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Hilfsaktion in Liebenburg

GZ Plus IconHausarzt an Leukämie erkrankt: 300 Menschen lassen sich typisieren

Mit einem Wattestäbchen ist die Registrierung für die DKMS-Spenderdatei vollkommen unkompliziert.

Mit einem Wattestäbchen ist die Registrierung für die DKMS-Spenderdatei vollkommen unkompliziert. Foto: Leifeld

Der Liebenburger Hausarzt Andreas Boemke ist an Leukämie erkrankt und braucht Hilfe. Dem Aufruf der DKMS gefolgt, kommen viele Mitbürger in die Schule am Schloss, um sich typisieren zu lassen. Wie geht es nun weiter?

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Von Andrea Leifeld
Samstag, 22.02.2025, 19:45 Uhr

Liebenburg. Mund auf. Stäbchen rein. Spender sein. Der Weg, sich als Spender für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren zu lassen, ist denkbar einfach und unkompliziert. Ein paar medizinische Daten, dann die Eigenaktion mit dem Wattestäbchen und schon sind alle wichtigen Gen-Daten gespeichert. Und kurz war der Weg für Spendenwillige am Samstag, als es galt, einen geeigneten Stammzellenspender für den Liebenburger Hausarzt Andreas Boemke zu finden. Im November vergangenen Jahres wurde die Blutkrebserkrankung bei dem zweifachen Vater diagnostiziert. Um die Erkrankung überleben zu können, wird nun dringend ein Spender gesucht.

300 Menschen lassen sich registrieren

Der Weg aller Registrierungswilligen führte in die Aula der Schule am Schloss. „Es ist wunderbar, diese Resonanz und Hilfsbereitschaft erleben zu können“, betont Sabine Boemke-Fischer als Schwester des Erkrankten, beim Anblick der beständig herbei strömenden Menschen. In der ersten Stunden kamen 50, in den gesamten fünf Stunden waren es über 300. „Es kommen ja nicht nur die Leute infrage, die sich hier und heute registrieren lassen“, verdeutlicht Boemke-Fischer. Sie ist Hausärztin in Salzgitter-Bad. Die Knochenmarkspenderdatei sei sehr groß und wer dort einmal registriert wurde, könne jederzeit angefragt werden.

Ortsbrandmeister Martin Müller überreicht den Feuerwehrhelm mit den gesammelten Spenden an DKMS-Volunteer Philipp Groß.

Ortsbrandmeister Martin Müller überreicht den Feuerwehrhelm mit den gesammelten Spenden an DKMS-Volunteer Philipp Groß. Foto: Privat


40.000 Deutsche erkranken jedes Jahr

Registrieren lassen können sich gesunde Menschen zwischen dem 17 und 55. Lebensjahr. Knochenmarkspenden sind bis zum 61. Lebensjahr möglich. Ihrem Bruder gehe es derzeit den Umständen entsprechend, erklärte sie. Er bekomme derzeit tägliche Infusionen, die Chemotherapie als Vorbereitung auf die erforderliche Knochenmarkspende. Er sei stabil und es gehe ihm besser als bei der Diagnose im November. Aber über die lebensbedrohliche Situation soll das auf gar keinen Fall hinwegtäuschen. Dringend muss ein Spender gefunden werden, quasi ein „generischer“ Zwilling des Erkrankten. „Das muss nicht hier und am heutigen Tag sein“, erklärt Boemke-Fischer. Ein solcher Doppelgänger könne auch bei einer anderen Registrierungsaktion entdeckt werden. Die DKMS sei bundesweit vernetzt und mache viele Aktionen. Jährlich erkranken 40.000 Bundesbürger an Blutkrebs. „Jeder, der sich hier und heute registrieren lässt, kann an irgendeiner anderen Stelle einem anderen Menschen das Leben retten“, verdeutlicht sie.

