Landkreis Harz meldet weniger Kahlflächen
Abgestorbene Fichten stehen zwischen Bad Harzburg und Torfhaus im Harz. Seit Jahren setzt der Borkenkäfer den deutschen Fichtenwäldern zu. Doch es gibt Fortschritte bei der Aufforstung. Foto: dpa
Die Kahlflächen im Harzkreis konnten in den vergangenen Jahren dank Aufforstungen und durch natürliche Waldverjüngung um 40 Prozent reduziert werden. Trotz 12 Millionen Setzlingen bleibt die Lage kritisch.
Harz. Die Aufforstung im Harz zeigt Erfolge, auf vielen einstigen Kahlflächen wachsen dank zahlreicher Initiativen wieder Bäume. Allein im Landkreis Harz konnten auf dem Gebiet außerhalb des Nationalparks die Kahlflächen in den vergangenen fünf Jahren um nahezu 40 Prozent verringert werden. Auch im Westharz gibt es Fortschritte, die vier Landesforstämter pflanzten seit 2018 zwölf Millionen Bäume.
Allein im vorigen Jahr hätten Mitarbeiter der Forstbetriebe im Harzkreis auf einer Fläche von 1300 Hektar Bäume gepflanzt, berichtet die Kreisverwaltung in Halberstadt. 10.300 Hektar Kahlfläche würden noch bestehen, das entspreche einem Viertel aller Nadelwaldbestände im Landkreis Harz, die vor der Waldkrise 2018 vorhanden gewesen waren, berichtet Torsten Sinnecker, Leiter des Umweltamtes und Mitglied des vor fünf Jahren eingerichteten Krisenstabs Wald.
Zustand weiterhin kritisch
Gepflanzt würden „widerstandsfähige Baumarten“ wie Roteichen und Douglasien. Der Aufwand sei groß, denn die Aufforstungsflächen müssten durch Zäune vor Wildverbiss geschützt werden. Zudem müssten die Setzlinge kontrolliert werden. „Hier leisten die Waldbesitzer mit ihren Teams ebenso wie die örtlichen Revierförster und Mitarbeiter der Forstbetriebe ausgezeichnete Arbeit“, erklärt Sinnecker in einer Mitteilung der Kreisverwaltung.
Zu viel Euphorie würden die Mitglieder des Krisenstabs Wald aber nicht verbreiten wollen. „Der Zustand unserer Wälder ist weiterhin kritisch“, heißt es in der Mitteilung weiter. Vor allem Schädlinge und Trockenheit würden Nadel- und Laubbäumen zusetzen. Um alle Kahlflächen „stabil aufzuforsten“, seien mindestens weitere zehn Jahre erforderlich.
Wesentlich für die Aufforstung sei Geld. So seien in den vergangenen Jahren durch Spenden und Initiativen rund 370.000 Euro für Baumpflanzungen und Pflegearbeiten bereitgestellt worden. Allein für Pflanzungen sei 2022 eine Summe von 245.000 Euro zusammengekommen.
Nur noch wenige gesunde Fichten
Auch auf den 54.000 Hektar der niedersächsischen Landesforstverwaltung im Westharz wird viel für den Waldaufbau getan. Vor allem durch den Borkenkäfer, aber auch durch Trockenheit und Stürme wurden 80 Prozent der Fichtenwälder in den vier Westharzer Forstämtern zerstört, berichtet Michael Rudolph, Sprecher der südniedersächsischen Forstämter. Der Anteil der Fichtenwälder lag bis 2018 bei annähernd 70 Prozent. Derzeit betrage der Anteil des gesunden Fichtenbestandes 20 Prozent.
Rudolph lobt die vielen privaten Initiativen, doch die weitaus meisten Bäume würden durch die Forstämter gepflanzt. Rudolph schätzt die Fläche der abgestorbenen Fichtenwälder, die in den kommenden Jahren bewaldet werden muss, auf 16.000 Hektar. 9000 Hektar sollen durch Mitarbeiter der Forstämter aufgeforstet werden, für die restliche Fläche setzt die Landesforstverwaltung auf natürliche Aussaat, auch Waldverjüngung genannt. Laut Michael Rudolph wurden in den Forstämtern Clausthal, Lauterberg, Riefensbeek und Seesen seit 2018 zwölf Millionen junge Bäume gesetzt und damit 3000 Hektar aufgeforstet.
Neben der Arbeit, die in den Forstämtern geleistet wird, gibt es etliche private und gemeinnützige Initiativen, die bei der Aufforstung helfen. Wie berichtet, wird Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) an diesem Samstag zu einer Aktion des seit 1991 bestehenden Bergwaldprojektes in Braunlage erwartet. Im Revier Braunlage starben in den vergangenen Jahren 1300 Hektar Fichtenwald, maximal 300 Hektar stehen noch.
Viele stark geschädigte Bäume
Neben den Aufforstungen und der Waldverjüngung durch die natürliche Vermehrung gibt es weitere Initiativen. So hat sich 2024 im Großen Schloss Blankenburg das Nabu-Waldinstitut angesiedelt, ein bundesweit arbeitendes Kompetenzzentrum, das sich für Waldnaturschutz und innovative Waldwirtschaft einsetzt. Die Future-Forest-Initiative, die ebenfalls im Schloss ansässig ist, unterstützt Start-ups und verbindet Initiativen, die den Schutz des Waldes fördern.
Derweil klingt in der Mitteilung aus Halberstadt an, dass weiterhin große Anstrengungen erforderlich sind. Hinweise darauf, wie es den Wäldern in Niedersachsen geht, werden vom Waldzustandsbericht erwartet, den Forstministerin Miriam Staudte (Grüne) am kommenden Montag in Hannover vorstellt. Der Bericht für das vorige Jahr hatte zwar festgehalten, dass der Anteil stark geschädigter Bäume um 0,7 Prozent auf 3,4 Prozent gesunken war, der Wert lag aber immer noch doppelt so hoch wie das langjährige Mittel.
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