Zwei verwaiste Luchsbabys werden bei Döhrenhausen gerettet

Bereit für die Freiheit: Ein Luchsmännchen verlässt seine Transportbox im Forstbezirk Eibenstock/Sachsen. Foto: Symbolfoto: Hendrik Schmidt/dpa
Anwohner der kleinen Siedlung Döhrenhausen in der Gemeinde Liebenburg hatten die Jungtiere beobachtet, deren Mutter verschwunden ist. Was geschieht mit den Kleinen?
Liebenburg. Eine rührende Geschichte ereignete sich in den Liebenburger Wäldern, wo verwaister Luchsnachwuchs bei Döhrenhausen gerettet werden konnten. Doch der Reihe nach: Anfang August wurde ein Luchs von einer Fotofalle im südlichen Ausläufer des Salzgitterschen Höhenzugs aufgenommen. Auf dem Foto war erkennbar, dass das weibliche Tier Milch produziert und säugt. Ihr Nachwuchs war jedoch auf dem Bild nicht zu sehen. Das Muttertier war Jagdpächter Hans Hesse, Vorsitzender der Jägerschaft Braunschweig, aber durchaus bekannt.
Anfang September meldeten ihm die Bewohner der kleinen Siedlung Döhrenhausen, gelegen zwischen Dörnten und der ehemaligen Gaststätte Ohlei, zwei mutterlose, junge Luchse. Die Jungtiere ließen die Menschen bis auf wenige Meter an sie heran. „Dieses Verhalten war ungewöhnlich, sodass der Verdacht nahelag, dass die Jungluchse keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter hatten und zudem auch hungrig waren“, erklärt Hesse.
Ole Anders vom Harzer Luchsprojekt wurden verständigt, doch das Vorhaben, die Jungtiere einzufangen, gelang zunächst nicht. Die kleinen Luchse blieben mehrere Tage verschwunden.
Doch plötzlich ging alles Schlag auf Schlag. Die beiden Jungtiere wurden erneut von den Bewohnern der ehemaligen Försterei Döhrenhausen gesichtet und hatten sich in einer Scheune auf dem Grundstück versteckt. Beide Tiere wirkten sehr abgemagert. Eines der Jungtiere konnte mit viel List und Unterstützung des dort zuständigen Liebenburger Revierförsters Lucas Prescher mit einem Kescher eingefangen werden. Das zweite Jungtier wurde später auf einem Acker vor dem Hofgrundstück gesehen. Mit der Unterstützung von Hans Hesse und einem zufällig vorbeifahrenden Jäger konnte es eingefangen werden. Beide Tiere wurden in die Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen (WASS) bei Hannover gebracht.
Schicksal der Mutter unklar
Bei den Waisen aus dem Nordharz handelt sich um noch nicht selbstständige Jungluchse, schätzungsweise im Mai oder Juni geboren. Bei beiden Tieren wurde eine starke Unterernährung diagnostiziert. Nun aber haben sie eine gute Überlebenschance. Die WASS bietet sehr gute Bedingungen für die Aufzucht von verwaisten Jungluchsen, sodass sie möglicherweise im Sommer 2026 für eine Auswilderung geeignet wären.
Der Verbleib des Muttertiers ist allerdings völlig unklar. Es ist denkbar, dass sie einem Unfall zum Opfer gefallen ist, kurz nachdem die Aufnahme von ihr mit der Fotofalle entstand.
„Die Anwohner haben richtig gehandelt, als sie bei der Sichtung der stark geschwächten jungen Luchse Fachleute verständigten“, macht Hans Hesse noch einmal deutlich. „Wildtiere dürfen auf gar keinen Fall mitgenommen werden. Da kann eine gut gemeinte Tat für den Helfenden schnell gefährlich werden. Sie erfüllt zudem den Strafbestand der Wilderei.“
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