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Zwei Tage lang privat unterwegs

GZ Plus IconKöniglicher Besuch aus Schweden: Carl XVI. Gustaf in Goslar

Der schwedische König Karl XVI. Gustaf und Königin Silvia von Schweden.

Der schwedische König Karl XVI. Gustaf und Königin Silvia von Schweden. Foto: picture alliance / dpa | Ian Langsdon

Im April 1989 war König Carl XVI. Gustaf von Schweden schon einmal zu einem schlagzeilenträchtigen Besuch in Goslar. Jetzt war der Monarch als Privatmann wieder da und wäre am liebsten unerkannt geblieben.

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Von Frank Heine
Donnerstag, 18.09.2025, 18:00 Uhr

Goslar. Der König war da – heimlich, still und leise. Ganz privat, aber eben nicht völlig unerkannt und geräuschlos. Monarch Carl XVI. Gustaf von Schweden hat am Dienstag und Mittwoch die Welterbestadt besucht und nach nicht offiziell bestätigten GZ-Informationen im Altstadthotel „Alte Münze“ übernachtet. Es war nicht der erste Besuch des 79-jährigen Oberhauptes der Bernadotte-Dynastie in Goslar.

Wer kennt die Geschichte nicht? Carl Gustavs Auftritt machte schon deshalb Schlagzeilen, weil Goslars damaliger Oberbürgermeister Dr. Jürgen Paul (SPD) am 18. April 1989 beim Abendessen der Landesregierung im Hotel „Brusttuch“ eigenmächtig die Initiative ergriff und Niedersachsens Ministerpräsidenten Dr. Ernst Albrecht (CDU) „die Tischrede stahl“, wie eine Boulevardzeitung titelte.

Tischordnung geändert

Dr. Ursula Müller, frühere Chefin der Goslar-Redaktion, beschrieb wunderschön, wie das „stolze Oberhaupt einer ehemaligen Freien Reichsstadt“ sich „über das Protokoll hinwegsetzte und in eigener Machtvollkommenheit die Begrüßungsansprache an sich riss“. Die Tischordnung hatte er zuvor auch noch verändert. Der Landesvater fand das wiederum gar nicht lustig. „Sie sind hier nicht der Gastgeber“, soll Albrecht dem Stadtoberhaupt zugezischt haben, als der ihm zuprosten wollte.

Der im Dezember 2014 gestorbene Albrecht war von Februar 1976 bis Juni 1990 Ministerpräsident und ist der Vater von Ursula von der Leyen, die seit Dezember 2019 als Präsidentin die Europäische Kommission führt. Auf eine Anfrage im Landtag antwortete er wenige Tage nach dem Goslar-Vorfall: „Die Landesregierung kann es nicht riskieren, dass hochrangige Staatsgäste solchen Peinlichkeiten ausgesetzt werden.“ Erst wenn sichergestellt sei, dass sich Solcherlei nicht wiederhole, werde Goslar wieder in Programmplanungen der Landesregierung einbezogen. Und das, wo der Tag der Niedersachsen in Goslar kurz bevorstand ...

Auf den König: Goslars Oberbürgermeister Dr. Jürgen Paul begrüßt im April 1989 im „Brusttuch“ Carl XVI. Gustaf von Schweden und drängelt sich bei der Begrüßung vor. Neben dem König steht Marta Lattemann-Meyer, die Paul zweieinhalb Jahre später im Amt ablösen sollte.

Auf den König: Goslars Oberbürgermeister Dr. Jürgen Paul begrüßt im April 1989 im „Brusttuch“ Carl XVI. Gustaf von Schweden und drängelt sich bei der Begrüßung vor. Neben dem König steht Marta Lattemann-Meyer, die Paul zweieinhalb Jahre später im Amt ablösen sollte. Foto: Geyer (Archiv)

Mehr als dreieinhalb Jahrzehnte ist das Ereignis nun schon her. Ob Carl Gustav, der seit September 1973 auf dem schwedischen Thorn sitzt und seit April 2018 der bisher am längsten regierende König seines Landes ist, noch einmal schauen wollte, wo dieser Fauxpas passierte, den er quasi als dritte, aber unbeteiligte Person erlebte? Das „Brusttuch“ ist leider schon seit Jahren geschlossen, wird nach dem Besitzerwechsel aber endlich saniert. Innen ist es auch schon ziemlich weit entrümpelt, sodass der Monarch vermutlich auch nicht viel von früher wiedererkannt hätte. Vielleicht lädt ihn Ehrenbürger Hans-Joachim Tessner zur Wiedereröffnung ein, wenn das Haus wieder in hellem Glanz erstrahlt – wer auch immer dann die Tischrede halten mag.

Offizielles Stillschweigen

Offizielle Bestätigungen gab es für des Königs Aufenthalt übrigens nicht. „Kein Kommentar“, hieß es von Rosemarie Prien aus der „Alten Münze“. Auch im Goslarer Rathaus wusste man offiziell von nichts. Aber der Mann, der seit dem 19. Juni 1976 mit der Deutschen Silvia Sommerlath verheiratet ist, wurde in Goslar und im Restaurant eben doch erkannt. Seine Frau und Königin, die er bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München kennengelernt hatte, wurde in Goslar übrigens nicht gesehen.

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