Zähl Pixel
Niemand will in den Vorstand

GZ Plus IconBad Harzburger Wirtschaftsverein beschließt sein eigenes Ende

Mittwoch, 20.03 Uhr: Der Verein für Wirtschaft und Handel stimmt über seine Auflösung ab und ist seither Geschichte.

Mittwoch, 20.03 Uhr: Der Verein für Wirtschaft und Handel stimmt über seine Auflösung ab und ist seither Geschichte. Foto: Schlegel

Der Verein für Wirtschaft und Handel löst sich auf. Auch bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung konnten die wichtigen Vorstandposten nicht besetzt werden. Deshalb gehen nach 35 Jahren die Lichter aus.

author
Von Holger Schlegel
Donnerstag, 24.04.2025, 16:00 Uhr

Bad Harzburg. Das war es, mit dem Verein für Wirtschaft und Handel. Während einer außerordentlichen Mitgliederversammlung beschloss die notwendige Zweidrittelmehrheit die Auflösung des Vereins. Grund: Es finden sich nicht genügend Leute für die Vorstandsarbeit, schon gar nicht für den Posten des 1. Vorsitzenden. Damit endet die 35-jährige Geschichte der Interessenvertretung der Bad Harzburger Wirtschaft mehr oder weniger unrühmlich.

„Nur gemeinsam sind wir stark“ – diesen Slogan trug der VWH 35 Jahre lang stolz im Briefkopf. Und diese gemeinsame Stärke war auch ein Grund gewesen, den VWH einst überhaupt aus der Taufe zu heben. Gründungsmitglied Joachim Taeschner erinnerte an die Anfänge: Der VWH sei gegründet worden, „weil die Stadt damals die Betriebe wegekelte“. Unter anderem sei dann durch Mitwirkung des Vereins das Fried-Gutachten erstellt worden, das Bad Harzburg den weiteren wirtschaftlichen Weg zeigte und unter anderem zur Ausweisung des Gewerbegebietes geführt habe. Es sei komisch, den Verein jetzt aufzulösen.

Mag alles sein. Aber der aktuelle Vorstand um den Vorsitzenden Lutz Mrozek sah sich in den vergangenen Monaten und Jahren nicht mehr in der Lage, auf dieser quasi politischen Ebene zu wirken. Man habe mit den Projekten wie dem Kastanienfest und dem Kastanienblütenfest, aber auch dem Sternenhimmel und anderen Aktionen genug um die Ohren gehabt. Mehr als genug. „Wir haben das nur mit dem fünfköpfigen Vorstand gemacht und der ist am Limit“, so Mrozek.

Schwierige wirtschaftliche Lage

Und da war man beim Hauptproblem: Mrozek, seine Stellvertreterin Annemarie Kinzel (ebenfalls Gründungsmitglied) und Schatzmeisterin Petra Hieke hatten schon vor geraumer Zeit angekündigt, nicht mehr weiterzumachen. Doch weder vor der regulären Jahreshauptversammlung vor sechs Wochen noch während der damaligen Versammlung hatten sich Nachfolger gefunden.

Die außerordentliche Versammlung am Mittwochabend sollte der letzte Versuch sein. In deren Vorfeld hatte es offenkundig auch Gespräche gegeben, „um weiterzukommen“, so Harald Karow als inoffizieller Sprecher einer Gruppe von Mitgliedern. Danach sei gewisse Hoffnung aufgekeimt.

Es habe auch, so Mrozek, bis kurz vor Versammlungsbeginn noch Interessenten für die Vorstandsarbeit gegeben. Aber aufgrund der wirtschaftlichen Situation, der aktuellen Lage, über die offen gesprochen worden sei „findet das so nicht statt, wie das geplant war“. Kastanienfest und Kastanienblütenfest hätten in der Vergangenheit ein gewaltiges Minus gemacht. Für dieses Jahr sind sie deshalb schon abgesagt worden, auch, um einem neuen Vorstand den Verein sauber zu übergeben, ohne gleich die Last solcher Feste zu haben. Hat aber auch nichts genützt.

Vergebens gekämpft

Aber, wenn es diese Feste ohnehin nicht mehr gibt, dann habe ein neuer Vorstand doch auch gar nicht deren Last, nahm wiederum Joachim Taeschner die Argumentation Mrozeks, um für das genaue Gegenteil, also den Erhalt des Vereins zu plädieren. Er verstehe nicht, warum der Verein aufgelöst werden soll. So fühlten auch viele andere während der Versammlung.

Neue Interessenten für Vorstandsposten brachte das am Versammlungsabend aber auch nicht. „Es bringt nichts, hier zu diskutieren, wenn wir keine Leute für den Vorstand finden“, so Mrozek. „Wir möchten nicht mehr, wir schaffen das nicht mehr.“

„Wir haben gekämpft, um jemanden zu finden. Es fällt uns nicht leicht, den Verein jetzt aufzulösen.“ Aber „wo eine Tür zugeht, geht ja demnächst vielleicht wieder eine andere auf“. Man müsse sich ja nicht aus den Augen verlieren. Der VWH habe ein Netzwerk und Stammtische oder After-Work-Partys könnten auch zum Gedankenaustausch dienen. Vielleicht gäbe es ja dann irgendwann etwas Neues.

Noch 11.000 Euro Vereinsvermögen

Und so wurde abgestimmt. Einstimmig, mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit aller Mitglieder, beschloss die Versammlung die Auflösung des Vereins für Wirtschaft und Handel, der damit am Mittwoch um 20.03 Uhr Geschichte war.

Und was passiert jetzt? Petra Hieke und Lutz Mrozek sind zu Liquidatoren bestimmt worden. Die rund 11.000 Euro, die noch auf dem Konto für die Unterhaltung des Sternenhimmels liegen, gehen an die Stadt, die sich, so Mrozek, fortan um die Beleuchtung in der Herzog-Wilhelm-Straße kümmern werde. Was mit dem restlichen Vereinsvermögen geschieht, soll noch geschaut werden. Die Rede ist von immerhin noch einmal 11.000 Euro.

Die Redaktion empfiehlt
Weitere Themen aus der Region