Wird das Feuerwehrehrenamt in Bad Harzburg mittlerweile gewürdigt?
Bei einem Gebäudefeuer im Mai muss die Feuerwehr gleich mehrere Menschen in Sicherheit bringen. Das ist nur einer von 230 Einsätzen. Foto: Schlegel
Die Bad Harzburger Ortswehr eröffnete den Reigen der Feuerwehrversammlungen in der Kurstadt. Vor Jahresfrist waren die von der Forderung geprägt gewesen, das Ehrenamt müsse mehr gewürdigt werden. Hat sich seither etwas verändert?
Bad Harzburg. Die Bad Harzburger Feuerwehren schippern wieder im ruhigeren Fahrwasser – was das Einsatzgeschehen anbelangt, aber auch in Sachen Anerkennung des Ehrenamtes. Gerade das war nämlich ein Thema, das vor zwölf Monaten bei den Jahreshauptversammlungen der Ortswehren noch ganz oben auf der Agenda gestanden hatte. Nun wurden bei der Ortsfeuerwehr Bad Harzburg, deren Hauptversammlung die erste im neuen Jahr war, versöhnlichere Töne angeschlagen. Problemfelder gibt es trotzdem noch zu beackern.
Der 150. Geburtstag
Zwei Highlights gab es für die Bad Harzburger Feuerwehr im vergangenen Jahr: das Fest zum 150-jährigen Bestehen und natürlich die Indienststellung des neuen Tanklöschfahrzeugs, das während der Jahreshauptversammlung auch gleich den dekorativen Hintergrund der Rednertribüne bildete. Während der Versammlung gab es zudem auch noch einen kleinen finanziellen Zuschuss zu dem Fahrzeug: Frank Woitek von der Öffentlichen Versicherung überreichte eine Löschprämie über 3000 Euro.
230 Einsätze
Aber in erster Linie sollte es während der Jahreshauptversammlung natürlich um das Einsatzgeschehen gehen. Im Jahr 2024 musste die Ortsfeuerwehr Bad Harzburg 230 Mal ausrücken. Das sei erfreulicherweise das zweite Jahr in Folge mit einem leichten Rückgang, so Ortsbrandmeister Norman Wieczorek. Besonders ärgerlich: Mit 65 Fehlalarmen musste sich die Feuerwehr herumschlagen. Bürgermeister Ralf Abrahms als Dienstherr der Feuerwehren schickte an diesem Abend deshalb eine deutliche Botschaft in erster Linie an die Betreiber von Altenheimen, die das Gros der Fehlalarme zu verantworten haben: „Die müssen ihre Brandmeldeanlagen in Schuss halten“, so das Stadtoberhaupt. Denn die Stadt wird die Kosten, die für solche Einsätze anfallen, erhöhen. „Das wird künftig sehr viel teurer werden“, so Abrahms.

Ein Großaufgebot von Einsatzkräften sucht Anfang des Jahres vergebens nach dem vermissten ehemaligen Stadtjugendpfleger Ralph Starke. Das Bad Harzburger Feuerwehrhaus ist dabei die Einsatzzentrale. Foto: Schlegel
Zwei Großbrände
Und es brannte wieder Elektroschrott auf dem Gelände der Firma Electrocycling, zweimal wurden daraus Großbrände. Ein Thema, das auch Kreisbrandmeister Uwe Fricke an diesem Abend aufgriff. Zum einen könnten künftig aufgrund einer Änderung im Brandschutzgesetz die umfangreichen Reinigungsmaßnahmen nach solchen Einsätzen zum Teil auch den Industriebetrieben in Rechnung gestellt werden. Zudem warte die Feuerwehr nach derartigen Einsätzen oft wochenlang auf die Untersuchungsergebnisse der Schadstoffmessungen. Das Thema sei in entsprechenden Fachgruppen bereits besprochen worden. In Kürze werden es aber auf Landkreisebene entsprechende Analysegeräte geben.

Im Ostviertel bricht im Januar 2024 ein Feuer aus, 13 Personen werden gerettet. Foto: Schlegel
Hoffnungen, so auch der Bürgermeister, könne man allerdings in die mit fast 100 Jungen und Mädchen stattlich große Kinder- und Jugendfeuerwehr setzen. Und die hat aktuell sogar auch noch ein eigenes Domizil bekommen: Nach der Auflösung der Bettingeröder Wehr zieht der Nachwuchs ins dortige Feuerwehrhaus ein. Umbauarbeiten, so Stadtjugendfeuerwehrwart Mathias Ahlborn, laufen auf Hochtouren.
Feuerwehr 2030
Das ist der positive Aspekt, einer eigentlich negativen Entwicklung. Auf die Auflösung der kleinen Dorffeuerwehr – von den 26 Bettingeröder Feuerwehrleuten sind immerhin 12 in andere Feuerwehren gewechselt, der Rest ist ausgeschieden – ging auch Stadtbrandmeister Saß ein. Grund für das Aus sei der Umstand gewesen, dass dort keine Führungskräfte mehr gefunden worden seien. Ein landesweites Phänomen, so Saß. „Niemand will mehr Verantwortung übernehmen“, die viele Arbeit eines Ortsbrandmeisters passe für viele nicht mehr in die „Work-Life-Balance“. Das werde zunehmend ein Problem.

Kreisbrandmeister Uwe Fricke, Bürgermeister Ralf Abrahms (v.l.), Stadbrandmeister Marcus Saß (4.v.l.), Ortsbrandmeister Norman Wieczorek (2.v.r.) und sein Stellvertreter Dennis Kronjäger (r.) mit den geehrten und beförderten Feuerwehrmännern und -frauen. Foto: Schlegel
Aber in diesem Jahr solle sich – zunächst aber nur feuerwehrintern – intensiv mit dem Thema beschäftigt werden. Ein Fahrzeugkonzept sei auf den neuesten Stand gebracht worden und im kommenden Jahr solle eine gemeinsame Planung mit Rat und Verwaltung nach vorne gebracht werden. Und aus Reihen der anwesenden Ratsmitglieder kamen bei der Versammlung auch bereits Signale, diesen Weg begleiten zu wollen.
AUF EINEN BLICK
Wehrführung: Ortsbrandmeister Norman Wieczorek; Stellvertreter Dennis Kronjäger
Mitglieder: 79 Aktive (77 im Vorjahr).
Einsatzgeschehen: 230 Einsätze (282 im Vorjahr), davon 37 Brandeinsätze (16 Entstehungsbrände, 5 Kleinbrände, 11 Mittelbrände, 5 Großbrände) und 135 Technische Hilfeleistungen. 65 Fehlalarme.
Ehrungen: Kai Sewerin und René Krautstrunk für 25 Jahre aktiven Dienst, Dirk Bartels für 40 Jahre, Karsten Göwecke für 50 Jahre.
Beförderungen: Felina Hecht zur Feuerwehrfrau; Max Pruski zum Feuerwehrmann; Monique Richardt zur Oberfeuerwehrfrau; Nick Kläfker und Jan Pflugmacher zu Oberfeuerwehrmännern; Fabian Scale zum 1. Hauptfeuerwehrmann; Mathias Ahlborn und Florian Schmidt zu Oberlöschmeistern, Dennis Kronjäger zum Oberbrandmeister.
Kontakt: www.feuerwehr-badharzburg.de