Giga-Netz in Bad Harzburg: Mit Falschinfos zu Vertragsabschlüssen?
So intensiv wie die Giga-Netz in diesem Jahr hat in Bad Harzburg wohl noch kaum ein Unternehmen für sich geworben. Foto: Exner/GZ-Archiv
Giga-Netz-Mitarbeiter sollen behauptet haben, man müsse sich schnell für einen Glasfaseranschluss entscheiden, weil sonst demnächst das Internet abgeschaltet würde. Das behaupten jetzt Bad Harzburger. Was ist dran? Und was sagt Giga-Netz selbst dazu?
Bad Harzburg. Haben Mitarbeiter der Deutschen Giga-Netz bewusst Falschinformationen verbreitet, um Vertragsabschlüsse zu generieren? Dieser Verdacht hat sich jetzt in Harlingerode erhoben. Wie berichtet, möchte das Unternehmen in Bad Harzburg flächendeckend Glasfaserleitungen für schnelles Internet verlegen. Um mit dem Vorhaben zu starten, braucht es allerdings zunächst eine bestimmte Anzahl an Haushalten, die Giga-Netz als Kunden gewinnt, um durch den Abschluss von Verträgen eine gewisse finanzielle Sicherheit zu erlangen. Noch sei diese Quote nicht erreicht, sagt Giga-Netz-Mitarbeiter Rene Saupe auf GZ-Nachfrage. „Eigentlich wollten wir schon längst mit dem Bagger unterwegs sein, davon sind wir aber leider noch weit entfernt.“
Der Fokus des Unternehmens liege aktuell auf Harlingerode und dem Ostviertel. Dort seien dieser Tage Giga-Netz-Mitarbeiter von Haus zu Haus unterwegs und würden werben, so Saupe. Am Donnerstag berichteten Harlingeröder, jene Mitarbeiter hätten an der Tür gesagt, sie seien im Auftrag der Stadt unterwegs. Zudem hätten sie behauptet, es sei wichtig, sich jetzt für Glasfaser zu entscheiden, um weiterhin Internet beziehen zu können, denn die bestehenden Kupferleitungen würden demnächst abgeschaltet.
Kein Interesse am Kupfer
Laut Fachmann Marco Schuster aus Harlingerode, der selbst für ein Telekommunikationsunternehmen arbeitet, ist das Quatsch: „Es gibt keine Bestrebungen, das Kupfernetz in Harlingerode abzuschalten“, sagt er. Im Gegenteil: Es sei ja gerade erst aufgerüstet worden.
Rene Saupe, von der GZ auf die Vorwürfe angesprochen, versprach, der Sache nachgehen zu wollen. Er kenne seine Kollegen, die in Harlingerode unterwegs sind, genau: „Ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, dass dies so nicht gesagt wurde“, bekräftigt er. In den Medien finden sich zwar Berichte, dass Kupferleitungen in absehbarer Zeit nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden und sie eines Tages tatsächlich abgeschaltet werden könnten. Allerdings erst dann, wenn sämtliche Haushalte ans neu verlegte Glasfasernetz angeschlossen sind. „Da könnte es, so behaupte ich mal, ein Missverständnis gegeben haben“, schätzt Saupe. Abgesehen davon interessiere sich die Giga-Netz auch gar nicht für die bestehende Infrastruktur. Schließlich wolle sie ja komplett neue Leitungen verlegen. Darüber hinaus seien die Mitarbeiter definitiv nicht im Auftrag der Stadt unterwegs, betont Saupe. Das Unternehmen sei lediglich eine Kooperation mit der Stadt Bad Harzburg eingegangen und habe den Zuschlag für den Glasfaserausbau erhalten.
„Wollen keine Drohkulisse“
„Wir wollen keine Drohkulisse aufbauen“, unterstreicht er. Es gehe viel mehr darum, dass sich die Bürgerinnen und Bürger selbst davon überzeugen, was ein Vertragsabschluss mit Giga-Netz für sie bedeuten würde. Tatsächlich ist es nahezu sicher, dass, wenn Giga-Netz kein flächendeckendes Glasfasernetz in Bad Harzburg legt, es wohl auch niemand anderes mehr tun wird. Für jeden Bewohner, der sich dann auf eigene Faust einen Glasfaseranschluss legen lassen möchte, dürfte das richtig teuer werden.
Die Giga-Netz möchte deshalb das Gespräch mit den Bad Harzburgern suchen, informieren und aufklären. Vor ein paar Tagen hatte das Unternehmen einen Bürgerdialog in Harlingerode angeboten, laut Saupe ist dazu jedoch kaum jemand erschienen. Kommenden Donnerstag, 5. Dezember, sei das Unternehmen mit einem Kaffeemobil in der Innenstadt unterwegs, am Samstag, 7. Dezember, stehe es vor dem Edeka-Center Harlingerode. Anlaufstelle bei Fragen sei zudem nach wie vor das Giga-Netz-Büro am Bad Harzburger Bahnhof.