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Online-Konsum trifft lokale Geschäfte

GZ Plus IconBlack Week in Goslar: Willkommene Rabattaktion oder „Tote Woche“?

Der Geschäftseingang des Teehauses mit weihnachtlichen Waren im Schaufenster.

Lokale Geschäfte in der Goslarer Altstadt, wie zum Beispiel das Teehaus, nehmen nicht an der Black Week teil. Foto: Müller

Große Rabatte online, aber viele kleine Läden bleiben standhaft. Wie reagieren die Händler in Goslar? Die GZ hat bei drei Geschäften in der Innenstadt nachgefragt.

Mittwoch, 26.11.2025, 04:00 Uhr

Goslar. Die Weihnachtszeit steht vor der Tür: Geschenke werden eingekauft und die sogenannte Black Week lässt die Preise fallen. Auch in Goslar ist die Tradition aus den USA längst angekommen. Traditionell beginnt die Black Week am Freitag nach dem US-amerikanischen Thanksgiving, dem Black Friday. In diesem Jahr fällt er auf den 28. November. Die meisten Händler weiten die Rabattaktionen auf eine ganze Woche aus, aber viele stellen sich auch bewusst dagegen. Wie sieht es in Goslar aus?

Die Black Week in Goslar

Im „Teehaus“ in der Breiten Straße reihen sich Gläser mit verschiedensten Teesorten aneinander. Es riecht nach Hagebutte, Kandiszucker und Kräutern. Hier arbeitet auch Elke Walter, die Inhaberin des Geschäfts in der Goslarer Altstadt. „Das Weihnachtsgeschäft läuft schon“, erzählt sie, als sie Schleifen um Teepäckchen bindet. „Aber ohne Black Week“.

Elke Walter sieht das eher als sinnvoll für Geschäfte für Kleidung oder Haushaltswaren. Für all diejenigen, die etwas „abverkaufen“ müssen. Bei ihr finden sich zwar auch Tassen und Schüsseln, aber der Großteil ist Tee. Damit zählen sie zu den Lebensmittelgeschäften und nehmen nicht an der Rabattaktion teil. In Goslar machen zahlreiche Geschäfte an der Aktion mit, allerdings überwiegend nur die großen Ketten. Das Teehaus ist nicht das einzige Geschäft, das sich gegen die Black Week entschieden hat.

Auswirkungen für kleine, lokale Geschäfte

Woran das liegen kann, erklärt Ellen Friebel. Sie ist Junior-Chefin des „Schuhhaus Stietzel“ und hat „gemischte Gefühle“ zum Thema. „Mit den Rabatten hätten wir weniger Marge für jedes Paar Schuhe. Das bliebe nicht genügend Geld für Personalkosten übrig.“ Außerdem schätzt sie, dass sich die Läden mit der Black Week auch das Weihnachtsgeschäft im Dezember kaputtmachen, weil mehr Menschen dann „vorher einkaufen, um die Rabatte mitzunehmen.“

Eine Frau mit schwarzem Blaser steht in einem Schuhgeschäft.

Ellen Friebel leitet das Schuhhaus Stietzel Foto: Müller

Laut Nora Hoyer-Sepuveda, Inhaberin des Spielwarengeschäfts „Salon K“ in der Marktstraße, lohne es sich für kleinere Geschäfte wie ihres nicht. Und es schade ohnehin dem Einzelhandel. Sie habe die Auswirkungen der Black Week selbst Jahr für Jahr in Innenstädten gesehen. „Das ist eine tote Woche für den Einzelhandel, weil die Leute viel mehr im Internet kaufen.“ Ellen Friebel sieht es positiv: Da die Black Week nicht nur im Onlinehandel stattfinde, locke sie auch mehr Menschen in die Geschäfte. „Aber dass dies nur durch Rabatte geschieht, ist nicht gerade positiv für die Innenstädte“, so Friebel.

Die meisten Menschen nutzen Black Week- und Black-Friday-Angebote tatsächlich online. Eine im September 2024 durchgeführte Statista-Umfrage mit über 2000 Personen zeigte: 91 Prozent der Deutschen kaufen am Black Friday vorwiegend online, nur 9 Prozent in den Geschäften vor Ort. Die meisten Verbraucher vergleichen vor allem die Preise im Internet, so eine Bilanz der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn (DHBW) aus dem vergangenen Jahr.

Überkonsum im Zuge der Rabattaktionen

Preise sind online mit wenigen Klicks vergleichbar. Das weiß auch Nora Hoyer-Sepuveda. Sie sieht die Black Week auch aus einem anderen Grund kritisch. „Ich bin eine schlechte Kapitalistin“, gibt sie zu. Die Black Week verleite dazu, übermäßig viel zu konsumieren, weswegen sie auch privat nicht zu der Zeit einkaufe.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) berichtet, dass allein an Black Friday und Cyber Monday 2025 Umsätze von etwa 5,8 Milliarden Euro erzielt wurden. Zum ersten Mal gibt es einen leichten Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren. Allerdings stechen die jeweiligen Black Weeks weiterhin deutlich hervor, im Vergleich zu allen anderen Wochen des Jahres. Nora Hoyer-Sepuveda leitet selbst ein Spielwarengeschäft und macht laut eigenen Angaben den Großteil ihres Umsatzes in der Weihnachtszeit. „Aber auch vor diesem Hintergrund wünsche ich mir ein gesundes Konsumverhalten.“

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