Ist die Gefahr von Großbränden bei Electrocycling jetzt gebannt?
Auf dem Gelände der Firma Electrocycling wird Elektroschrott zur Wiederverwertung in seine Bestandteile zerlegt. Foto: Schlegel
Fast ein Jahr ist der Oster-Großbrand auf dem Gelände der Firma Electrocycling her. Seitdem scheint es dort ruhiger und sicherer geworden zu sein. Ist das so? Und wenn, woran könnte es liegen? Aber: Kann die Gefahr überhaupt komplett gebannt werden?

ECG-Geschäftsführer Guido Sellin. Foto: Schlegel
63.000 Tonnen pro Jahr
Bei Electrocycling werden jährlich 63.000 Tonnen Elektroschrott recycelt, das heißt, auseinandergenommen und in wiederverwertbare Bestandteile aufgeteilt. Das Material, sortiert und unsortiert, lagert dort in Haufen von bis zu 20 Tonnen, wobei auch die schon verkleinert wurden.

63.000 Tonnen Elektroschrott werden pro Jahr bei Electrocycling angeliefert und verarbeitet. Foto: Schlegel

Eine Gitterbox voller Rauchmelder. Auch die haben in der Vergangenheit schon einmal gebrannt. Foto: Schlegel

Geräte mit Akkus werden in kleineren Einheiten gelagert. Foto: Schlegel
Gefahr nicht komplett bannen
Aber hundertprozentig, das erklärt Sellin schon seit Jahren gebetsmühlenartig, lasse sich die Gefahr nicht bannen. Denn solange im Elektroschrott irgendwo noch Akkus oder Batterien stecken, kann er brennen. Streng genommen reicht schon eine elektrische Zahnbürste in einem zehn Tonnen großen Schrotthaufen. Und diese Haufen gibt es auf dem ECG-Gelände überall, denn der Schrott wird angeliefert und niemand weiß, wie streng er schon vorsortiert wurde. Sellin will niemandem, auch nicht den Betreibern der Wertstoffhöfe, die Schuld geben. Aber nach wie vor liegt das Problem da, wo der Elektroschrott entsorgt und nicht sortiert wird. Nach wie vor sei der Gesetzgeber gefragt, für strengere Regeln zu sorgen. Inwieweit die dann eingehalten und kontrolliert werden (können), steht auf einem anderen Blatt.

Geräte, in denen Akkus verbaut sind, werden aufgebrochen, die Akkus werden entfernt. Foto: Schlegel

Auf dem Firmengelände liegen überall Löschmittel bereit. Foto: Schlegel

Überall auf dem Firmengelände hängen Überwachungskameras, die Brände entdecken und Alarm auslösen. Foto: Schlegel

Hunderte von alten Handys werden bei der ECG recycelt. Foto: Schlegel
DIE MESSPROBLEMATIK
Während der Jahreshauptversammlung der Bad Harzburger Ortsfeuerwehr hatte Kreisbrandmeister Uwe Fricke das Problem angerissen und einige Tage später im Gespräch mit der GZ konkretisiert: Die Feuerwehr hat ein Problem, zeitnah an belastbare Messergebnisse nach Bränden zu kommen. Mit anderen Worten: Welche Giftstoffe in welcher Konzentration im Rauch sind, wird erst Wochen später bekannt. Streng genommen nützt es dann auch nichts mehr. Sinnvoll auch im Sinne der Gefahrenabwehr wäre ein „Live-Ergebnis“, damit sofort reagiert werden kann. Die privaten Labore, die die Gefahrenabwehrbehörden für die Auswertung der Feuerwehrmessungen beauftragen, arbeiten aber sehr langsam. Demnächst will sich die Kreisfeuerwehr deshalb eigene, genauere Messgeräte anschaffen, in den Kreishaushalt wurden dafür laut Fricke 200.000 Euro eingestellt.