Goslarer Kraftraum: Locker im Kopf und mutig bleiben

Der Unternehmer und „Business Futurist“ Sven Göth referiert vor mehr als 100 Unternehmern und Führungskräften im Kulturkraftwerk. Foto: Jörg Kleine
Bei der vierten Runde im Goslarer „Kraftraum“ referiert der „Business-Futurist“ Sven Göth über Transformation. Doch worum geht es genau – und wie sollen Betriebe vorgehen?
Goslar. Volles Haus im Kulturkraftwerk: Mehr als 100 Unternehmer und Führungskräfte tummelten sich zur vierten Runde des „Kraftraums“. Ein Format, das Impulse geben soll für die die Region Goslar als Wirtschaftsstandort. Gastgeber sind die Wirtschaftsgilde „pro Goslar“ und die Goslar Marketing-Gesellschaft (GMG), die das Forum am Donnerstag eröffneten. Top-Thema: „Transformation“.
„Panta rhei“, alles fließt – das wussten schon die alten Griechen. Die ganze Welt, das Leben und mithin die wirtschaftliche und technische Entwicklung ist im stetigen Wandel. Wer zu sehr in der Vergangenheit schwelgt, der wird die Zukunft kaum erobern. Aus der Vergangenheit lässt sich aber für die Zukunft vieles lernen.
Wer in die Geschichte vieler Traditionsunternehmen blickt, wird erkennen, dass sie sich über die Jahrzehnte stetig angepasst und gewandelt haben – vielfach grundlegend. „Transformation“ war also im Wirtschaftsleben nie ein Fremdwort, wenn man es schlicht mit Wandel übersetzt. Was sich aber parallel verändert hat: Der Wandel wird immer schneller.
Über Porsche, Xiaomi & Co
Sven Göth (Hannover) – Unternehmer, Motivator und „Business Futurist“, wie er sich selbst beschreibt – gab dafür als Referent im Kulturkraftwerk zahlreiche Beispiele. Das chinesische Unternehmen Xiaomi etwa, das erst 2010 gegründet wurde, heute der drittgrößte Smartphone-Hersteller der Welt ist, landet inzwischen auch auf dem Energiesektor und in der Automobilproduktion große Erfolge. Das digitale Zeitalter und Künstliche Intelligenz sind dabei die kraftvollen Motoren.
„Es war noch nie so einfach, in Märkte hineinzukommen“, betont Sven Göth. Aber es war auch noch nie so komplex, die unterschiedlichen Märkte zu verstehen. Um im Autosektor zu bleiben: Wer sind die potenziellen Kunden für einen Porsche 911 in Deutschland? Wohlhabende Mittfünfziger – fast ausnahmslos Männer. Und in Asien? Aufsteigende Mittdreißiger – und zu 35 Prozent Frauen. Marketing und Werbung müssen für ein und dasselbe Produkt weltweit also sehr unterschiedlich ausgerichtet werden, um erfolgreich zu sein, verdeutlich Sven Göth in Goslar.
Wie sollen sich Unternehmen also in der Transformation verhalten? Ein Patentrezept gibt es nicht, macht Göth auf die Frage einer Besucherin im Kraftraum klar. Je nach Branche, Region, Marktausrichtung, Belegschaft und Struktur des Unternehmens ist der Weg sehr unterschiedlich.
Zeit, Wissen und Mut als wichtige Parameter der Transformation
Zeit, Wissen, Mut listet Göth aber als allgemeine Parameter der Veränderung auf – auch den Mut zum spielerischen Ausprobieren. Mitunter sei es sinnvoller, das Unternehmen zu verkaufen und von anderen in die Zukunft führen zu lassen. Den Heiztechnik-Hersteller Viessmann nennt Göth hier exem-plarisch. Doch gerade dieses Beispiel zeigt zwei Seiten: Der globalen Wachstumsperspektive stehen regionale Ängste und Verluste gegenüber: Wie viele Arbeitsplätze werden unter US-amerikanischer Ägide (Carrier Global) im nordhessischen Allendorf (Eder) in Zukunft noch verbleiben? Und was wird aus deutschen Autobauern, wenn chinesische Smartphone-Produzenten weiter den Markt aufmischen?
Auf dem Podium gehen (v.l.) Moderatorin Veronika Raguse, Janna von Pupka, Tom Rösgen, Uwe Lohmann, Lars Wiedemann und Sven Göth in den Dialog. Foto: Jörg Kleine
Ein Blick auf heimische Betriebe
Im Dialog auf dem Podium im Kulturkraftwerk kommen Unternehmer aus heimischen Betrieben auf den Boden der Tatsachen. Mit von der Partie sind Janna von Pupka, Geschäftsführerin der Rohstoffbetriebe Oker, Tom Rösgen, kaufmännischer Leiter der Heimat-Liebe-Hotels (unter anderen in Bad Harzburg und Bad Lauterberg), Uwe Lohmann, Geschäftsführer beim Industriepark und Verwertungszentrum Harz (Harlingerode), und Lars Wiedemann, Fotograf sowie einer der Protagonisten des Projekts „Neu-Harz“ (wir berichteten). Als Moderatorin leitet Veronika Raguse das Gespräch.
Janna von Pupka schildert ihren Weg an die Spitze eines Familienunternehmens, verschweigt Unsicherheit bei Mitarbeitern im Wandel nicht, betont aber bei allen Herausforderungen den „Spaß, die Weiterentwicklung im Team vorantreiben zu können“.
Tom Rösgen berichtet, wie bei der Hotelkette vor vier Jahren noch jede Gästekarte per Hand ausgefüllt wurde – und heute automatisiert läuft. Das nur als kleines Beispiel vieler Veränderungen.
Uwe Lohmann spricht über die Herausforderungen auch im Umfeld von Unternehmen. Wie wichtig gerade auch im digitalen Zeitalter die Kommunikation mit Bewohnern ist, wenn es um Innovation und Investitionen auf einem ehemaligen Hüttengelände geht.
Allen gemeinsam auf dem Podium ist ein hohes Maß an Zuversicht. Oder, wie es der Fotograf Lars Wiedemann bildhaft ausdrückt: „Worauf lenke ich den Blick im Harz – auf den toten Baum oder auf das, was wieder neu wächst?“
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