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Umbau vor 40 Jahren

GZ Plus IconWie aus dem Schloss Bündheim Bad Harzburgs gute Stube wurde

25. Februar 1985. Bündheimer Schloss mit Verwalter-Haus vor der Renovierung. Im noch im Bau befindlichen Rittersaal findet die Einweihung der Sozialstation statt.

25. Februar 1985. Bündheimer Schloss mit Verwalter-Haus vor der Renovierung. Im noch im Bau befindlichen Rittersaal findet die Einweihung der Sozialstation statt. Foto: Ahrens-Archiv

Das Bündheimer Schloss kennt heute jeder als die „gute Stube Bad Harzburgs“. Aber wie wurde das Haus zum kulturellen und gesellschaftlichen Mittelpunkt der Stadt? Vor genau 40 Jahren wurde es umgebaut und die GZ schaut auf die Geschichte.

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Von Holger Schlegel
Dienstag, 20.05.2025, 17:00 Uhr

Bündheim. Vor vierzig Jahren wurde eine politische Entscheidung in die Realität umgesetzt, die wohl wie kaum eine zweite das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Bad Harzburg beeinflusst hat. Das Bündheimer Schloss wurde zu dem, was es heute ist, ein Veranstaltungssaal mit Gesicht, der gern auch als „gute Stube von Bad Harzburg“ bezeichnet wird. 1984 hatte der Rat entschieden, es zu kaufen, 1985 wurde es umgebaut, und im April 1986 eingeweiht. Dazu gibt es im Harz-History-Archiv der Bad-Harzburg-Stiftung jede Menge Bildmaterial. Aber was ist das Schloss eigentlich wirklich? Und warum heißt es Schloss?

Die Geschichte des Schlosses, in seiner heutigen Form 1685 erbaut, reicht zurück ins Jahr 1572. Damals entschloss sich Herzog Julius, das Amt nicht mehr von der schwer zugänglichen und baufälligen Harzburg aus zu verwalten. Der Bau eines Amtshauses auf einem Bündheimer Großhof wurde beschlossen. 1573 war das Haus fertig, Amtmann Simon Thomas zog ein. Dann kam der Dreißigjährige Krieg und im April 1626 legten die Soldaten der katholischen Liga auf Befehl Wallensteins Bündheim und das Amtshaus in Schutt und Asche.

Der Saal des Bündheimer Schlosses in den 1970er Jahren vor dem Umbau.

Der Saal des Bündheimer Schlosses in den 1970er Jahren vor dem Umbau. Foto: Ahrens-Archiv

Der Amtmann zog wieder auf die Harzburg. Ein neues Haus wurde gebaut – aber mit einem kapitalen Konstruktionsfehler. Und so musste es wieder abgerissen werden. Man baute es aus Steinen der alten Harzburg neu auf. Stabil genug, denn dieses 1685 errichtete Gebäude steht heute noch.

Aber warum heißt es Schloss? Es diente auch als Quartier der Landesfürsten, wenn sie zur Jagd in den Harz kamen oder ihre Ländereien und Liegenschaften wie Hütte und Gestüt zu inspizieren. Die hohen Herren und ihr Hofstaat brauchten Platz. So kam es zu An- und Neubauten, bis eine dreiflügelige Anlage entstanden war. Auf dem heutigen Parkplatz zum Beispiel befanden sich im 18. Jahrhundert Wirtschaftsgebäude und das Regimentshaus des Amtmanns. Im 17. Jahrhundert waren im unteren Sommersaal – dem heutigen Rittersaal – ein Brauhaus mit Werkstatt und Kühlkammer untergebracht, aus dem im 19. Jahrhundert eine Remise für Kutschen und Schlitten wurde.

Die Zeit der Weinhandlung

Bis ins frühe 20. Jahrhundert nutzen Herzöge und Prinzregenten das Schloss, bis es 1918 kein Herzogtum Braunschweig mehr gab. Das Schloss, im Besitz der Braunschweig-Stiftung, verlor Glanz und Bedeutung. Gerade letztere kam zurück, als in den 1950er Jahren die Firma Hörnicke einzog und das Schloss eine Weinkellerei wurde.

Weinprobe der Firma Hörnicke vor dem Salzfest 1972 im Bündheimer Schloss.

Weinprobe der Firma Hörnicke vor dem Salzfest 1972 im Bündheimer Schloss. Foto: Ahrens-Archiv

Ende der 60er- bis Anfang der 70er-Jahre wurden rundherum auch die legendären Sommerfeste gefeiert, mit Stargästen wie Heinz Schenk, Rex Gildo und Tony Marschall. Ende der 70er-Jahre zog die Weinkellerei aus. Die Stadt kaufte nach langen Überlegungen 1984 das Schloss samt Park. Architekt Jürgen Dorka baute das Schloss zu einer Veranstaltungsstätte um. Edel und hochwertig und sicherlich auch nicht günstig. Vieles, beispielsweise die Tische, sind heute noch in Verwendung.
Im April 1986 wird der frisch renovierte Saal eröffnet. Die Stühle werden bis Jahr 2018 halten und dann erst ausgetauscht.

Im April 1986 wird der frisch renovierte Saal eröffnet. Die Stühle werden bis Jahr 2018 halten und dann erst ausgetauscht. Foto: Ahrens-Archiv

Heute ist das Schloss kulturelles und gesellschaftliches Zentrum der Stadt. Im Saal finden Konzerte, Lesungen, Kabarettabende, Empfänge und Vereinsvergnügen statt, Kindertheater und Feuerwehrfeste, Bälle, politische Diskussionen und Ehrungsveranstaltungen. Prominenz aus aller Welt war dort, selbst Bundespräsidenten. Im Schloss kann sogar geheiratet werden. Auch das erste Stockwerk ist genutzt, unter anderem ist dort die landkreiseigene Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche. Im Nebengebäude befindet sich der städtische Jugendtreff.
Die CDU-Ratsfraktion inspiziert das Bündheimer Schloss (in diesem Fall den Keller) vor der Entscheidung über den Ankauf des Gebäudes im Jahr 1984.

Die CDU-Ratsfraktion inspiziert das Bündheimer Schloss (in diesem Fall den Keller) vor der Entscheidung über den Ankauf des Gebäudes im Jahr 1984. Foto: Ahrens-Archiv

Und doch gibt es Ecken, die kaum jemand kennt, weil dort auch nie jemand hinkommt. Das gesamte Gebäude ist unterkellert, in drei Fluchten ziehen sich die Gewölbe unter dem Saal entlang. Der Dachboden ist riesig und geht über drei Etagen. Doch all dieser Platz wird ungenutzt bleiben. Abgesehen davon, dass Bedarf, dort noch nutzbare Räumlichkeiten zu schaffen, nicht da ist, würde ein Ausbau enorme Summen verschlingen. Selbst eine Sanierung, um Führungen „hinter die Kulissen“ anbieten zu können, würde jeden vertretbaren Kostenrahmen sprengen und ist dementsprechend nicht vorgesehen.

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