Zwei Gutachten sollen für die Schmalspurbahnen die Weichen stellen
Ein Zug der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) fährt mit einer Diesellok bespannt auf den Brocken. Ab Waldbrandstufe 4 fährt die HSB ausschließlich mit Dieselloks auf der Brockenstrecke. Foto: Matthias Bein/dpa
Mehr als eine Million Menschen sind vergangenes Jahr wieder mit den historischen Dampfloks der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) durch den Harz gefahren. Aber hohe Kosten dämpfen die Euphorie. Es gibt möglicherweise Lösungen für die Probleme.
Wernigerode. Mehr als eine Million Menschen sind vergangenes Jahr wieder mit den historischen Dampfloks der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) durch den Harz gefahren. Aber hohe Kosten dämpfen die Euphorie. Es gibt möglicherweise Lösungen für die Probleme des Unternehmens. Im Herbst werden zwei wichtige Studien erwartet, die Weichenstellungen für die Zukunft geben sollen.
Bei den HSB sind im vergangenen Jahr erneut mehr Fahrgäste in den historischen Zügen verzeichnet worden. Mit 1,14 Millionen Reisenden seien 2024 sechs Prozent mehr Menschen mitgefahren als im Vorjahr, teilten die HSB mit. Der Umsatz stieg demnach mit rund 15,5 Millionen Euro auf einen neuen Höchstwert. Allerdings habe dem Fahrgast- und Umsatzplus auch ein deutlicher Dämpfer gegenübergestanden.
Höhere Kosten
Sorge bereitet dem Unternehmen vor allem der hohe Kostenanstieg bei Energie, Personal und Fahrzeugen. Durch erhöhte Zahlungen der Bundesländer Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie der kommunalen Gesellschafter seien die erheblich gestiegenen Ausgaben zwar aufgefangen worden, dennoch sei man strategisch gefordert, sagte Geschäftsführerin Karin Müller. „Wir müssen uns mit dem Ziel einer Kostenbegrenzung langfristig neu aufstellen.“
Derzeit werde an einem Konzept für die zukünftige Entwicklung der HSB gearbeitet. Das Papier, das dazu von einer Beraterfirma aus dem Kölner Raum erarbeitet wird, stehe vor dem Abschluss. Bevor es der Öffentlichkeit vorgestellt wird, soll das Gutachten den Ländern Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie dem Aufsichtsrat zur Diskussion vorgelegt werden. Die Kosten für das vom HSB-Aufsichtsrat beauftragte Gutachten liegen im „unteren sechsstelligen Bereich“, sagte Sprecher Dirk Bahnsen.
Für den Tourismus
Unter anderem gehe es um mögliche Anpassungen bei den Fahrplänen, eine angepasste Organisationsstruktur und die Erarbeitung eines Fahrzeugkonzepts mit Berücksichtigung alternativer Antriebe. Die bei Touristen beliebten Züge werden überwiegend mit Kohle befeuert. Das Streckennetz umfasst 140,4 Kilometer und reicht bis nach Thüringen.
Ein Schritt bei den Plänen ist auch die touristische Aufwertung des Brockens. Mit rund 507.000 Fahrgästen war die Strecke zum Brocken im vergangenen Jahr weiterhin der meistbefahrene Streckenabschnitt. Anfang des Monats hatte der Landkreis Harz große Teile der Brockenkuppe übernommen und will diese jetzt touristisch weiterentwickeln (die GZ berichtete). Dabei gehe es auch um die Zukunft der Schmalspurbahnen, sagte Landrat Thomas Balcerowski (CDU) seinerzeit.
Neben dem sogenannten Entwicklungskonzept der Beraterfirma aus dem Kölner Raum, das technische Entwicklungsmöglichkeiten für die Dampfloks und wirtschaftliche Perspektiven für das Unternehmen aufzeigen soll, wird an einer Machbarkeitsstudie gearbeitet, die von Sachsen-Anhalt und Niedersachsen unterstützt wird. Sie soll klären, ob die Brockenbahn von Elend nach Braunlage verlängert werden kann. oli/dpa
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