Ehrenamtliche Hilfe

Philipp Groß vom dreiköpfigen DKMS-Volunteer-Team bringt die medizinische Herausforderung auf den Punkt: „Wir suchen hier quasi den identischen Fingerabdruck einer Zelle des Erkrankten.“ Jede Zelle habe zwölf Merkmale, von denen jede in viele 10.000 Unterschiede aufgeschlüsselt wird.

Die Knochenmarkspende selber wird dann aus dem Beckenkamm entnommen und nicht aus dem Rückenmark, stellt Philip Groß klar. Der Student kommt aus Wiedelah, aber seine zwei Unterstützerinnen im Team, Sophie Lathmann und Viola Peterschun haben von Berlin und Bremen deutlich weitere Anreise, um die Hilfsaktion ehrenamtlich zu unterstützen. Auch sei die Registrierung in der Datei kein Spenden-Muss. „Jederzeit kann widersprochen werden. Es können sich ja die persönlichen Lebensumstände oder die eigenen Gesundheit geändert haben“, so Groß.

Liebenburger Feuerwehrkräfte, die noch nicht registriert sind, kommen zur Typisierung

Liebenburger Feuerwehrkräfte, die noch nicht registriert sind, kommen zur Typisierung Foto: Privat

Eine Kontaktaufnahme zwischen dem Spender und des Erkrankten sei üblicherweise nicht vorgesehen. Ob am Samstag ein potenzieller Spender für den erkrankten Hausarzt gefunden wurde, sei auch nachträglich nicht zu erfahren.

Eine besonderen Einsatz und Verbundenheit zum Liebenburger Hausarzt zeigte auch die Liebenburger Feuerwehr: „Die Kameraden, die noch nicht typisiert sind, haben an der Aktion heute teilgenommen“, berichtete Ortsbrandmeister Martin Müller. In den Reihen aller Kameraden wurde auch Senden gesammelt und so konnte am Nachmittag der Spendenhelm mit 550 Euro an die DKMS überreicht werden.

Ein herzliches Dankeschön für alle Spender und Unterstützer.

Ein herzliches Dankeschön für alle Spender und Unterstützer. Foto: Leifeld

Schwester des Erkrankten ist dankbar

Dankbar zeigte sich auf jeden Fall Sabine Boemke-Fischer zur gezeigten Registrierungsbereitschaft – und ebenso allen tatkräftigen Helfern: So unterstützen nicht nur die Mitarbeiterinnen der Arztpraxis die Aktion mit ihrem persönlichen Einsatz, sondern unter anderem auch Mitglieder der Schützengesellschaft Liebenburg, der HSG Lisa, der Liebenburger Feuerwehr, des TSV Liebenburg und des FC Othfresen. Nicht zu vergessen sind die Schülerinnen und Schüler der Schule am Schloss. Der komplette Verkaufserlös aus ihrer Cafeteria kommt der DKMS-Spendenaktion zugute.

Kuchen für die Kaffeetafel vor Ort oder daheim. Die Schülerinnen und Schüler der Oberschule organsieren den Verkauf. Die Einnahmen gehen zu 100 Prozent als Spenden an die DKMS.

Kuchen für die Kaffeetafel vor Ort oder daheim. Die Schülerinnen und Schüler der Oberschule organsieren den Verkauf. Die Einnahmen gehen zu 100 Prozent als Spenden an die DKMS. Foto: Leifeld

Hausarztpraxis schließt

Trotz der Aufbruchstimmung und guten Mutes aller Beteiligten ist das Aus der Hausarztpraxis im Grotekamp inzwischen bestätigt. Die mögliche Nachfolgerin hat abgesagt. Eine Übernahme von Patienten, der Mitarbeiter und der Praxis kommt nicht zustande. Die Patienten haben noch bis Ende März die Möglichkeit, ihre Unterlagen nach vorheriger Anmeldung in der Praxis abzuholen.

Eine Registrierung ist für willige Spender nur bis zum 55. Lebensjahr möglich. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, die DKMS und ihre Aktionen zu unterstützen.

Eine Registrierung ist für willige Spender nur bis zum 55. Lebensjahr möglich. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, die DKMS und ihre Aktionen zu unterstützen. Foto: Leifeld

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