefs und Geschäftsführer haben oft nur Zeitverträge. Das gilt auch bei der Sparkasse Hildesheim-Goslar-Peine. Der letzte Fünf-Jahres-Vertrag wäre für Jürgen Twardzik eigentlich im Sommer 2024 ausgelaufen, doch erhielt er vorsorglich eine Verlängerung bis Silvester 2025.

Abi, Lehre und Karriere

Damit endet nach mehr als 46 Jahren eine erstaunliche berufliche Karriere, die am 1. August 1979 als Auszubildender bei der damaligen Kreissparkasse Hildesheim begann: ein ganzes Berufsleben für die Sparkasse.

Twardzik wuchs in Duingen auf und baute im benachbarten Alfeld 1979 sein Abitur. In der Oberstufe setzte er auf den naturwissenschaftlichen Zweig, denn damals gab es an den Gymnasien noch kein Kurssystem. Twardziks Schwerpunktfächer? „Mathe und Latein“, sagt er im GZ-Gespräch an seinem vorletzten Arbeitstag.

Das Ende der Schlipsträger

Grauer Anzug mit Einstecktuch, weißes Hemd, sportliche Schuhe – so sitzt er an in seinem Büro am Besprechungstisch. Die obligatorische Banker-Krawatte hat der Sparkassenvorstand schon vor Jahren demonstrativ in den Schrank gehängt. Neuerdings duzen sich die meisten auch im Haus mit dem großen „S“. Kein Sittenverfall, sondern Transformation in neue Zeiten – in denen auch das „Sie“ offenbar ein Verfallsdatum bekommen hat.

Vor ihm hängt eine blaue Grafik von Georg Baselitz an der Wand, hinter Jürgen Twardzik prangt das berühmte Tischbein-Motiv von Johann Wolfgang Goethe mit Hut, aber als Druck von Andy Warhol, dessen poppige Farben in ein kräftiges Rot übergehen – wie die Hausfarbe der Sparkasse. „Das hat mich sofort angezogen“, schildert Twardzik mit einem Schmunzeln.

Alles eine Frage der Kultur

Alles eine Frage der Kultur, und das gilt im Haus der Zahlen in mehrfacher Hinsicht: Da ist die jährliche Förderung von kulturellem und gesellschaftlichem Engagement in der gesamten Region, aber auch die kulturelle Frage innerhalb der Sparkasse. Denn mit der Fusion der drei Institute Hildesheim, Goslar und Peine (HGP) vor knapp neun Jahren zu einer der größten Sparkassen in Niedersachsen war der interne „Kulturentwicklungsprozess“ ein wichtiger Punkt für den Vorstand, erklärt Twardzik. Devise: „Okay, ich gehöre jetzt zum Team der HGP.“ Um gemeinsame Werte sei es gegangen, um Wertschätzung, Mut, Transparenz und Vertrauen – sowohl unter den Kolleginnen und Kollegen als auch im Kontakt zu den Kunden.

Fusion, Fusion, Fusion

Seit der Fusion zum Januar 2017 ist Jürgen Twardzik Vorstandsvorsitzender der Sparkasse. Aber auch schon vorher gehörte er zum Team der Chefetage – in wechselnden Rollen. Erstmals Vorstandschef wurde er zum 1. Juli 1996 bei der damaligen Kreissparkasse Alfeld. Das Kreditinstitut war in Schwierigkeiten geraten, erläutert Twardzik, und er sollte das ordnen. Doch es sei am Ende nur die Option geblieben, die Alfelder mit der Hildesheimer Kreissparkasse zu verschmelzen. Das war mit Konflikten, Enttäuschung und traurigen Gesichtern verbunden. Für ihn „die schwierigste Situation“ seines Berufslebens, sagt Twardzik.

Fortan gehörte er indes zum Vorstand der Kreissparkasse Hildesheim, die 2005 dann mit der Stadtsparkasse Hildesheim zur neuen Sparkasse Hildesheim fusionierte. Der Landkreis und die Stadt als öffentliche Gewährsträger des Unternehmens kamen dabei auf eine typisch politische Proporzlösung: Sie teilten die Fünf-Jahres-Periode durch zwei. Somit tauschten fortan nach zweieinhalb Jahren der Hildesheimer Landrat und der Oberbürgermeister den Vorsitz im Verwaltungsrat, während Jürgen Twardzik (ehedem Kreissparkasse) und Peter Block (ehedem Stadtsparkasse) den Staffelstab als Vorstandsvorsitzende wechselten.

Nach nunmehr neun Jahren Hildesheim-Goslar-Peine ist das alles Schnee von gestern. Es gibt nur einen Vorsitzenden – im Trio mit Steffen Lange und Ingmar Müller als aktuellen Vorstandsmitgliedern.

Ganz ohne Zahlen in seiner persönlichen Bilanz kommt Twardzik im GZ-Gespräch indes nicht davon. Von rund 7 Milliarden Euro bei der Dreierfusion ist die Bilanzsumme auf zuletzt rund 9,4 Milliarden Euro gestiegen. Nach Hannover und Oldenburg ist die „HGP“ gemessen an der Bilanzsumme somit die drittgrößte im Land.

Milliardensummen der Kunden

„Für mich ist das Bilanzvolumen aber nicht das Entscheidende“, betont Twardzik, sondern das Kundengeschäftsvolumen – ob Kredite, Einlagen oder Wertpapiere. Denn darin spiegele sich eine Menge Vertrauen der Kunden. Von rund 12,3 Milliarden Euro ist dieses Kundengeschäft seit 2017 auf knapp 17 Milliarden Euro gestiegen, resümiert Twardzik.

Stolze Summen, auf die „Mister Sparkasse“ in Hildesheim zu seinem Abschied verweisen kann. Trotzdem nimmt der Druck auf regionale Banken und Sparkassen nicht ab, weil auf dem Online-Markt erhebliche Konkurrenz erwachsen ist, auch international.

Sind die Tage der regionalen Kreditinstitute trotz wiederholter Fusionen also gezählt? „Nein“, sagt Twardzik und wirbt: „Bei unserem Geschäftsmodell zählt weiterhin der Kontakt von Mensch zu Mensch. Gerade auch, wenn es mal etwas komplexer wird. Es geht um Verlässlichkeit mit persönlicher Nähe. Wir Sparkassen sind stark, dabei bleibe ich.“

Und jetzt, Herr Twardzik?

Das wäre für den langjährigen Vorstandschef also erst mal geklärt. Bleibt die Frage, was macht er in seinem Leben nach der Sparkasse? Doppelkopf spielt er gern, Tennis und Skifahren stehen sportlich auf der Hitliste, und er tummelt sich seit 15 Jahren in einem Männerkochclub. Musicals, Städtereisen und die Ostsee stehen gemeinsam mit seiner Frau Manuela hoch im Kurs.

Seit 1987 sind die beiden verheiratet. Wo sie sich kennengelernt haben? Na, bei der Sparkasse.

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