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Schadstoffe im Gotteshaus

GZ Plus IconNach dem Beuchter Kirchenbrand an Weihnachten: Alles muss raus

Die Folgen des Brands an Weihnachten: An Ostern können die Beuchter ihr Gotteshaus nicht nutzen.

Die Folgen des Brands an Weihnachten: An Ostern können die Beuchter ihr Gotteshaus nicht nutzen. Foto: Gereke

Weihnachten ging der Altar der Beuchter Kirche in Flammen auf. Die genaue Brandursache steht inzwischen fest – und die Schadenssumme könnte viel höher liegen als bislang angenommen. Wie geht es jetzt mit dem Gotteshaus im Harly-Dorf weiter?

Von Andreas Gereke Donnerstag, 17.04.2025, 10:00 Uhr

Beuchte. Es war ein Schock fürs Dorf, als Weihnachten der Altar der Beuchter Kirche in Flammen aufging. Die Folgen sind auch jetzt zu Ostern spürbar: Denn auf absehbare Zeit ist das Gotteshaus nicht nutzbar. Wie geht es weiter?

Am Zufahrtstor prangt auf einem Schild ein Durchfahrt-verboten-Zeichen. Aufgehängt hat es der Brandsanierer. Immer wieder sind Sachverständige in der Kirche zugange, um ein Sanierungskonzept aufzustellen. „Das Ziel ist zunächst, einen weißen Raum herzustellen“, erklärt Pfarrerin Sonja Achak. „Das heißt natürlich nicht, dass alles weiß gestrichen ist, sondern dass alles frei von Schadstoffen ist“, erklärt Schladens Geistliche. Denn Rauch und Ruß haben das Innere des Gotteshauses kontaminiert. Beim Brand des Holzaltars gelangten giftige Partikel in jeden Winkel der Kirche, das gesamte Inventar muss ausgebaut und gereinigt werden, bevor die eigentliche Sanierung beginnen könne.

Notdürftig verschlossene Fenster erinnern von außen noch an den Brand: Die Einsatzkräfte hatten Scheiben eingeschlagen, damit Rauchgase abziehen können.

Notdürftig verschlossene Fenster erinnern von außen noch an den Brand: Die Einsatzkräfte hatten Scheiben eingeschlagen, damit Rauchgase abziehen können. Foto: Gereke

Bereits entfernt sind die Bänke. Abwaschen bei ihnen alleine werde aber nicht reichen. „Der Brandsanierer geht davon aus, dass sie auch abgeschliffen werden müssen“, erzählt Achak. Der Blick fällt jetzt auf geschwärzte Fußböden und Wände. Apropos Wände – noch eine weitere offene Frage: Reicht eine Reinigung oder muss der Putz ab? Auch die Orgel war den Rauchgasen ausgesetzt. „Für die Sanierungsarbeiten im Innern muss sie demontiert und eingelagert werden“, fügt sie an. Der Orgelsachverständige sei derzeit auf der Suche nach einem geeigneten Ort. Wenn die Orgel entfernt ist, wird im Innern ein Gerüst errichtet, um die Decke abnehmen zu können. „Das Ganze ist eben kein 08/15-Ding“, erzählt Achak.

Gar ein Schaden in Millionenhöhe?

Angesichts dieser vielen anstehenden Arbeiten ist klar: Mit der einstmals von der Polizei geschätzten Schadenssumme von rund 300.000 Euro ist es nicht getan. Vermutlich nähert sich der Schaden der Millionengrenze – „wenn er sie nicht sogar schon deutlich überschritten hat“, mutmaßt Achak. Die Versicherung hält sich mit einer Schätzung noch zurück, wartet noch auf die Gutachten, die den Sanierungsprozess beschreiben. Immerhin: Stand jetzt wird sie für den Schaden zahlen. Bestätigt wurde der Pfarrerin zufolge die bereits kurz nach dem Brand geäußerte Vermutung, dass ein technischer Defekt Ursache für das Feuer war. Achak: „Es war ein Kabelbrand an der Rückseite des Altars.“

Ein Weihnachtsbaum zur Osterzeit: Das Foto entstand beim Brand in der Beuchter Kirche an Weihnachten.

Ein Weihnachtsbaum zur Osterzeit: Das Foto entstand beim Brand in der Beuchter Kirche an Weihnachten. Foto: Feuerwehr

Trotz des gesperrten Gotteshauses: „Das kirchliche Leben im Dorf hört nicht auf.“ So wird es den Abschlussgottesdienst zur Predigtreihe im August in Beuchte geben – wohl unter freiem Himmel. „Das haben wir bewusst nach Beuchte gelegt.“ Auch Konfirmation soll im Dorf gefeiert werden – „das ist der Wunsch der Familien“, die Einsegnungen sollen für die vier Konfis vor der Kirche erfolgen. „Und im Mai habe ich in Beuchte die erste Taufe seit dem Brand.“ Ostern müssen sich die Gläubigen zu Gottesdiensten allerdings auf den Weg in die Nachbarorte machen. „Aber irgendwie müssen wir uns ja alle auf den Weg machen, denn Gottesdienste gibt es ja ohnehin nicht mehr zu jeder Gelegenheit in jedem Ort.“

Was kommt nach dem weißen Raum?

Irgendwann wird das Kirchenschiff der angestrebte weiße Raum sein – und dann? „Es gibt Stimmen, die fragen: Warum baut ihr die Kirche überhaupt wieder auf? Andere sagen wiederum: Wir wollen, dass sie genauso wieder aufgebaut wird, wie sie war“, erzählt Achak. Und schließlich ermögliche so eine Situation wie jetzt auch über ganz andere Dinge zumindest nachzudenken: Was wäre, wenn die Kirche nicht einfach nur wieder aufgebaut, sondern ein Gemeinderaum in ihr integriert wird? Andernorts sind Kirchen genau so umgebaut worden – beispielsweise in Zilly bei Osterwieck. „Einmal alles zu überdenken, sollte uns möglich sein“, erklärt sie. Ihr Ziel ist es, alle, die an der Kirche Interesse haben, zu einem gemeinsamen Abend einzuladen, um über das Gotteshaus zu sprechen.

Der etwa sechs Meter breite und acht Meter hohe Altar der 1837 errichteten Kirche war in der Nacht von Heiligabend zum ersten Weihnachtstag in Brand geraten. Mehrere Freiwillige Feuerwehren mussten anrücken, um das Feuer zu löschen. Insgesamt waren rund 80 Einsatzkräften vor Ort. Menschen waren bei dem Brand glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen.

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