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Seit fast zwei Jahren gesperrt

GZ Plus IconWie soll der Neubau der Liebenburger Sporthalle erfolgen?

Die marode Liebenburger Sporthalle am Gitterweg: Klar ist, dass sie abgerissen und neu gebaut werden soll. Offen ist, wie der Weg dorthin aussieht.

Die marode Liebenburger Sporthalle am Gitterweg: Klar ist, dass sie abgerissen und neu gebaut werden soll. Offen ist, wie der Weg dorthin aussieht. Foto: Gereke

Die marode Liebenburger Sporthalle am Gitterweg soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Offen ist allerdings, welcher Weg dorthin führt. Und verbunden damit ist die Frage, wie lange es dauert, bis ein Neubau genutzt werden kann.

Von Andreas Gereke und Frank Heine Montag, 17.03.2025, 04:00 Uhr

Liebenburg. Das nächste zweistellige Millionen-Euro-Bauprojekt rückt langsam, aber sicher ins Blickfeld der Goslarer Kreispolitiker. Nach fast zwei Jahren Schließung steht die Entscheidung an, wie mit der Sporthalle der Oberschule am Schloss umzugehen ist. Die Beschlussvorlage rückt am 21. Mai das erste Mal auf eine öffentliche politische Tagesordnung, wenn der Ausschuss für Bildung, Sport und Kultur das nächste Mal tagt. Wie Landkreis-Sprecher Maximilian Strache erklärt, sind aktuell noch keine Angaben zu möglichen Zeithorizonten zu machen, was Ausschreibung und Vergabe angeht. Dieses Szenario hängt von der Entscheidung des Kreistags ab. Er wäre turnusgemäß am 30. Juni mit der Beratung an der Reihe.

Was finanziell auf den Landkreis zukommt, ergibt sich aber schon jetzt aus einer Stellungnahme der Verwaltung zu einem CDU-Antrag, der einen Verzicht auf die Dienste von Total- und Generalunternehmern anmahnt. Lieber sollten die Gewerke spezifisch ausgeschrieben werden.

„Aus technischen Gründen ist heute keine Hallennutzung möglich“ – so steht es seit mehr als anderthalb an der Sporthallentur angeschlagen.

„Aus technischen Gründen ist heute keine Hallennutzung möglich“ – so steht es seit mehr als anderthalb an der Sporthallentur angeschlagen. Foto: Gereke

Zur Liebenburger Sporthalle am Gitterweg hatte die VDB Beratungsgesellschaft für Behörden aus Berlin in ihrem Gutachten zur Wirtschaftlichkeit beide Modelle für Abriss und Neubau durchgerechnet. Zugrunde liegt jeweils ein Raumprogramm, das die Berliner zusammen mit der Kreisverwaltung für eine Dreifeldsporthalle mit einer Tribüne für 300 Zuschauer erstellt hatten. Bei einer konventionellen Eigenrealisierung kommen die Experten auf ein Volumen inklusive der Abbruchkosten in Höhe von gut 13,96 Millionen Euro. Bei der Gesamtvergabe an einen Generalunternehmer legen sie eine Summe von nur rund 12,41 Millionen Euro zugrunde. Das noch sehr zahm formulierte Fazit lautet: „Insgesamt kann eingeschätzt werden, dass die Planung, der Neubau und die Finanzierung der Sporthalle im Rahmen einer Gesamtvergabe an einen Totalunter-/-übernehmer für den Landkreis Goslar Vorteile gegenüber einer konventionellen Realisierung erwarten lässt.“

Wirtschaftlich günstiger und schneller

Unter Berücksichtigung der Bewertung übertragener Risiken lasse die Gesamtvergabe sogar einen Barwertvorteil von zirka 15,4 Prozent erwarten, was einen Betrag von sogar 2,424 Millionen ausmache, heißt es weiter. Ohne Berücksichtigung der Risiken wäre die Gesamtvergabe um rund 10,2 Prozent oder 1,47 Millionen Euro wirtschaftlicher.

