„Kathinka“, die Frau von Welt in Goslar

Katharina von Kardorff-Oheimb Foto: Bundesarchiv
Ob im Rheinland, in Berlin oder in Goslar – Katharina „Kathinka“ von Kardorff-Oheimb war eine starke Frau von Welt. Führende Politiker, Wissenschaftler und Künstler tummelten sich bei „Kathinkas“ Salonrunden und Seminaren in den Zwanziger Jahren.
Goslar. Katharina von Kardorff-Oheimb kam 1879 in Neuss zur Welt und starb 1962 in Düsseldorf. Sie war Tochter des Möbel- und Seidenwarenfabrikanten Rudolf van Endert. Nach Abitur in Münster und Klosterschule in Lyon heiratete sie mit 19 Jahren den Ingenieur Felix Daelen. 1905 verließ sie ihren Mann und arbeitete zeitweise als Verkäuferin in Holland.
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„1925: Die Goldenen Zwanziger in Goslar“
Mutter, Unternehmerin, Politikerin, vier Ehen
In zweiter Ehe heiratete sie den Industriellen-Sohn Ernst Albert, der 1911 in den Dolomiten verunglückte. Katharina übernahm danach die Regie über Fabriken der Chemischen Werke H. & E. Albert. 1912 heiratete sie den Rittergutsbesitzer Hans Joachim von Oheimb, einen Freund ihres verstorbenen Mannes. Die Ehe wurde 1921 geschieden. 1927 heiratete sie in vierter Ehe Siegfried von Kardorff, DVP-Abgeordneter und Vizepräsident des Reichstags in Berlin.
Zu ihrer Zeit wurde Katharina von Kardorff-Oheimb von allen nur „Kathinka“ genannt – eine Frau, die sechs Kinder auf die Welt brachte und 1920 für die Deutsche Volkspartei als eine von insgesamt 36 Frauen in den Reichstag einzog.
„Die Goldenen Zwanziger in Goslar“
Ein Hauch von London, Paris und Berlin
Am Oberen Triftweg residiert wie eine Königin
Zu Zeiten der Weimarer Republik lebte „Kathinka“ in Berlin und Goslar. In Berlin betrieb sie einen bedeutenden politischen Salon, war sozial engagiert, auch journalistisch sehr aktiv und eine Vorkämpferin für Frauenrechte. In Goslar lebte sie in ihrer Villa am Oberen Triftweg wie eine Königin, schrieb ehedem die GZ-Lokalchefin Dr. Ursula Müller.
Besondere Verdienste erwarb sich die passionierte Jägerin, die im Goslarer Stadtforst 30.000 Morgen und zwei Jagdhütten gepachtet hatte, durch ihre „Goslarer Kurse“. Bereits ab Mai 1919 richtete sie auf eigene Kosten politische Ausbildungsseminare für Frauen ein. Männer wie Reichskanzler Gustav Stresemann traten als Referenten auf. Sie wurde von Käthe Kollwitz und Olaf Gulbransson porträtiert, flog mit Hugo Eckener im Zeppelin über den Ozean nach Amerika.
„Kathinkas“ Urenkelin ist die Schauspielerin und Tatort-Kommissarin Maria Furtwängler.
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