Goslarer Flüchtlingsunterkunft: statt 130 nur noch 80 Plätze

Die Flüchtlingsunterkunft in Haus Hessenkopf in Goslar, auch "Schutzzentrum" genannt, wird seit März 2023 vom Landkreis Goslar angemietet. Weil weniger Flüchtlinge in den Landkreis kommen, wird die Anzahl der Plätze deutlich verringert. Foto: Sowa
Seit März 2023 hat der Landkreis Goslar das Haus Hessenkopf angemietet, um es als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. Weil die Einrichtung bisher im Durchschnitt nur zur Hälfte belegt war, werden die Plätze jetzt deutlich reduziert.
Goslar. Die seit März 2023 vom Landkreis genutzte Flüchtlingsunterkunft auf Haus Hessenkopf in Goslar, in der die Menschen zunächst aufgenommen werden, bevor sie in Wohnungen unterkommen, ist die meiste Zeit nicht voll ausgelastet. Für die Kreisverwaltung bietet die Einrichtung mit ihren 130 Plätzen aber die Gewähr, trotz der schwankenden Zahl der ankommenden Flüchtlinge alle Menschen aufnehmen zu können.
Landrat Dr. Alexander Saipa berichtete in der Kreistagssitzung am Montag, im vorigen Jahr seien dem Landkreis pro Woche drei bis vier Ukrainer zugewiesen worden. Mittlerweile kämen wieder mehr Menschen aus dem von Russland angegriffenen Land. Das liege auch daran, dass Nordrhein-Westfalen seine Quote übererfüllt habe und Ukrainer nach Niedersachsen weitergeleitet würden. Erster Kreisrat Frank Dreßler sagte am Donnerstag auf Nachfrage, in dieser Woche würden acht Ukrainer erwartet, kommende Woche 15. Dreßler sagt angesichts der Schwankungen: „Das Zuweisungsgeschäft ist unplanbar und schwierig.“
Flexibel handeln
Landkreispressesprecher Maximilian Strache erklärte vor einigen Tagen: „Aktuell erleben wir wieder deutlich steigende Zuweisungszahlen. Die Menschen kommen ohne genaue Ankündigung vom Land in Goslar am Bahnhof an und müssen binnen kürzester Zeit versorgt werden.“ Das Haus Hessenkopf verfüge aber über so viel Platz, dass der Landkreis jederzeit schnell handeln könne.
Auch wenn die Zahlen gegenwärtig wieder ansteigen: Seit die Immobilie 2023 angemietet wurde, um dort Flüchtlinge unterzubringen, blieb Haus Hessenkopf die meiste Zeit wenig belegt. Das Land Niedersachsen hat dem Landkreis in den vergangenen anderthalb Jahren weniger Flüchtlinge zugewiesen als zum Start des „Schutzzentrums“, so bezeichnet die Kreisverwaltung die Einrichtung. Mittlerweile wurde vereinbart, die Plätze von November an von 130 auf 80 zu reduzieren, berichtet die Kreisverwaltung auf Nachfrage.
Aktuell (Stand 1. Oktober) leben im Haus Hessenkopf 36 Menschen. Wie erwähnt, Platz wäre bislang für 130. Das Land zahlt an den Landkreis eine Pauschale, die alle Kosten abdeckt. Für die 130 Plätze wurden an den Eigentümer bislang pauschal 112.398 Euro monatlich überwiesen, berichtet der Landkreis weiter. Für die 80 Plätze reduziert sich die Summe im November auf 69.168 Euro. Dazu kommt indes eine Pauschale für Gemeinschafts- und Waschräume, sodass künftig insgesamt 103.000 Euro anfallen.
Nur zur Hälfte belegt
Bislang war die Flüchtlingsunterkunft im Haus Hessenkopf nur zu rund 50 Prozent belegt, berichtet der Landkreis Goslar weiter. Die Belegung schwankte den Angaben zufolge zwischen 30 und 110 Betten. Die Flüchtlinge, die in diesem Jahr untergebracht wurden, stammen aus Kolumbien, mehreren afrikanischen Staaten wie Ghana, Nigeria und Ruanda sowie aus Syrien und der Ukraine. Während dem Landkreis im Jahr 2023 noch 1123 Menschen zugewiesen wurden, sank die Zahl im vorigen Jahr auf 330. In diesem Jahr waren es bisher 249 Menschen (Stand Ende September).
Mit Blick auf die Kosten für die Unterbringung im Haus Hessenkopf berichtet der Landkreis, diese würden „von uns stets geprüft und mit Unterbringungskosten und -varianten anderer Landkreise und Städte verglichen“. Dieser Vergleich falle positiv aus, heißt es: Von allen geprüften Möglichkeiten „sind wir mit der jetzigen Unterbringung am günstigsten“. Der Landkreis sei gut aufgestellt. Erster Kreisrat Dreßler ist auch aus einem weiteren Grund erleichtert. Die Flüchtlingsunterbringung erfolge seit rund zehn Jahren im Landkreis „relativ geräuschlos“, darüber sei er sehr froh.
Copyright © 2025 Goslarsche Zeitung | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.