In diesem Zusammenhang gerade aus Sicht aller Nutzer ein nicht hoch genug zu wertender Vorteil: Die Gutachter gehen davon aus, dass ein Totalunternehmer Abriss und Neubau innerhalb von 36 Monaten bewerkstelligen kann. Bei Eigenrealisierung dürften dagegen 48 Monate benötigt werden. Das ergibt immerhin einen Zeitgewinn von einem ganzen Jahr. Was übrigens auch zu den Kostenvorteilen beiträgt, wie die Gutachter anmerken. Die von ihnen erwarteten Vorteile ergeben sich demnach aus den kürzeren Planungs- und Bauzeiten, günstigeren Gesamtkosten und einer Entlastung der Verwaltung. Unter anderem seien im Wesentlichen folgende Faktoren verantwortlich: Bei Ausschreibungen für Gesamtvergaben stünden Anbieter schon bei der Gesamtleistung im Wettbewerb – was bereits in der Planungsphase zur Kostenoptimierung beitrage. Das Nutzen günstiger(er) Ressourcen, Spielräume beim Planen und die Möglichkeit, straffer zu organisieren, gingen später einher. Erfahrungen zeigten auch, dass eine termingerechte Fertigstellung und eine leichtere Mängelverfolgung mit nur einem Vertragspartner in der Gewährleistungsphase des Weiteren auf der Plus-Seite stünden – ebenso wie eine hohe Kostensicherheit.

Im sogenannten Stiefelgang der Halle ist im Dezember 2023 ein aufblasbares Planschbecken aufgestellt, um durchs Dach eindringendes Wasser aufzufangen.

Im sogenannten Stiefelgang der Halle ist im Dezember 2023 ein aufblasbares Planschbecken aufgestellt, um durchs Dach eindringendes Wasser aufzufangen. Foto: Gereke (Archiv)

Egal, wie die Entscheidung auch ausfallen wird: Für die Liebenburger Oberschule bedeutet das, dass ihre derzeitige Situation im Sportunterricht über Jahre bestand haben wird. „Durch den Hinweis der Mutter eines Schülers, dass die Sporthalle der alten Grundschule in Döhren vormittags fast ungenutzt sei, habe ich, als die Sperrung begann, mit der Gemeinde Liebenburg Kontakt aufgenommen, die uns sofort bereitwillig Hallenzeiten für 15 Klassen zur Verfügung stellen konnte. Zwei Klassen haben in der Halle der Grundschule Liebenburg Unterschlupf gefunden. Diese Regelung gilt bis heute, und die Gemeinde Liebenburg hat mir zugesichert, dass wir die Hallen in Döhren und Liebenburg nutzen können, bis eine neue Sporthalle gebaut wird und einsatzfähig ist“, berichtet Katrin Rausche, Leiterin der Liebenburger Schule am Schloss. Das Angebot, die Sporthalle der Oberschule Langelsheim zu nutzen, sei aufgrund der langen Fahrzeiten nicht praktikabel gewesen.

Bustransfer mit drei Großraumtaxis

Von Anfang Oktober bis Ende April stellt der Landkreis einen Bustransfer mit drei Großraumtaxis je Strecke. „Von Anfang Mai bis Ende September findet der Sportunterricht dann auf unserem Sportaußengelände statt. Zwei unserer kleinen Gruppenräume werden für diese Zeit zu Umkleidekabinen umfunktioniert, Duschmöglichkeiten gibt es in der Zeit leider nicht“, schildert Rausche. Natürlich bringe die Auslagerung des Sportunterrichts Beeinträchtigungen im Schulalltag mit sich, sagt die Schulleiterin. Die Weg- bzw. Fahrzeiten müssten berücksichtig werden. Der Transfer nach Döhren mittels Taxis sei manchmal problematisch, wenn ein Taxi ausfalle. „Dann kommt ein Drittel der Klasse nicht pünktlich nach Döhren zum Sportunterricht oder aus Döhren pünktlich zum Anschlussunterricht zurück. Manchmal sind auch Lehrkräfte davon betroffen, was dann bedeutet, dass eine Klasse auf das Eintreffen der Lehrkraft warten muss“, fügt sie an. Da die Sporthallen in Liebenburg und Döhren nur Einfeldhallen seien, sei die Lagerkapazität vor Ort begrenzt, Lehrkräfte müssten notwendiges Material immer mitbringen. „In den „Sommermonaten ist unser Sportunterricht stark vom Wetter abhängig. Bei schlechter Witterung haben wir keine Ausweichsporthalle, dann findet Sporttheorie oder Sport in der Pausenhalle statt. Für diese Fälle haben wir unser Tischtennisequipment aufgestockt und die kleinen Matten für Fitnesstraining und Gymnastik im Stuhllager deponiert“, berichtet Rausche. Die Schulleiterin: „Diese Lösung ist alles andere als befriedigend und verlangt von unseren Sportlehrkräften viel ab. Ich hoffe, dass schnell eine Entscheidung getroffen und der Neubau der Sporthalle in Angriff genommen wird.“

