Landkreis Goslar fördert Übernahme von Hausarztpraxis in Ohlhof
Ein Arzt hält ein Stethoskop in der Hand. Laut Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung verringert sich die Anzahl der Hausärzte in Niedersachsen bis zum Jahr 2035 von 5066 auf 3750. Foto: picture alliance / Patrick Seeger/dpa
Um die medizinische Versorgung in der Region zu sichern, hat der Landkreis Ende vorigen Jahres ein Förderprogramm aufgelegt. 200.000 Euro stehen für dieses Jahr bereit. 87.500 Euro wurden bislang vergeben.
Goslar. Mit 50.000 Euro fördert der Landkreis Goslar die Übernahme der Ohlhöfer Hausarztpraxis von Dr. Frank-Peter Müller-Flotho durch den Goslarer Mediziner Niels Gehrmann. Das Geld stammt aus dem 200.000-Euro-Förderprogramm des Landkreises, das helfen soll, Ärzte in die Region zu holen, um die medizinische Versorgung zu sichern.
Müller-Flotho ist in den Ruhestand gewechselt, mit der Übernahme wird der Arztsitz gesichert. Die 200.000 Euro wurden in diesem Jahr längst nicht ausgeschöpft. Die 50.000 Euro sind die zweite Förderung in diesem Jahr. Es ist die höchste Summe für eine Einzelförderung. Im August hatte die Gynäkologin Dr. Kati Mühlhäusler 37.500 Euro erhalten, wie sie einen Arztsitz mit einer Dreiviertelstelle besetzt hat. Sie praktiziert in Goslar in der Klubgartenstraße.
Die Lebensqualität
Landrat Dr. Alexander Saipa sieht in Nachfolgeregelung in Ohlhof „einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der hausärztlichen Grundversorgung im Goslarer Stadtgebiet“, heißt es in einer Mitteilung. Dadurch werde auch die „Lebensqualität vor Ort“ erhalten.

Der Mediziner Niels Gehrmann aus Goslar profitiert von einem Förderprogramm des Landkreises. Landrat Dr. Alexander Saipa freut sich, dass ein Kassenarztsitz erhalten bleibt. Foto: Landkreis
Niels Gehrmann, der neben seiner Hauptpraxis im Fliegerhorst eine weitere Praxis in Jerstedt betreibt, sieht in dem Programm des Landkreises einen guten Impuls, weist aber auch darauf hin, dass Fördermittel nicht allein den Ausschlag geben, teilt der Landkreis mit. Gehrmann wird mit den Worten zitiert: „Eine Praxisübernahme muss betriebswirtschaftlich Sinn ergeben. Hier ist das der Fall, denn die Praxis ist groß, gut ausgestattet und verfügt mit weit mehr als 1000 Patienten pro Quartal über eine gute Auslastung.“
In der Ohlhöfer Praxis arbeitet seit September Elisabeth Brocke, eine Fachärztin für Allgemeinmedizin, die bei Gehrmann angestellt ist. Mit ihrem Team ist sie montags bis freitags für die Patientinnen und Patienten da.
Gehrmann, der in seinen Praxen sieben Ärzte beschäftigt, sagt, die Bereitschaft zur Übernahme von Praxen auf dem Land sei seit einigen Jahren rückläufig. Mitunter würden Mediziner keine Nachfolger finden. Die Schließung von Praxen sei dann unausweichlich.
Deutlicher Rückgang
Landrat Saipa hofft, dass der Landkreis mithelfen kann, die kassenärztliche Versorgung auf dem aktuellen Niveau zu stabilisieren. Zu diesem Zweck soll das Förderprogramm auch im kommenden Jahr fortgesetzt werden. Dafür stehen erneut 200.000 Euro zur Verfügung.
Die Anreizprogramme sind eine Reaktion auf die Entwicklung der medizinischen Versorgung. Laut Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung verringert sich die Anzahl der Hausärzte in Niedersachsen bis zum Jahr 2035 von 5066 auf 3750 Mediziner. Bei Fachärzten drohe vor allem ländlichen Regionen eine Unterversorgung. In der Vergangenheit hatte der Landkreis mit einem Förderprogramm bereits die Ansiedlung von Kinderärzten unterstützt und entsprechende Beträge ausgezahlt.