Erste Schritte mit Mama – Bei Kindern schwingt die Sorge immer mit

Vielerorts weisen Banner auf den Schulanfang hin. Verkehrsteilnehmer sollten besonders auf die unerfahrenen Erstklässler achten. Foto: Stephani
Die Sommerferien sind zu Ende. Die Kinder müssen wieder zur Schule. Andere wiederum dürfen – so sehen sie es zumindest, denn sie sind gerade eingeschult worden. Aber eine Gefahr schwingt immer mit: Die unfallfreie Bewältigung des Schulweges.
Liebenburg. Anna-Lena gehört seit diesem Jahr schon zu den Großen. Denn jetzt besucht sie schon die zweite Klasse der Grundschule Liebenburg. Etwas hat sich aber auch nach den Ferien nicht geändert. Ihre Mutter begleitet sie tagtäglich zur Schäferwiese und holt sie am Ende des Schultages auch wieder ab. Und so machen es viele Eltern, teils auch aus Sorge, dass ihre Sprösslinge den Tücken des Straßenverkehrs noch nicht gewachsen sein könnten.
Anna-Lena hingegen findet, dass die durchaus schon groß genug ist. Stolz erzählt sie, auf was man alles achten muss, um sicher zur Schule und wieder nach Hause zu kommen. „Bevor ich über die Straße gehe, gucke ich immer nach rechts und links, ob ein Auto kommt. Dann warte ich“, erklärt sie vorbildlich. Und ihre Mutter ergänzt: „Wir haben den Weg zur Schule vor der Einschulung geübt und erklären Anna-Lena immer wieder, was gefährlich sein könnte.“ Und trotzdem schwingt bei ihr immer die Angst mit, wenn Kinder langsam mobil werden.
Kinder können Geschwindigkeit nicht richtig einschätzen
Wie Anna-Lenas Mutter sehen das auch andere Eltern, die an diesem Tag vor der Schule noch kurz miteinander plaudern, während die Kinder sich auf dem Schulhof schon mit ihren Freunden treffen oder gleich ins Gebäude gehen. Mit der Angst um die kleinen ABC-Schützen sind die Eltern nicht alleine. Jahr für Jahr warnen auch Polizei, Verkehrswacht und die Schulen vor den Gefahren des Straßenverkehrs und bitten alle Verkehrsteilnehmer um besondere Rücksichtnahme. Leider sind aber nicht alle Autofahrer rücksichtsvoll, berichten auch die anderen Eltern, die vor der Schule ihren Sprösslingen hinterherblicken. „Mein Sohn wäre schon einmal fast angefahren worden", berichtet die Mutter von Tim. Der Neunjährige ist sich allerdings auch heute noch keiner Schuld bewusst. „Ich habe am Zebrastreifen gestanden und das Auto hat nicht gehalten“, lautet sein Vorwurf.
Der Vorfall zeigt aber auch, was passieren kann, wenn Kinder und Autofahrer aufeinander treffen. „Kinder können viele Situationen nicht richtig einschätzen“, warnt auch der ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt immer wieder. „Auf das Überqueren der Straße sollte besonders intensiv eingegangen werden, da Kinder Geschwindigkeiten nicht einschätzen können. Beide Straßenseiten müssen überschaubar und frei sein. Das Kind sollte nie schräg über die Straße gehen, sondern immer den kurzen und geraden Weg wählen“, heißt es im Schulwegratgeber der Organisation. Und es wird dazu aufgerufen, möglichst Ampeln, Fußgängerüberwege und Markierungen zu nutzen. Ein ebenso wichtiger Aspekt: Erwachsene sollten stets ein Vorbild für Kinder sein. Das bedeutet, sich immer an Verkehrsregeln zu halten.
Hektik am Morgen führt zu Unfällen auf dem Schulweg
Einen weiteren Punkt, der für das sichere Erreichen der Schule von großer Bedeutung ist, bringt die Mutter des achtjährigen Hannes ins Spiel. „Wir legen bei uns viel Wert darauf, dass kein Kind morgens in Hektik verfällt oder unter Zeitdruck gerät.“ Denn wer in letzter Minute zur Schule sprintet, wird unaufmerksam, weil er nur sein Ziel, nicht aber den fließenden Verkehr im Auge habe.

Die ABC-Schützen beginnen in der kommenden Woche mit der Schule. Foto: Pixabay
„Wir beginnen schon in der letzten Ferienwoche damit, wieder einen geregelten Tagesrhythmus zu finden, damit die Kinder morgens fit und ausgeschlafen sind“, erzählt Anna-Lenas Mutter, die insgesamt drei Kinder im Alter zwischen 8 und 17 Jahren hat. „Man denkt ja eigentlich, dass man beim dritten Kind gelassener wird, aber meine Sorge ist mit jedem Kind größer geworden.“ Sie könne sich nicht mehr erinnern, ob sie mit ihrem ältesten Sohn den Schulweg geübt habe. Mit der mittleren Tochter wurde über die Gefahren gesprochen. „Und natürlich haben wir sie zur Schule begleitet. Aber bei Anna-Lena hab ich mir schon viele Gedanken gemacht – und das hat nichts mit meiner Tochter zu tun oder dem Gefühl, dass man es ihr nicht zutrauen kann.“
Alle 24 Minuten verunglückt in Deutschland ein Kind im Straßenverkehr
Die Sorge ist nicht unberechtigt, denn im Schnitt verunglückt in Deutschland alle 24 Minuten ein Kind im Straßenverkehr. Sechs- bis unter 15-Jährige verunglückten am häufigsten montags bis freitags zwischen 7 und 8 Uhr auf dem Schulweg. Diese machen rund zwölf Prozent aller Unfälle aus, an denen Kinder beteiligt sind (Quelle. Statistisches Bundesamt). Damit es gar nicht erst zu einem Unfall kommt, hat Anna-Lena noch im Kindergarten an einem Verkehrstraining teilgenommen. Sie weiß jetzt, worauf es ankommt und ist hoffentlich immer sicher unterwegs – genauso wie alle anderen Kinder und Jugendlichen.