Schule am Harly eröffnet Ausstellung über jüdisches Leben
Schülerinnen und Schüler der Schule am Harly eröffnen ihr Projekt zu jüdischem Leben in Goslar. Foto: Privat
Zwei Klassen der Schule am Harly entwickeln in einem Projekt eine Ausstellung über Kultur, Glauben und menschliche Schicksale in Goslar. „Geschichte trifft Gegenwart“ lautet das Motto ihrer gemeinsamen Arbeit.

An verschiedenen Stationen können sich die Besucher unter anderem über jüdisches Leben in Goslar informieren. Foto: Roß
Herausgekommen ist dabei die Ausstellung „Geschichte trifft Gegenwart – Das Leben jüdischer Familien in Goslar um 1933“. Und die passt geradeso in die Mensa der Schule, so viel gibt es zu bestaunen und entdecken, zum Schmecken oder Ausprobieren.
Geschichten per QR-Code
Im Zentrum der Ausstellung steht eine Nachbildung des Holocaust-Denkmals in Berlin. Die Steine sind umfunktionierte und angemalte Tetra-Pak-Kartons. Unter einigen stehen Playmobilfiguren, an denen Sprechblasen kleben. „Ich bin Erna“, „Ich bin Kurt Heilbrunn“, oder „Ich bin Lucie Lebach“ steht in den Sprechblasen, darunter ein QR-Code. Scannt man diesen mit dem Smartphone, erfährt man die Geschichte hinter dem jeweiligen Namen. Es handelt sich um jüdische Zeitzeugen aus Goslar rund um das Jahr 1933.

Um die Ausstellung mit Leben und Wissen zu füllen, war viel Recherche-Arbeit nötig. Schüler und Lehrer besuchten den jüdischen Friedhof in Goslar und die Synagoge in Braunschweig. Sie putzten die Stolpersteine in den Straßen Goslars und gingen ins Stadtarchiv, um mehr über die Namen auf den Steinen zu erfahren. So fanden die Harlyschüler auch die Stelle in Goslar, an der Kurt Heilbrunn regelmäßig von Mitschülern angegriffen wurde – weil er Jude war. „Das hat bei unseren Schülerinnen und Schülern große Betroffenheit und Mitgefühl ausgelöst“, berichtet Lehrer Reiko Linzer. Außerdem interviewten die Klassen Menschen jüdischen Glaubens aus dem bundesweiten Projekt „Meet a Jew“.
Fotobuch und Film
In einem Fotobuch und einem Kurzfilm haben sie ihre Projektarbeit festgehalten. Auch eine Bewerbung um einen Preis der „Leo-Trepp-Stiftung“ ist geplant. Dort werden Konzepte zur Weitergabe von Wissen über das jüdische Leben in Deutschland entwickelt. Nach der Eröffnung soll die Ausstellung nun auch Klassen anderer Schulen im Landkreis zugänglich gemacht werden.
Mit der Eröffnung ist das Projekt aber noch nicht abgeschlossen. Die Schülerinnen und Schüler wollen im Sommer 2025 gemeinsam auf eine Klassenfahrt nach Berlin aufbrechen. Dort steht natürlich auch ein Besuch des Holocaust-Denkmals auf dem Programm, über das sie in den vergangenen Monaten so viel herausgefunden haben.