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Nachgedacht

GZ Plus Icon„Star Wars“: Aufmarsch im Weltall

Das Foto zeigt eine Rakete der US-Firma SpaceX beim Start in Cape Canaveral.

Eine Falcon-9-Rakete von SpaceX hebt in Cape Canaveral, Florida, ab. Foto: John Raoux/AP/dpa

Neben dem Krieg über Datenautobahnen rüsten sich China, Russland und USA für „Star Wars“ im Weltall. Satelliten geraten Gefahr – und damit das tägliche Leben.

Von Jörg Kleine Samstag, 22.11.2025, 10:00 Uhr

„Der Weltraum militarisiert sich“, erklärt Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Gerade so, als würde das Weltall selbst zu den Waffen greifen. Wenngleich das angesichts der Bedrohung und all des Weltraumschrotts, der mittlerweile im Orbit, aber auch jenseits der Erdanziehungskraft unterwegs ist, vielleicht kein schlechter Gedanke wäre: Könnte da oben, bitte, mal jemand aufräumen? Das Bundesverteidigungsministerium plant jedenfalls, in den kommenden Jahren 35 Milliarden Euro zu investieren, um eine „militärische Weltraumfähigkeit“ zu erreichen.

Ronald Reagan und das Programm SDI

Als der damalige US-Präsident Ronald Reagan im März 1983 zu „Star Wars“ aufrief, da hielten das viele Beobachter noch eher für Hollywood-Phantasien eines Schauspielers, der den Cowboy auch im All mimen wollte. Strategic Defense Initiative, kurz: SDI, hieß das Programm – weltweit in Anlehnung an die Weltraum-Abenteuer des Filmregisseurs George Lucas auch „Star Wars“ betitelt.

Technisch sollte es um einen Schutzschild gegen Interkontinentalraketen gehen. Zum Szenario gehörten etwa heiße Röntgenlaser, um aus dem Weltall den Bedrohungen im Kalten Krieg auf der Erde eine mächtige Waffe entgegenzusetzen. SDI verlief trotz enormer Investitionen der USA schließlich im Sande. Und aus heutiger Sicht mutete die Röntgenlaser-Maschinerie an wie manch altertümliche Blechdose, die George Lucas in seinen Star-Wars-Episoden von fernen Planeten zumindest im Film auf mehr als Lichtgeschwindigkeit beschleunigte.

Der neue Wettlauf im Weltraum

Tatsächlich aber sehen manche Politbeobachter just das SDI-Programm bis heute als einen Faktor für den Zusammenbruch der früheren Sowjetunion. Weil die Sowjets der US-Offensive beim Wettrüsten im All wirtschaftlich nichts hätten entgegensetzen können. Die UdSSR hatte zwar im Oktober 1957 mit Sputnik den ersten Satelliten in den Orbit geschossen, aber wenige Monate später konterten die USA – und der Wettlauf begann. Am 21. Juli 1969 hatten die USA die Nase vorn, als Apollo 11 auf dem Mond landete und Millionen Menschen am Fernseher die Bilder vom kalten Erdtrabanten verfolgen konnten. „Ein kleiner Schritt für den Menschen , aber ein riesiger Sprung für die Menschheit“, rief damals der US-amerikanische Astronaut Neil Armstrong, als er seinen Fuß auf den Mond gesetzt hatte. Ein Zitat, das bis heute unvergessen ist.

Etwa so alt ist das internationale Weltraum-Regelwerk, doch gab es damals nicht mal 400 Satelliten auf ihren Bahnen um den Globus. Inzwischen sind es mehr als 12.000 Satelliten; Russland, China und die USA rüsten weiter auf im All. Dabei steht die von Elon Musk gegründete Firma SpaceX mit rund 8000 Satelliten ganz oben in der Rangliste.

Deutschland und Europa müssen sich auch im Weltraum wappnen

Ob Mobilfunk, Flugverkehr, Wetterbeobachtung, digitale Steuerungen oder Navigationssysteme – die moderne Welt würde ohne Satelliten inzwischen zusammenbrechen. Doch China und Russland sind die Benimmregeln im Weltraum offenbar gleichgültig. Jedenfalls beobachtet die deutsche Bundeswehr bei der Weltraumkontrolle immer öfter, dass chinesische und russische Satelliten ihre Bahn verlassen, um andere Satelliten zu stören – und womöglich bald auch zerstören könnten.

Es ist mehr als überfällig, wenn Deutschland und Europa nicht nur beobachten, was hoch oben über den Köpfen der Menschheit passiert – sondern sich technisch auch gegen die Bedrohung wappnen. Denn für die nächste Episode von „Star Wars“ könnte vielleicht schon die Realität das Drehbuch liefern.

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joerg.kleine@goslarsche-zeitung.de

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