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Ratsbeschluss lässt Fragen offen

GZ Plus IconNach dem Goslarer Grundschulgrenzfall warten alle auf Lösungen

Schule ist jetzt erstmal aus: Wie geht es nach den Sommerferien in der Frage der Einzugsbereiche für drei Grundschulen weiter?

Schule ist jetzt erstmal aus: Wie geht es nach den Sommerferien in der Frage der Einzugsbereiche für drei Grundschulen weiter? Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Für Schiller-, Goethe- und Jürgenohlschule sollen die Schulgrenzen laut Ratsbeschluss fallen. Details sind noch ungeklärt. Wie die Schulen mit der offenen Frage in die Sommerferien gehen, hat die GZ dreimal nachgefragt und zwei Antworten erhalten.

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Von Frank Heine
Donnerstag, 03.07.2025, 08:00 Uhr

Goslar. Sommer, Sonne, Urlaubszeit: Schüler und Lehrkräfte verabschieden sich für die nächsten sechs Wochen in die Ferien. Erst am 14. August nehmen Niedersachsens Schulen den Unterricht wieder auf. Wer mag da jetzt an Schulorganisation denken? Melanie Gehrmann und Nicole Wagener schon. Die Rektorinnen von Schiller- und Goetheschule wünschen sich jedenfalls so bald wie möglich Klarheit darüber, was der Ratsbeschluss zum Wegfall der Schulgrenzen aus der Vorwoche für den künftigen Goslarer Grundschulalltag bedeutet. Christine Bulban ließ in Jürgenohl zwei Tage lang mehrere Rückrufbitten unbeantwortet.

„Wir erhalten schon die ersten Anrufe von Eltern, die fragen, wie es weitergeht und wie sie ihre Kinder bei uns anmelden können“, beklagt Gehrmann. Ihre Einrichtung liegt am Georgenberg zwischen Goetheschule in der Altstadt und der Jürgenohlschule in Goslars größtem Stadtteil. Mit den Stimmen von CDU, Grüner Partei 42, Linken, AfD, Bürgerliste und Niklas Prause hatte der Rat wie berichtet einen gemeinsamen Schulbezirk beschlossen, den Zeitpunkt aber offengelassen. Frühester Termin ist der Sommer 2026, wenn das übernächste Schuljahr startet. Dann wird allerdings mit Sicherheit noch kein Anbau an der Goetheschule stehen, wie ihn der Rat mit gleicher Mehrheit ebenso beschlossen hat. Stadt-Sprecherin Daniela Siegl lässt ausrichten, dass es aktuell für Aussagen über eine Realisierung zu früh sei. Oliver Heinrich vom Goslarer Gebäudemanagement habe auf Bauweisen wie aktuell bei der Grundschule Oker hingewiesen, wo ein Jahr für die reine Bauzeit auskömmlich sei. Was aber noch nichts über Planungsdauer und Genehmigungsverfahren sage. Und was gerade mitten im Unesco-Weltkulturerbe Altstadt von Bedeutung sein dürfte.

Losverfahren wohl unvermeidlich

„Bei unserer weitgehend bekannten Raumsituation können wir ohne einen Anbau sehr wahrscheinlich den Bedarf nicht abbilden“, sagt wiederum Wagener als Chefin der Goetheschule. Was bedeutet: Sie geht davon aus, dass Losverfahren mindestens in der Anfangszeit unvermeidlich seien. Dies wäre der Fall, wenn der Rat die Satzung über die Schulgrenzen so bald als möglich ändert. Bei einer intern mit der Stadt kommunizierten Grenze von 60 Schülern pro Jahrgang und etwa 20 Geschwister- und Flexi-Kindern mit Vorzugsrechten sei klar, was am Ende übrig bleibe, rechnet Wagener aus.

Wenn die alte Satzung Gültigkeit behielte, sieht Wagener andersherum die ersehnte Konrektoren-Stelle in Gefahr, weil die Zahlen zu stark sinken würden. Was tun? Das, was die Verwaltung als Vorschlag für die neuen Schulgrenzen auf den Tisch gelegt hatte, aber nicht mehr zur Abstimmung kam, wäre in ihren Augen „eine vernünftige Zwischenlösung“. Und nicht nur das: „Es wäre generell sogar eine gute Dauerlösung.“

Was wiederum Gehrmann an der Schillerschule für den ersten Fall anders bewertet. Wenn jetzt wiederholt immer neue und immer andere Modelle einander abwechselten, trage das eher zur Verwirrung bei. Wie bewertet sie den Beschluss des Rates? „Mir fehlen die Worte“, sagt die Pädagogin, verrät aber durchaus Sympathie für GZ-Kommentare zum Thema. „Ich hätte mir auf jeden Fall etwas mehr Respekt und Wertschätzung für unsere Arbeit gewünscht“, betont sie.

Lucksch ist „entsetzt“

Was heißt das? Die Antragsteller hatten bei ihrem Votum zusammen mit der AfD die Empfehlung aller zehn Grundschulspitzen außer Acht gelassen, die sich für den Erhalt der Schulgrenzen ausgesprochen hatten. Renate Lucksch (SPD) ist zwar Partei, spricht aber als Vorsitzende des Schulausschusses, wenn sie ihr „Entsetzen“ über einen Beschluss ausdrückt, der „nicht nur den Steuerzahler unnötig belastet, wenn eine neue Schule gebaut wird, die komplett überflüssig ist, weil alle Schüler an den vorhandenen drei Schulen aufgenommen werden können“. Dieser Beschluss sei eben auch gegen den Elternwillen, gegen die Aussagen aller Schulleitungen und gegen die Empfehlung der Verwaltung gefasst worden. „Und das nennen die Antragsteller dann freier Elternwille?“, fragt Lucksch rhetorisch. Umgekehrt sei es richtig: „Es ist ein erzwungener Weg, den keiner der Beteiligten gehen will.“ Beleg mag eine in Kreisen der Elternvertreter kursierende Persiflage sein, in der in Fragen zu Schulgrenzen, Losverfahren und Absagen an die Antragsteller und Entscheider verwiesen wird – samt den auf der Homepage der Stadt hinterlegten E-Mail-Adressen der Wortführer.

Umstrittenes Wohltmann-Zitat

In der Sitzung des Rates hatte sich der Linke Rüdiger Wohltmann unter anderem über die GZ beklagt. Auf Nachfrage konkretisierte er, dass er nicht korrekt zitiert worden sei. „Manche Schulleitungen arbeiten gut, andere besser, aus Sicht der Eltern arbeiten alle schlecht“, lautet der umstrittene Satz, den die Rektoren im März in einem ratsoffenen Brief aus einem Gespräch mit den Antragstellern aufgeführt hatten. Genau darüber hatte die GZ berichtet. Wohltmann will dies so nicht gesagt haben und beklagt sich, nicht explizit befragt worden sein. Aktiv korrigiert hatte er es aber auch nicht. Im Übrigen steht die Rektoren-Seite dazu, dass der Satz genau so gefallen ist.

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