„Die Gemeinde steht Gewehr bei Fuß“

Mit Blick auf die Jahre, die der derzeitige Zustand noch andauert, sagt Wolfgang Neef, Vorsitzender des TSV Liebenburg: „Für den Handballsport ist die Situation unmöglich. Wir fahren derzeit fürs Training nach Lebenstedt oder Gebhardshagen“, berichtet er. Mannschaften müssten sich Hallenzeiten teilen, was das Training erschwere. „Das ist Wettbewerbsverzerrung“, findet er. Seine Forderung: „Wir müssen schnellstens am Gitterweg wieder eine Halle zur Verfügung haben.“ Die derzeitige Situation scheine sich auch auf die Teams auszuwirken. Während bei den Handballminis richtig was los ist, die trainieren allerdings auch vor Ort in der Liebenburger Grundschulturnhalle, die aber keinen Handballsport für die Großen zulässt, gehen bei den Erwachsenen die Spielerzahlen zurück. „Unsere 2. Damen startete mit 16 Spielerinnen – jetzt sind es nur noch acht“, erklärt Neef. Er blickt ebenso auf die andere Seite des Flöthebergs: Der Radlerklub Einigkeit könne zwar in der Othfresener Turnhalle trainieren, zur Vorbereitung auf Meisterschaften bräuchten sie aber eine große Halle. Auch für sie fällt die Möglichkeit in Liebenburg weg.

So sieht es im Dezember 2023 im Innern der Sporthalle aus: Auf dem Spielfeld verteilt stehen Eimer, um das herabtropfende Regenwasser aufzufangen.

So sieht es im Dezember 2023 im Innern der Sporthalle aus: Auf dem Spielfeld verteilt stehen Eimer, um das herabtropfende Regenwasser aufzufangen. Foto: Gereke (Archiv)

„Die Gemeinde steht Gewehr bei Fuß, was die Nutzung ihrer Hallen angeht“, verspricht Bürgermeister Alf Hesse, dass die Sporthalle an Liebenburgs Schäferwiese und in Döhren weiterhin als Ausweichquartiere zur Verfügung stehen. Ansonsten findet er den Vorstoß der CDU-Kreistagsfraktion, beim Hallenneubau auf keinen Generalunternehmer zu setzen, kontraproduktiv, weil es den derzeitigen Zustand verlängere. „Wenn das so kommt, ist das ein herber Schlag gegen das Ehrenamt“, meint der Liebenburger Verwaltungschef.

1975 ist die Halle errichtet worden

Zur Liebenburger Historie: Die 1975 errichtete Dreifeldsporthalle an der Schule am Schloss Liebenburg musste 2023 aufgrund massiver Wassereinbrüche geschlossen werden. Bei einer Ortsbesichtigung am 19. Januar 2024 wurden erhebliche Schäden festgestellt. Das Sheddach (Sägezahndach) weist zahlreiche Leckagen auf, Regenwasser dringt großflächig ein und wird provisorisch abgepumpt. Der Sportboden ist bereits stark beschädigt. Die Dachabdichtung ist rissig und porös, während der Zustand der mit Kies bedeckten Flachdachflächen nicht vollständig beurteilt werden konnte. Die Entwässerung erfolgt über innen liegende Leitungen, deren Zustand unklar ist. Zudem sind Lüftungskanäle verwittert und müssten für eine Sanierung entfernt werden. Hinzu kommt, dass durch das Regenwasser auch die Gebäudeelektrik bereits beschädigt wurde.

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