Zähl Pixel
Clausthal-Zellerfeld

GZ Plus Icon47. Harzer Tzscherper: Überraschung beim Fassanstich

Zum Harzer Tzscherper ist ein voller Glück-Auf-Saal garantiert.

Zum Harzer Tzscherper ist ein voller Glück-Auf-Saal garantiert. Foto: Neuendorf

Ein Fassanstich beim ersten Versuch, ein Mediziner, der Kammerflimmern tanzt und ein Minister, der für Lacher sorgt. Beim 47. Harzer Tzscherper überrascht manches.

author
Von Sören Skuza
Sonntag, 23.11.2025, 17:23 Uhr

Clausthal-Zellerfeld. Schon wieder ein Festtag vorbei: Zum 47. Harzer Tzscherper konnte die eine oder andere Überraschung aufwarten. Darunter ein Wirtschaftsminister mit (flachländisch-)niedersächsischem Humor und ein Mediziner, der Fragen beantwortet, die sich außer ihm wahrscheinlich noch nie jemand gestellt hat.

Zwischen den Redebeiträgen wird gesungen.

Zwischen den Redebeiträgen wird gesungen. Foto: Neuendorf

Doch der Reihe nach. Dass der erste nennenswerte Schnee im Oberharz liegen bleibt, sobald Tzscherper ist, scheint mittlerweile Naturgesetz zu sein. So schön wie am Freitag war es in den vergangenen Jahren allerdings nie. „Wie in St. Moritz, nur mit weniger Champagner“, stellte Martin Ksink fest. Champagner ist beim Tzscherper ohnehin weit weniger gefragt als ein zünftiges Bier.

Der Schlag sitzt: TU-Präsidentin Dr. Sylvia Schattauer sticht das Fass an.

Der Schlag sitzt: TU-Präsidentin Dr. Sylvia Schattauer sticht das Fass an. Foto: Neuendorf

Die Ehre des Fassanstiches lag in diesem Jahr bei TU-Präsidentin Dr. Sylvia Schattauer. „Ich versuche mal zu treffen“, sagte sie schmunzelnd – und landete kurzerhand einen Volltreffer. Gleich mit dem ersten Schlag das Fass angestochen, das sei „besser als die Männer vor ihr“, meinte Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch.

Der Bergschulchor singt traditionelle Bergmannslieder.

Der Bergschulchor singt traditionelle Bergmannslieder. Foto: Neuendorf

Für sie war es der letzte Tzscherper in dieser Funktion, bedauerte Sven Krüger, frisch gebackener Landrat Mittelsachsens und langjähriger Oberbürgermeister der Partnerstadt Freiberg. Aber es gebe ja durchaus auch noch auf ehrenamtlicher Ebene Möglichkeiten, politisch weiterzuwirken. Clausthal-Zellerfeld und Freiberg, führte Krüger aus, gehörten zusammen „wie Schlägel und Eisen“. Die Universitäten beider Städte kooperierten seit der Wiedervereinigung miteinander, und auch die Städte selbst seien eng verbunden, nicht zuletzt durch gemeinsame Traditionen des Bergbaus.

Sven Krüger bringt Grußworte aus der Partnerstadt Freiberg mit.

Sven Krüger bringt Grußworte aus der Partnerstadt Freiberg mit. Foto: Neuendorf

Doch der Oberharz hat nicht nur Tradition, sondern auch das Know-how zur Innovation. Das stellte TU-Präsidentin Sylvia Schattauer etwa heraus, indem sie das Bild einer utopischen Stadt Clausthal-Zellerfeld malte, in der einstige Probleme bis hin zum Klimawandel längst gelöst sein werden. Und das betonte auch der Ehrengast Grant Hendrik Tonne, der besonders das Gründungszentrum als Beispiel dafür hervorhob, wie man Lösungen sucht, statt nur Probleme zu sehen. „Die Kompetenzen dafür liegen hier in Clausthal-Zellerfeld“, meinte Tonne.

Für Petra Emmerich-Kopatsch ist es der letzte Tzscherper als Bürgermeisterin.

Für Petra Emmerich-Kopatsch ist es der letzte Tzscherper als Bürgermeisterin. Foto: Neuendorf

Als Minister für Wirtschaft, Verkehr und Bauen sei er ja eigentlich nicht unbedingt mit Feldern betraut, die eine humorvolle Rede begünstigen. Und dann auch noch als Urniedersachse, bei dem ein „Oh, schön“ der höchste emotionale Ausbruch sei. So jemanden beim Tzscherper ans Mikrofon zu stellen, das müsse wohl echter Harzer Humor sein. Doch Tonne hielt sich wacker, in Hannover gelte schließlich eine eiserne Regel: „Wenn Petra Emmerich-Kopatsch ruft, dann kommt man und tanzt da an.“

Minister Grant Hendrik Tonne findet Clausthal-Zellerfeld „nicht schlecht“ – für einen Niedersachsen aus seiner Sicht das größte Kompliment und die Steigerung von gut und besser.

Minister Grant Hendrik Tonne findet Clausthal-Zellerfeld „nicht schlecht“ – für einen Niedersachsen aus seiner Sicht das größte Kompliment und die Steigerung von gut und besser. Foto: Neuendorf

Tipps aus der Landeshauptstadt habe er sich dann aber doch geholt. Hinsetzen und erst einmal ein kühles Bier trinken etwa. „Diesen Tipp habe ich schon dreimal beherzigt“, scherzte der Minister. Ein wenig politisch wurde es dann aber doch noch. Tonne plädierte dafür, wieder ein positiveres Bild auf das Arbeiten zu vermitteln. „Die Arbeit, die man macht, darf auch Spaß machen.“

Wie sieht Kammerflimmern als Tanz aus? Johannes Hinrich von Borstel führt es vor.

Wie sieht Kammerflimmern als Tanz aus? Johannes Hinrich von Borstel führt es vor. Foto: Neuendorf

Einer, der ganz offensichtlich Spaß an seiner Arbeit hat, ist Johannes Hinrich von Borstel. Der Rettungssanitäter und Autor wurde in der Vergangenheit schon als „Deutschlands unterhaltsamster Mediziner“ betitelt. Wer beim Tzscherper dabei war, weiß auch warum. Neben seiner Tätigkeit im Krankenwagen hat sich von Borstel der Wissenschaftskommunikation verschrieben, hat mit „Herzrasen kann man nicht mähen. Alles über unser wichtigstes Organ“ einen Bestseller geschrieben, der in 20 Sprachen übersetzt wurde. Dem Tzscherper-Publikum gab er eine Auffrischung in Sachen Herzdruckmassage – und führte vor, wie Kammerflimmern wohl aussehen würde, wenn es ein Tanz wäre. Danach hat zwar niemand gefragt, absurd komisch war es aber allemal.

Martin Ksink führt musikalisch durch den Abend.

Martin Ksink führt musikalisch durch den Abend. Foto: Neuendorf

Die Redaktion empfiehlt
Weitere Themen aus der Region