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Schutz für Kreuzottern

GZ Plus IconLand Sachsen-Anhalt fördert Zuchtprogramm und Auswilderung

Eine Kreuzotter an der Granetalsperre. Die Tiere sind in ihrem Bestand stark bedroht.

Eine Kreuzotter an der Granetalsperre. Die Tiere sind in ihrem Bestand stark bedroht. Foto: Birk

In Sachsen-Anhalt gelten Kreuzottern als „vom Aussterben bedroht“, in Niedersachsen sind sie seit Jahren „stark gefährdet“. Das Umweltministerium in Magdeburg unterstützt eine Aufzuchtstation, aus der die Tiere ausgewildert werden.

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Von Oliver Stade
Dienstag, 12.08.2025, 08:00 Uhr

Harz. Kreuzottern gelten in Sachsen-Anhalt als „vom Aussterben bedroht“, in Niedersachsen als „stark gefährdet“, weil seit vielen Jahren ein deutlicher Rückgang verzeichnet wird. Die Landesregierung in Magdeburg fördert den Schutz der Schlangen jetzt mit 750.000 Euro. Sie sollen gezüchtet und anschließend ausgewildert werden, unter anderem im Harz.

Als „extrem selten“ bezeichnet das sachsen-anhaltische Umweltministerium die 50 bis 70 Zentimeter lange Giftschlange. Um die Art zu erhalten, hat das Land 2023 eine Zuchtstation eingerichtet, die vom Naturschutzverband BUND im Saalekreis nördlich von Halle betrieben wird. Die Arbeit der Einrichtung sei nun bis 2029 gesichert, berichtete das Ministerium bei der Übergabe eines Förderbescheids in Höhe von 750.000 Euro.

Wichtige Funktion

Von dem Geld, 80 Prozent der Summe stammt aus EU-Töpfen, sollen Lebensräume für die Schlange geschaffen, Umweltbildung betrieben und die Zuchtstation finanziert werden. Das ist offenbar auch nötig, Hendrik Birk, Schlangenexperte aus dem Landkreis Goslar, berichtet von Meldungen über angebliche Sichtungen von Kreuzottern, die sich hinterher als Blindschleichen herausstellen.

Sachsen-Anhalts Umweltminister Armin Willingmann (SPD) wird in einer aktuellen Mitteilung mit den Worten zitiert, die Kreuzotter sei zwar giftig, manche Menschen mögen ihr daher lieber nicht begegnen, sie übernehme aber eine wichtige Funktion im Ökosystem. „Einerseits ernährt sie sich unter anderem von Mäusen und Fröschen, andererseits kann sie Greifvögeln und Mardern auch als Beute dienen.“

Ziel der Zucht in Sachsen-Anhalt ist es, die Kreuzottern auszuwildern. In der Schlangenstation leben den Angaben zufolge derzeit drei Männchen, neun Weibchen und 22 Jungtiere. Der Nachwuchs soll im Harz, im Raum Zeitz und in der Altmark freigelassen werden.

Die ersten Exemplare ausgewildert

Im vorigen Jahr hat der BUND die ersten beiden Tiere in der Nähe von Zeitz ausgewildert. In den Jahren 2023 und 2024 waren Schlangen für die Zucht mit einer Ausnahmegenehmigung gefangen worden. Die Tiere, so heißt es, bekommen nur alle zwei Jahre Nachwuchs. Bis 2027 sollen in dem Gehege 17 Zuchtpaare und mindestens 50 Jungtiere leben.

Das Umweltministerium in Magdeburg erinnert daran, dass die Kreuzotter streng geschützt ist, sie darf weder gefangen noch getötet werden. Die Tiere würden als Lebensräume sonnige Waldränder, Moore und Heidegebiete bevorzugen. Ihre Biotope würden unter anderem durch Landwirtschaft und Tourismus bedroht.

Das Gift der Kreuzotter sei für den Menschen schmerzhaft, aber nicht lebensbedrohlich, es führe zu Schwellungen und Rötungen an der Bissstelle, in seltenen Fällen außerdem zu Übelkeit, Erbrechen oder Atembeschwerden, heißt es in einer Mitteilung des Umweltministeriums.

Hendrik Birk, Mitarbeiter der Kreisverwaltung in Goslar, erforscht das Leben der Kreuzottern seit 2003 in seiner Freizeit. Soweit bekannt ist, gibt es Kreuzottern im Landkreis Goslar nur an der Granetalsperre, berichtet er. Birk schätzt, dass es maximal 50 bis 100 Tiere sind, die an dem Stausee leben.

Jungtier an der Grane

Erst am Sonntag war Birk wieder an der Granetalsperre unterwegs und machte dabei eine kleine Entdeckung, er sah das erste Jungtier in diesem Jahr bei seinen Erkundungen. Es ist der bislang früheste Termin einer Sichtung von Kreuzotter-Nachwuchs, zehn Tage früher als Birks bislang früheste Sichtung. Für ihn ist dies ein Hinweis auf den Klimawandel. Die steigenden Temperaturen kommen den Kreuzottern mit Blick auf den Nachwuchs gelegen. Die Nationalparkverwaltung hatte in einer Mitteilung aus dem vorigen Jahr indes berichtet, die Tiere seien grundsätzlich an „kühle und vor allem feuchte Lebensräume angepasst“.

Kreuzottern gelten als scheu. „Die Schlange haut immer ab“, sagt Birk zu seinen Erfahrungen, wenn er einer Kreuzotter begegnet. Man müsse also keine Angst haben. Experten warnen indes davor, die Tiere in die Enge zu treiben.

Um mehr über die stark gefährdete Art zu erfahren, hatte die Nationalparkverwaltung im März vorigen Jahres aufgerufen, Sichtungen zu melden.

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