Laith Al-Deen in Goslar: Mit „Striptease und Tierbändigungen"?
Sänger Laith Al-Deen spielt auf den Glück-Auf-Konzerten in Goslar. Foto: Paul Schimweg/ear-music
Seit „Bilder von dir“ bis heute: Laith Al-Deen über 25 Jahre Musik, Fans, deutsche Popmusik und das besondere Erlebnis am Rammelsberg. Im Interview mit der GZ plaudert er aus dem Nähkästchen.
Einer von vier Künstlern, die im November bei der Premiere der Glück-Auf-Konzerte im Rammelsberg auftreten, wird Laith Al-Deen sein. Ein bekannter Titel des heute 53-Jährigen ist der im Jahr 2003 erschienene Song „Bilder von dir“.
Du warst noch nie in Goslar, oder?
Doch, ich war schon in Goslar – und ich habe auch in der Location schon gespielt. Damals hieß sie noch Miner’s Rock. Ich glaube, das war 2016, als wir dort eine Akustik-Show gespielt haben. Das hat wirklich großen Spaß gemacht.
Das heißt, du kennst Goslar bereits gut.
Ich könnte jetzt natürlich „ja“ sagen, aber das wäre übertrieben. (lacht) Nein, so gut kenne ich Goslar nicht. Wir sind zwar schon das eine oder andere Mal durchgefahren – wirklich ein sehr hübsches, beschauliches Städtchen. Vielleicht ergibt sich diesmal ja die Gelegenheit, mittags schon dort zu sein, aber es wird wohl knapp, weil wir am Tag selbst anreisen.
Wie unterscheidet sich für dich ein Konzert an einem Ort wie dem Rammelsberg von einem Hallenkonzert beispielsweise?
Jede Location hat ihre ganz eigene Energie, die sich auf alle überträgt. Am Rammelsberg kommt dazu, dass der Raum akustisch sehr speziell ist – manche würden sagen, es hallt ordentlich. Wer ein feines Ohr hat, merkt schnell, dass man dort etwas anders an die Songs herangeht – nicht ganz so „drauflos“, sondern filigraner, mit mehr Gefühl für den Raum. Das gibt dem ganzen Konzert einen besonderen Charakter.
Was dürfen die Besucherinnen und Besucher von dir und diesem Auftritt erwarten?
Das ist eine sehr gute Frage – weiß ich auch nicht. Striptease und Tierbändigung sind natürlich absolute Klassiker auf Laith-Al-Deen-Konzerten. (lacht) Aber im Ernst: Wir feiern 25 Jahre „Bilder von dir“. Da ist einiges zusammengekommen, und ich treffe viele Menschen, die mich schon seit damals begleiten. Alte Fotos tauchen auf, neue Tattoos entstehen – das sind berührende, manchmal verrückte Momente, die mich jedes Mal wieder glücklich machen.
Der Rammelsberg ist ja ein ganz besonderer Ort. Gibt es eine besondere Botschaft oder ein bestimmtes Gefühl, das du mit deiner Musik hierher bringen möchtest?
Ich glaube, das Gefühl, das ich überallhin mitnehmen möchte, ist Wertschätzung – und Demut. Das klingt vielleicht ein bisschen nach „Weltfrieden“, ist aber ernst gemeint. Demut ist für mich eine unterschätzte, wunderschöne Emotion, und Wertschätzung kann man nie genug empfinden. Wenn sich beides trifft – Menschen, die Musik machen, und Menschen, die sie hören und genießen –, dann entstehen magische Momente. Genau das motiviert mich auch nach 25 Jahren immer noch.
Du hast jetzt nicht nur ältere Fans, sage ich jetzt mal, sondern wahrscheinlich auch deutlich jüngere, oder?
Ja, auf jeden Fall! Wobei die deutlich Jüngeren meistens die Kinder derer sind, die früher jung waren. (lacht) Aber klar, es kommen auch viele neue Gesichter dazu – und das ist schön, weil sich die Generationen irgendwie begegnen.
