Die „Mutter des Sehusafestes“ wird 100 Jahre alt
Museumsleiter Dirk Stroschein (l.) und Bürgermeister Erik Homann rahmen Seesens Jubilarin Elisabeth Paetz-Kalich während der Vernissage der zu ihren Ehren veranstalteten Ausstellung ein. Foto: Privat
Am Dienstag, 4. November, wird Elisabeth Paetz-Kalich, die „Mutter des Sehusafestes“, 100 Jahre alt. So hat die Ehrenbürgerin das Bild der Stadt Seesen geprägt.
Seesen. Ohne sie würde Seesen heute vermutlich anders aussehen. Nicht nur im August und September, wenn der Herzschlag des Sehusafestes die Stadt bestimmt: Elisabeth Paetz-Kalich, die „Mutter des Sehusafestes“ feiert heute ihren 100. Geburtstag. Und nicht nur das große Historienfest hat die Stadt ihr zu verdanken.
Das Leben von Paetz-Kalich
Paetz-Kalichs Familie stammt aus Seesen. Sie selbst wuchs dort auf, besuchte dann die Kunstakademie in Dresden und ließ sich mit ihrem Mann nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in der Harzstadt nieder, nun im eigenen Haus auf der Wilhelmshöhe.
Ab den 1960er Jahren engagierte sie sich mit der Initiative „Historisches Seesen“ für den Erhalt und die Pflege des historischen Stadtbildes. Der Erhalt des St.-Vitus-Turmes, zu dem die Künstlerin und ihre Vorfahren eine besondere Beziehung pflegen, resultiert aus diesem Engagement. „Die Familie Paetz besaß ganz in der Nähe des Turms ein Sägewerk. Und einer ihrer Verwandten sorgte dafür, dass das historische Gebäude wieder eine Glocke bekam“, weiß Dirk Stroschein, Leiter von Seesens Städtischem Museum. Ohne ihr Zutun würde der Turm im heutigen Stadtbild vielleicht fehlen.
Die Geburt des Sehusafestes
Ihrem historischen Engagement verdankt sie übrigens auch den Auftrag, den Festumzug zur 1000-Jahr-Feier Seesens 1974 zu gestalten und zu organisieren. Ab 1975 entstand daraus das jährliche Historienfest, das Paetz-Kalich den Ehrennamen „Mutter des Sehusafestes“ eintrug. Heute eine Institution im Kalender des Stadtlebens, ist sie damals für ihre Idee nicht nur mit offenen Armen empfangen worden.
„Das war ein Kampf“, erzählte sie anlässlich einer Begegnung zu 50 Jahren Sehusafest – und zündete sich mit Genugtuung eine Zigarette an.
Sie erinnerte sich: „Ich sagte damals: Die Kostüme schmeißen wir nicht weg – wir machen damit ein Sehusafest! Eigentlich dachte ich, die Leute fangen vor Freude an zu tanzen, aber es gab Tumulte!“, blickte sie Anfang September zurück. Doch sie setzte sich durch und ist seitdem immer mittendrin. Die Stadt würdigte sie vor 20 Jahren für ihre Leistungen mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde. Keine Frage: Elisabeth Paetz-Kalich hat der Stadt ihren Stempel aufgedrückt.
Paetz-Kalichs Werke
Aus Anlass des 100. Geburtstages zeigt das Städtische Museum Seesen seit Sonntag übrigens ausgewählte und zum Teil noch nie öffentlich zu sehende Werke ihres kreativen Schaffens aus mehr als acht Jahrzehnten. Neben Auftragsarbeiten entstanden seitdem viele persönliche Werke in unterschiedlichen Techniken und im kreativen Umgang mit verschiedensten Materialien.
Wie auch immer die Jubilarin ihren Ehrentag heute verbringen wird - vielleicht wird sie wieder ihre Zigarettenschachtel-Hülle hervorholen. „Young, wild and free“ stand auf dieser, als die GZ sie vor einigen Wochen besuchte. Ein gutes Motto für das nächste Lebensjahrhundert. In diesem Sinne: Alles Gute.
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