Trauer um den Okeraner Naturkundler Gerwin Bärecke
Gerwin Bärecke auf einer Bank im Goslarer Trüllketal nach Arbeiten der Natur- und Umwelthilfe Goslar. Foto: Hartmann
Mit der Spinnenwelt war er vertraut wie sonst kaum jemand: Der vielfach engagierte Naturkundler und Umweltfreund Gerwin Bärecke aus Oker ist gestorben.
Oker/Harz. Seine Frau nenne ihn „Spidermann“ hatte Gerwin Bärecke 2020 der GZ anvertraut. Den Kosenamen hat er sich verdient, denn wie kein anderer weit und breit war der kürzlich verstorbene Naturkundler und Insektenexperte Bärecke mit der Spinnenwelt vertraut. Mehrfach entdeckte er, ausgestattet mit einer Kamera samt Makroobjektiv und einer Becherlupe, am Sudmerberg und am Okerufer kleine Spinnen, die sonst kaum jemand kannte oder die sogar als ausgestorben galten, wie etwa die Flussuferwolfsspinne.
Vielfach engagiert
Der in Oker lebende Bärecke, Jahrgang 1953, schaute immer besonders genau hin, wenn er in der Natur unterwegs war. Er war nicht nur an Spinnen interessiert, sondern kannte sich ebenso in der Vogelwelt aus und interessierte sich für alles, was mit der Umwelt zu tun hatte. Er engagierte sich in Naturschutzvereinen und -verbänden, etwa im früheren Kreisverband des Deutschen Bundes für Vogelschutz, im Naturwissenschaftlichen Verein Goslar und in der Natur- und Umwelthilfe Goslar, außerdem war er Gründungsvorsitzender des Nabu Goslar.
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Kaum vorstellbar, dass der Naturliebhaber früher beim Landessozialamt arbeitete. Bärecke hatte Werkzeugmacher gelernt und später Verwaltungswissenschaft studiert. Bekannt wurde er einer breiten Öffentlichkeit vor allem durch seine Filme über Naturerkundungen, die im Bürgerfernsehen TV 38 liefen, dessen Chefredakteur er einige Zeit lang war. Über das Thema, das ihm am Herzen lag, veröffentlichte er darüber hinaus zahlreiche Bücher, Broschüren und Prospekte. Fotos und Texte von ihm finden sich zudem auf Informationstafeln an Biotopen in der Region.
Die Liebe zur Natur wurde ihm offenbar in die Wiege gelegt. Seit seinem zehnten Lebensjahr habe er diese Leidenschaft verspürt, sagte Bärecke der GZ einmal und erinnerte daran, dass er vorgeprägt war durch einen Vater, der Vogelkundler war und einen Onkel, der zur Jagd ging.
Bärecke sagte über sich, er sei in der Natur aufgewachsen. Die schönste Zeit seiner Kindheit habe er bei seinen Großeltern verlebt, die damals in Grauhof wohnten und Hühner, Ziegen und Kaninchen hielten. „Wir Kinder genossen eine Freiheit, wie nie wieder im Leben.“ Er liebte zudem seine Heimat, seinen Dienst beim Bundesgrenzschutz absolvierte er daher in Goslar. Als er mit seiner Familie einst nach Nordhessen zog, habe er schon in der ersten Woche Heimweh verspürt, schrieb er für einen Beitrag zum 1100-jährigen Bestehen Goslars in einem kleinen Porträt über sich. Und er merkte an, er wünsche sich, dass der Klimawandel und der Verlust der Biodiversität ernster genommen würden.
Ruhig und bescheiden
Wer Gerwin Bärecke begegnet ist, erinnert sich vor allem an seine ruhige und bescheidene Art, sich in den Vordergrund zu spielen, war nicht seine Sache. Für Oker hat er sich besonders engagiert, 2023 wurde er vom Stadtteilverein mit dem „Oker-Joker“ für ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. In Oker verteilen die beiden Apotheken aktuell einen Kalender für das Jahr 2026 mit Fotos von Gerwin Bärecke. An der Okerpromenade hatte er sich auf die Spur der Natur begeben und die Artenvielfalt dokumentiert. Es ist seine letzte Arbeit, Bärecke starb nach schwerer Krankheit Anfang November. oli
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