Dein Stil hat sich auf jeden Fall über die Jahre sehr verändert. Wie würdest du deine Musik heute beschreiben?
Ich mache nach wie vor deutschsprachigen Pop. Seit der ersten Platte fließen verschiedene Einflüsse mit ein – mal Elektro, mal Streicher, mal Bläser. Über die Jahre haben sich auch Reggae-, House- oder Techno-Elemente eingeschlichen. Das Ganze ist organisch gewachsen, ohne dass ich bewusst die Richtung geändert hätte. Es ist einfach Pop mit Seele – und mit Groove.
Gibt es denn für dich eigene Songs, zu denen du heute noch eine ganz besondere Beziehung hast?
Ja, „Ich will nur wissen“ zum Beispiel – der war auf meiner ersten Platte. Der Text wurde mir geschenkt, er stammt von einer indigenen amerikanischen Schriftstellerin. Wir haben ihn ins Deutsche übersetzt und damals richtig viel investiert, um ihn überhaupt verwenden zu dürfen. Wenn ich das Lied heute spiele, berührt es mich immer noch genauso wie damals – genauso wie „Bilder von dir“.
Was war der Anlass für dieses Geschenk damals?
Ganz einfach: Sie war verliebt – und ich auch.
Du hast dich aber auch stark für die deutsche Sprache in der Musik engagiert. Wie siehst du die Entwicklung in diesem Bereich heute unter anderem auch bei anderen Künstlern?
Ich finde, wir sind da, wo wir immer hinwollten. Es gibt heute eine gesunde Vielfalt und starke Stimmen in der deutschen Musik. Natürlich ist der Mainstream manchmal etwas gleichförmig – aber grundsätzlich ist deutschsprachige Musik längst wieder selbstverständlich. Das war nicht immer so.
Das hat sie auf jeden Fall geschafft, oder?
Das habt ihr alle mir zu verdanken. (lacht) Nein, Spaß beiseite: Viele Künstlerinnen und Künstler haben dazu beigetragen – zum Beispiel Heinz Rudolf Kunze, der auch beim „Glück-Auf“-Konzert spielt. Er war zum Beispiel schon früh ein Teil der Diskussion um die deutschsprachige Radioquote. Es ist schön zu sehen, dass sich der Einsatz für deutsche Musik gelohnt hat.
Du bist über die Jahre zum Star geworden, obwohl dein beruflicher Weg eigentlich im Gesundheitswesen angefangen hat. Wie erklärst du dir das?
Ich habe zunächst circa zwei Semester Soziologie studiert, dann meinen Eltern zuliebe eine MTR-Ausbildung angefangen. Aber ich habe schnell gemerkt: Das ist nicht mein Weg. Ich wäre damit nicht glücklich geworden. Ich glaube, Musik war einfach immer mein Ding – auch wenn es ein bisschen gedauert hat, bis ich das voll zugelassen habe. Inzwischen denke ich, es ist als Musiker wichtig, einen ordentlichen Beruf zu erlernen und dann Musik zu machen.
Wann wusstest du, dass Musik dein beruflicher Hauptweg wird?
So um 1996/97 herum. Ich war damals Backgroundsänger und kam über Umwege zu den Produzenten von „Bilder von dir“. Nach etwa einem Jahr Arbeit hatten wir diesen Song und andere zusammen, und danach ging es richtig los.
Bist du denn noch nervös, wenn du auf der Bühne stehst?
Oh ja, auf jeden Fall. Und das ist gut so. Ich kenne kaum Musiker, die das nicht sind. Wenn die Nervosität irgendwann fehlt, sollte man sich ernsthaft fragen, ob man noch brennt für das, was man da tut.
Hast du ein bestimmtes Ritual, bevor du auf die Bühne gehst?
Da gibt’s Schnaps. (lacht) Meistens Rum. Wir stellen uns im Kreis auf, und der Letzte, der dazukommt, muss eine kleine Rede halten – manchmal sind’s auch nur drei Worte. Es geht darum, den Moment kurz zu feiern, sich anzuschauen und zu wissen: Gleich geht’s los.
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