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Kochkurs an der KVHS Goslar

GZ Plus Icon„Küche und Kultur“ läuft seit 25 Jahren: Zum Jubiläum kommt ein Profi

Koch Johannes Steingrüber (2.v.r.) aus dem Restaurant „Harzfenster“ in Seesen und Teilnehmer des KVHS-Kochkurses „Küche und Kultur“ freuen sich über den gelungenen Nudelteig.

Koch Johannes Steingrüber (2.v.r.) aus dem Restaurant „Harzfenster“ in Seesen und Teilnehmer des KVHS-Kochkurses „Küche und Kultur“ freuen sich über den gelungenen Nudelteig. Foto: Stade

„Küche und Kultur“ heißt einer der zahlreichen Kochkurse an der Kreisvolkshochschule Goslar. Er dürfte zu den beliebtesten Angeboten gehören, denn die Treffen, bei denen nicht nur gekocht, sondern auch vorgelesen wird, gibt es seit 25 Jahren.

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Von Oliver Stade
Freitag, 03.10.2025, 12:00 Uhr

Goslar. Alles, was mit Kochen, guter Küche und gehobenem Geschmack zu tun hat, wird auch in Deutschland seit vielen Jahren hochgeschätzt. Abzulesen ist das etwa an der Vielzahl der Kochbücher, die Jahr für Jahr verkauft werden, und der Menge an TV-Kochshows. Auch die Kreisvolkshochschule (KVHS) Goslar spürt den Boom. Kochkurse zählen zu den beliebtesten Angeboten. Einer der ältesten feierte jetzt 25-jähriges Bestehen.

Die Initiatorinnen Ursula Jung aus Goslar und Dagmar Mönnecke-Koroma aus Immenrode hatten sich für ihr Jubiläum der Reihe „Küche und Kultur“ etwas Besonderes einfallen lassen. Sie luden den ambitionierten und viel gelobten Koch Johannes Steingrüber (29) ein, dessen Restaurant „Harzfenster“ im Hotel Görtler in Seesen von mehreren Feinschmeckerführern gewürdigt wird und der den Ehrgeiz hat, sich einen Michelin-Stern zu erkochen. Steingrüber formulierte es so: „Wir gehen mit Vollgas auf den ersten Stern.“

Spende an die Tafel

Steingrüber, bei dem der Wernigeröder Sternekoch Robin Pietsch kürzlich zu Dreharbeiten für das TV-Format „Mein Lokal, Dein Lokal“ zu Besuch war, kochte mit seiner gesamten dreiköpfigen Küchenmannschaft an deren freien Tag mit den KVHS-Kursteilnehmern ein Viergänge-Menü. Die Zutaten mussten die Teilnehmer diesmal nicht bezahlen, wie sonst üblich. Steingrüber spendierte sie. Und die 17 Frauen und Männer gaben dafür jeweils eine Spende. Das Geld kommt der Goslarer Tafel zugute.

Christa Hillebrandt (l.) aus Vienenburg macht seit 23 Jahren bei „Küche und Kultur“ mit. Die Kursleiterinnen Ursula Jung (3.v.l.) und Dagmar Mönnecke-Koroma (2.v.r.) haben ihn vor 25 Jahren ins Leben gerufen. Zum Jubiläum haben sie den Koch Johannes Steingrüber eingeladen.

Christa Hillebrandt (l.) aus Vienenburg macht seit 23 Jahren bei „Küche und Kultur“ mit. Die Kursleiterinnen Ursula Jung (3.v.l.) und Dagmar Mönnecke-Koroma (2.v.r.) haben ihn vor 25 Jahren ins Leben gerufen. Zum Jubiläum haben sie den Koch Johannes Steingrüber eingeladen. Foto: Stade

In der Küche der Berufsbildenden Schulen in der Baßgeige bereiteten die Kursteilnehmer mit dem Team von Steingrüber, zu dem stellvertretender Küchenchef André Teutsch, Auszubildender Tom Linde und Jungkoch (Commis de Cuisine) Maurice Keinert gehören, eine Vorspeise aus Forelle sowie Süßkartoffel und Avocado zu. Es folgten mit Parmesan gefüllte Tortelloni in einer Pilzsauce. Als Hauptgang kam Rehrücken mit Kartoffel-Baumkuchen auf den Tisch, den Abschluss bildete ein Himbeer-Schokoladen-Biskuit-Kuchen.

