„Fass ohne Boden“: Verein kämpft um Neubau des Kabinentrakts
Der jüngste Wassereinbruch hat Folgen hinterlassen: Im Materialraum der Heimkabine hat sich reichlich Schimmel gebildet. Das Dach ist nur noch notdürftig geflickt. Foto: Neuendorf
Der TuS Clausthal-Zellerfeld will nach 35 Jahren seinen heruntergekommenen Kabinentrakt erneuern. Auf dem Weg dahin tun sich jedoch viele Hindernisse auf.
Im Fundament bilden sich inzwischen Löcher. Das Dach ist nur notdürftig geflickt, nachdem es vor einigen Monaten mal wieder reingeregnet hat, wovon Schimmel in einem Materialraum zeugt. Das Mobiliar stammt aus dem vergangenen Jahrhundert, und zu allem Überfluss ist der Rasenplatz mal wieder von Wildschweinen umgegraben worden. Willkommen auf der Ringerhalde, der Heimat der Fußballer des TuS Clausthal-Zellerfeld.
Vorstandsmitglied Fabian Böttcher hat beim Ortstermin noch den Bauantrag für den neuen Kabinentrakt in der Hand, der aus dem Jahr 1989 stammt. Jetzt, gut 35 Jahre später, ist der Substanzverlust nicht mehr zu übersehen. Der Zahn der Zeit hat Spuren hinterlassen.
Die Decke einer Gästekabine ist in die Jahre gekommen, wie TuS-Vorsitzende Petra Hubert zeigt. Foto: Neuendorf
So tiefe, dass Vorsitzende Petra Hubert sagt: „Das hier ist ein Fass ohne Boden.“ Eine Sanierung des Kabinentrakts ergebe aus Sicht des Vorstands keinen Sinn mehr, ein Neubau sei die bessere Variante. Hubert nennt ein Beispiel. Das Gebäude müsse dringend energetisch saniert werden, die Heizung zum Beispiel stammt noch aus dem Jahr 1989. „Wir zahlen hier Stromkosten, die keiner zahlen möchte“, fügt die Vorsitzende hinzu, die seit 15 Jahren im Amt ist. Um Abhilfe zu schaffen, müssten jedoch die Leitungen, die ebenfalls aus dem vergangenen Jahrhundert stammen, komplett ersetzt und damit alle Wände aufgerissen werden.
An der Kapazitätsgrenze
Zudem stößt der TuS inzwischen an seine Kapazitätsgrenzen. Fünf Herrenmannschaften, die unter dem Dach der SVG Oberharz spielen, sowie sieben Jugendteams sind im Spielbetrieb – da können nur wenige Vereine im Kreis Goslar mithalten. Rund 250 Aktive gehen derzeit auf Balljagd, schätzt Böttcher. Ganz konkret kann er nicht werden, weil es vor allem durch die TU-Studenten ein ständiges Kommen und Gehen gibt. Der Andrang ist aber ungebrochen: „Neulich waren 40 Leute beim Herrentraining da.“ Zurzeit seien Spieler aus 18 Nationen im Verein aktiv, der damit auch wertvolle Integrationsarbeit leiste. „Und wir sind der einzige Verein im Oberharz, der im Fußball noch Jugendarbeit anbietet“, fügt Hubert hinzu.

Die Regenrinne am Kabinentrakt hat deutlich gelitten. Foto: Neuendorf
Dass sich etwas tun muss, ist schon seit vielen Jahren klar. Dass sich aber noch nichts getan hat, hat mit einer weiteren Besonderheit zu tun. Der TuS befand sich sechs Jahre lang in einer Art Schwebezustand, weil der Verkauf des alten August-Tiemann-Platzes nicht vorankam. Der ist jetzt vollzogen, aber der Erlös reicht offensichtlich nicht mehr aus, um die zunächst ins Auge gefasste große Lösung auf der vereinseigenen Ringerhalde aus eigener Kraft zu realisieren. Jetzt sei nur noch die Sanierung des Rasenplatzes möglich, sagt Böttcher.
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Immerhin, es tun sich Perspektiven auf. Der Bund hat vor Kurzem ein Förderprogramm aufgelegt, die sogenannte Sportmilliarde. Allerdings besteht erheblicher Zeitdruck, denn Anträge müssen bis Mitte Januar gestellt werden. Bei Neubauten wird zudem die Expertise eines Architekten gefordert.
Ohne Kommune geht es nicht
Der noch größere Haken: Der Bund gibt nur Geld, wenn die Kommune ebenfalls einen Anteil übernimmt. Der kann bei Kommunen in Haushaltsnotlage auf 25 Prozent gesenkt werden, wenn sich sogenannte „Mittel unbeteiligter Dritte“ auftreiben lassen, sogar auf zehn Prozent. Aber auch das könnte für die notorisch klamme Berg- und Universitätsstadt zu viel sein. Bei 300.000 Euro Baukosten zum Beispiel wären immer noch 30.000 Euro fällig.

Das Fundament unter der Heimkabine zeigt Auflösungserscheinungen. Foto: Neuendorf
Der Verein will zumindest nichts unversucht lassen. Vor Kurzem schauten sich Vertreter der im Rat vertretenen Parteien und die scheidende Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch den Kabinentrakt an, jetzt sollen die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Christoph Willeke und Alexander Saade eingeschaltet werden. Auch über den Landessportbund und das Leader-Programm will der TuS an Fördermittel kommen.
Denn eines ist für Hubert klar: So kann es nicht weitergehen.
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