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Projekt läuft seit elf Jahren

GZ Plus IconWann ist die Quensen-Malerei in Bad Harzburgs Lutherkirche fertig?

Holger Windmann und sein Team malen die Quensen-Werke dort nach, wo es nötig ist. Und das ist an vielen Stellen der Fall.

Holger Windmann und sein Team malen die Quensen-Werke dort nach, wo es nötig ist. Und das ist an vielen Stellen der Fall. Foto: Schlegel

Seit elf Jahren wird Zentimeter für Zentimeter die ursprüngliche Ausmalung der Lutherkirche freigelegt. Nun, langsam sehen die Restauratoren Licht am Ende des Tunnels. Aber wann ist das Gesamtwerk des Hofmalers Adolf Quensen von 1903 zu sehen?

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Von Holger Schlegel
Sonntag, 09.03.2025, 16:00 Uhr

Bad Harzburg. Spätestens zu Ostern wird das Innere der Lutherkirche wieder ein Stück näher am Originalzustand sein. Dann nämlich ist auch die Südwand vom Gerüst befreit und präsentiert sich mit der Wandmalerei, die 1903, bei Eröffnung des Gotteshauses, Adolf Quensen dort hingezaubert hatte und die jahrzehntelang unter einer weißen Farbschicht verschwunden war.

Nur noch die Südwand ist eingerüstet.

Nur noch die Südwand ist eingerüstet. Foto: Schlegel

Die Operation Quensen geht mittlerweile ins elfte Jahr, aber die Kirchengemeinde und Restaurator Holger Windmann sehen langsam Licht am Ende des Tunnels. Der war aber lang. Jeder Quadratzentimeter des Kirchenschiffs musste von weißer Farbe befreit werden, die vor einigen Jahrzehnten die Kirchengemeinde hatte auftragen lassen, damit die Lutherkirche schön hell und luftig wirkt. So jedenfalls könnte sich Holger Windmann die Intention vorstellen, die hinter der Idee stand. Eine schlechte Idee aus heutiger Sicht, denn nicht nur, dass die Wände unter und vor allem hinter der Farbe litten. Es verschwand auch die aufwändige Dekorationsmalerei von Adolf Quensen. Nun ist sie auf rund 1400 Quadratmetern wieder da, über Jahre mühsam hervorgeholt von Windmann und seinen Leuten.

Schriftzug taucht auf

Zuletzt war das komplette Kirchenschiff bis Weihnachten eingerüstet gewesen, die Malereien auch hoch oben in der Gewölbedecke freizulegen. Von diesem Bauabschnitt ist jetzt nur noch das an der Südwand geblieben, sie ist 40 Meter lang und vier Meter hoch. Es ist die Wand, an der auch die beiden Gedenkplatten für die Weltkriegstoten hängen. Bis Ostern, so Holger Windmann, soll auch dort die Dekorationsmalerei restauriert sein, freigelegt worden ist sie schon. Sie ist umfangreicher aufzuarbeiten, als die Quensen-Ornamente in anderen Bereich der Kirche, denn sie besteht aus komplizierten Mustern,
An der Südwand sind nun auch die Schriftzüge wieder zu sehen.

An der Südwand sind nun auch die Schriftzüge wieder zu sehen. Foto: Schlegel

Auch Schriftzüge kamen zum Vorschein. Sie waren jahrzehntelang hinter Platten verborgen, die aus der Wand eine ebene Fläche machten. Die floralen Ornamente selbst sind teilweise in einem halbwegs guten Zustand, manche sind aber auch kaum noch zu erkennen.
Mitunter sind die floralen Ornamente kaum noch zu erkennen.

Mitunter sind die floralen Ornamente kaum noch zu erkennen. Foto: Schlegel

Und mitunter sind sie sogar ganz verschwunden oder überputzt worden. Dort kann dann logischerweise nicht restauriert werden, sondern es müssen mit Schablonen neue Ornamente nachgemalt werden.

Fast 800.000 Euro

Wenn in gut sechs Wochen auch diese Wand fertig ist, bedeutet das den Schlussstrich unter den umfangreichsten Restaurierungsschritt in der Lutherkirche, der immerhin fast 800.000 Euro (davon 250.000 Euro von der Landeskirche und 250.000 Euro von der Kleinschmidt-Stiftung) gekostet hat. Wobei in der Gesamtsumme nicht nur die Arbeit der Restauratoren inbegriffen ist. Allein das riesige Gerüst in der Kirche hat über die lange Zeit, in der es aufgebaut war, viele Zehntausend Euro ausgemacht. Dazu kommen auch noch weitere, teure Arbeiten, beispielsweise die der Architekten.

Aber die Quensen-Freilegung ist damit noch nicht abgeschlossen.
Als nächstes kommen 100 Quadratmeter Wand am Westeingang (l.) an die Reihe.

Als nächstes kommen 100 Quadratmeter Wand am Westeingang (l.) an die Reihe. Foto: Schlegel

Den nächsten Schritt haben Kirchengemeinde und Kirchenvorstand um Dr. Peter Warnecke schon geplant. Im Frühsommer soll der ebenerdige Bereich am Westeingang in Angriff genommen werden.
Die Epitaphien aus dem frühen 17. Jahrhundert stammen noch aus den Vorgängerkirchen.

Die Epitaphien aus dem frühen 17. Jahrhundert stammen noch aus den Vorgängerkirchen. Foto: Schlegel

Die Fläche ist „nur noch“ einhundert Quadratmeter groß, dort hängen aber auch die zwei Epitaphien aus dem frühen 17. Jahrhundert, die wohl zu den ältesten erhaltenen Kunstwerken Bad Harzburgs gehören dürften. Farblich sind sie schon seit geraumer Zeit restauriert, doch mittlerweile nagt der Zahn der Zeit in Gestalt von Schimmel an den mächtigen Bildern.

Weitere Spender gesucht

Die Kirchengemeinde, die sich bisher sehr zur Freude der geschäftsführenden Pfarrerin Petra Rau auf eine sehr treue Schar von Spendern verlassen konnte, hofft auch dafür auf Zuwendungen aus der Gemeinde.

Und wenn dieses Projekt dann geschafft ist, geht es oben auf der Orgelempore weiter. Das Instrument wird nämlich Anfang kommenden Jahres auseinandergebaut, weil eine Reinigung und Wartung ansteht. Holger Windmann wird dann die Gelegenheit nutzen, den noch nicht bearbeiteten Deckenbereich über der Orgel aufzuarbeiten. Das ist aber eine vergleichsweise kleine Fläche, die nach Schätzung des Restaurators in zwei Wochen abgearbeitet werden könne.

Oberhalb der Orgel fehlt noch ein Stück Decke, es wird Anfang 2026 restauriert.

Oberhalb der Orgel fehlt noch ein Stück Decke, es wird Anfang 2026 restauriert. Foto: Schlegel

Was dann noch übrig bleibt, ist der untere Bereich des Seitenschiffs, aber diese Zukunftsmusik hat die Gemeinde vorerst nur auf dem Zettel, aber noch nicht in der konkreten Planung. Denn auch dafür werden wieder Gelder gebraucht, natürlich auch von Spendern. Finanziell abgesichert ist indes die Sanierung der Fassade und des Dachs. Eine Million Euro hat die Landeskirche laut Petra Rau bereitgestellt.

Aber erst einmal ist die Luthergemeinde noch voll im Quensen-Rausch. Der soll aber 2028 abgeschlossen sein. Denn dann feiert die Lutherkirche ihr 125-jähriges Jubiläum. Und soll dann wieder aussehen, wie am ersten Tag.

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