Das gemeinsam zubereitete Menü schmeckte allen sehr gut, wie in den Tischgesprächen zu hören war. Gespeist wurde an einem festlich gedeckten und mit Blumen geschmückten Tisch. Hinterher spülten alle gemeinsam ab und putzten die Küche.

Kreativ bei der Sauce

Beim gemeinschaftlichen Kochen konnten die Teilnehmer, überwiegend Hobbyköche, den Profis über die Schulter schauen, den Lachs enthäuten, den Teig für die Nudeln ausrollen oder versuchen, Schnittlauch in Höchstgeschwindigkeit kleinzuschneiden. Klar, dass die gut gelaunten Köche aus Seesen auch Küchentricks verrieten. Die Kursteilnehmer erlebten außerdem, wie Jungkoch Teutsch aus dem, was die Zutatenliste hergab, noch rasch eine prima Sauce für den Rehrücken aus dem Topf zauberte, weil sich plötzlich herausgestellt hatte, dass eine Alternative für die mit Rotwein zubereitete Sauce benötigt wurde – Köche müssen eben kreativ sein.

Beim Jubiläumskochen war auch Nikola Einhorn dabei, die KVHS-Bereichsleiterin, die für die Kochangebote zuständig ist. Bis zu 50 solcher Kurse bietet die KVHS pro Semester an, berichtete Einhorn. Sie seien nach den Einschränkungen in der Corona-Zeit „zum Glück wieder sehr beliebt“.

Die Kochkurse und besonders den des Duos Jung und Mönnecke-Koroma lobte Einhorn besonders für die „tolle Atmosphäre“, die zumeist entstehe, und dafür, dass auch „ambitionierte Köche noch etwas dazu lernen“. Wichtig ist ihr, dass es „nicht nur Spaßveranstaltungen“ seien. „Man kann viel transportieren“, sagte sie, etwa indem Historisches, Interkulturelles oder nachhaltige Themen vermittelt würden.

Die Kochkurse von Ursula Jung und Dagmar Mönnecke-Koroma haben ein eigenes Format. Die beiden laden unter einem bestimmten Thema pro Semester zu zwei Abenden ein, an denen gekocht und zumeist auch gelesen wird. Danach wird an einer festlich geschmückten Tafel gemeinsam gegessen. Viele der Lesebeiträge haben einen Bezug zum Kochen. Dass nicht nur gekocht, sondern auch gelesen oder vorgelesen wird, liegt daran, dass Ursula Jung und Dagmar Mönnecke-Koroma eigentlich eine Bücherecke einrichten wollten, als sie sich einst im Mütterzentrum Immenrode kennenlernten. Weil es kaum Interessenten dafür gab, wurde ein literarisch gewürzter Kochkurs daraus. Ursula Jung spricht von einer Mischung aus Essen, Informationen und Dekorieren.

„Es wird nie langweilig“

Manche Teilnehmer buchen alle vier Abende, die Jung und Mönnecke-Koroma pro Jahr anbieten. Die 77-jährige Christa Hillebrandt aus Vienenburg gehört zu den Teilnehmern, die beinahe von Anfang an dabei sind. Seit 23 Jahren bucht sie „Küche und Kultur“. „Es wird nie langweilig, jedes Mal ist es anders“, sagte sie. Viele in der Gruppe würden sich schon seit Jahren kennen. Aber es gab auch neue Gesichter. Am Jubiläumsabend waren zwei Frauen, Mutter und Tochter, aus Osterode dabei.

Der 68-jährige Matthias Andrä kam aus Schierke und war zum zweiten Mal bei „Küche und Kultur“ dabei. Auf die Kreisvolkshochschule in Goslar wurde er aufmerksam, weil er nach einem Steno-Kursus suchte. Schließlich fand Andrä „Küche und Kultur“, denn er hat viele Interessen, das Kochen gehört allemal dazu, das zeigte sich schon daran, dass er unter anderem sein eigenes Messer mitgebracht hatte, so wie es bei den Profis üblich ist. Was bei den Profis darüber hinaus üblich ist, ließ sich bei Johannes Steingrüber beobachten: Er putzte die Küche vor und nach der Arbeit eigenhändig blitzblank. Auch das gehört dazu.

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