Nach Brand in der Beuchter Kirche: Viele Fragen sind noch offen
Der zerstörte Beuchter Kanzelaltar: Die Aufnahme machte Pfarrerin Sonja Achak nach dem Brand am 1. Weihnachtstag. Foto: Privat
Nachdem in der Nacht zum 1. Weihnachtstag ein Feuer den Kanzelaltar in der Beuchter Kirche vernichtete, gibt es immer noch viele offene Fragen. Wie geht es jetzt mit dem im Jahr 1837 erbauten Gotteshaus weiter?
Beuchte. Nach dem Brand im Innenraum der Beuchter Kirche am 1. Weihnachtstag sitzt vielen der Schreck immer noch in den Gliedern. Und es ist nicht ganz klar, welche Gefühle überwiegen. Denn es gibt noch immer viele offene Fragen.
„Wir sind immer noch in der Phase des Zusammentragens“, erzählt Pfarrerin Sonja Achak. Sie ist nahezu in ständigem Kontakt mit Vertretern der Versicherung und Mitarbeitern einer Sanierungsfirma. „Aber viele Fragen sind noch offen, um etwas zur genauen Schadenshöhe und zu möglichen Sanierungsplänen sagen zu können“, berichtet sie. „Wir brauchen noch weitere Informationen und es werden in der kommenden Zeit noch Gutachter zu uns kommen, deren Meinung wir zunächst einholen müssen.“
Seit dem Brand in der Nacht zum 1. Weihnachtstag ist das Gotteshaus für die Öffentlichkeit gesperrt. Foto: Gereke
In der Pressemitteilung des Wolfenbütteler Polizeikommissariats an Weihnachten war nach einer ersten Schätzung von rund 300.000 Euro Sachschaden die Rede. Aber ob die auch den Tatsachen entspricht, müssen die Untersuchungen zeigen. Auch wenn nur der Altar in Flammen aufging und dort das Feuer wütete: „So eine verputzte Decke wie im Kirchenschiff mag einen Brand auch nicht. Der Orgelbauer weist darauf hin, dass Rauchgase an den metallischen Teilen schnell zu Korrosion führen können. Und auch die Holzflöten können nicht nur durch Rußablagerungen Schaden nehmen, sondern auch durch die Hitze des Brandes“, berichtet sie. Insofern seien noch viele Untersuchungen notwendig, um das genau Schadensbild zu ergründen – und erst dann steht die genaue Schadenssumme fest und es könne sich Gedanken über einen Sanierungsfahrplan gemacht werden. Und egal, ob die Bänke nur gesäubert werden müssen oder noch mehr notwendig ist: „Sie müssen alle raus, um das Baufeld vorbereiten zu können.“
Wann wird die Kirche wieder aufgebaut?
„Viele fragen mich: Wann wird die Kirche wieder aufgebaut? Aber so weit sind wir noch nicht“, so die Pfarrerin. Wegen der vielen Unklarheiten möchte sie nach dem ersten Schock auch nicht von Erleichterung sprechen, weil der Brand nur im Innern wütete und das Gotteshaus von außen nahezu unversehrt wirkt. „Es herrscht noch eine abwartende Stimmung“, beschreibt Achak. „Erleichtert sind wir aber darüber, dass niemand zu Schaden gekommen ist“, fügt sie an. Und wer weiß, was noch alles hätte passieren können, wenn nicht zufällig am Morgen des 1. Weihnachtstages eine Besucherin auf dem Friedhof den Brandgeruch wahrgenommen und die Alarmkette in Gang gesetzt hätte.

Inzwischen sind Brandsanierer bei der Arbeit und entsorgen Schutt aus dem Gotteshaus. Foto: Gereke
Trotz der vielen offenen Fragen: In der Beuchter Kirche hat eine Sanierungsfirma die Arbeiten aufgenommen. „Sie wird zunächst den Brandschutt vor und aus der Kirche entfernen, auch die kaputten Fenster werden gesichert“, berichtet Achak. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr hatten Scheiben eingeschlagen, damit der Rauch aus dem Gotteshaus abziehen konnte, so die Pfarrerin. Schuttcontainer, Wegabsperrung und gesicherte Fenster – sie sind die von außen sichtbaren Zeichen als Folge der dramatischen Stunden vom Weihnachtsfest.
Bau stammt aus dem Jahr 1837
Was die Brandursache angeht, so geht die Polizei laut Achak weiterhin von einem technischen Defekt aus. Vielleicht war es ein Kabelbrand, vielleicht lässt sich auch nicht mehr ganz klären, wie genau das Feuer entstehen konnte. In Flammen ging der hölzerne Altar auf. Zerstört wurde bei dem Brand aber nicht nur der mehrstöckige Kanzelaltar, sondern auch die „Pieta“ – eine Statue von Maria mit dem gekreuzigten Jesus im Arm. Sie stamme noch aus dem Vorgängerbau der Beuchter Kirche und müsste aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammen, schätzt Achak. Ein unwiederbringlicher Verlust. Achak präsentiert zwei Aufnahmen: Eine entstand Heiligabend vorm Gottesdienst – die andere zeigt das Innere der Kirche am 1. Weihnachtstag, nachdem das Feuer gewütet hatte.

Blick in die Beuchter Kirche an Heiligabend: So sah das Gotteshaus vorm Altarbrand in der folgenden Nacht aus. Foto: Privat
Die Kirche selbst ist im Jahre 1837 nach Entwürfen von Friedrich August Ludwig Hellner als klassizistischer Saalbau errichtet worden, der von einem Satteldach gedeckt ist. Auf der Westseite befindet sich mittig über dem Giebel ein kleiner quadratischer Glockenturm mit spitzem Pyramidenhelm. Die Kirche wurde aus unverputzten Bruchsteinen errichtet. Allein die Portale an den westlichen und östlichen Schmalseiten und die je vier hohen, rechteckigen Fenster auf der Nord- und Südseite weisen sorgfältig bearbeitete Quadersteine auf. Laut Achak erhielt zum 175. Geburtstag der Kirche die Orgel eine Sanierung.
Für sie selbst ist das alles auch Neuland. Um eine Schadensregulierung nach einem Brand musste sich Sonja Achak bislang noch nie kümmern. „Und ich hoffe, ich werde es auch nie wieder tun müssen“, fügt die Schladenerin mit einem Lächeln an.