Skandalspiel in Vienenburg bekommt Neuauflage
Es darf noch mal gegrüßt werden: Die abgebrochene Partie zwischen der FG Vienenburg/Wiedelah und dem KSV Vahdet Salzgitter bekommt eine Neuauflage. Foto: Gietemann
Wiederholung statt Wertung: Das Ende September abgebrochene Spiel der Fußball-Bezirksliga zwischen der FG Vienenburg/Wiedelah und dem KSV Vahdet Salzgitter wird neu angesetzt. Vor dem Sportgericht spielt vor allem ein Video eine entscheidende Rolle.
Das abgebrochene Spiel der Fußball-Bezirksliga 3 zwischen der FG Vienenburg/Wiedelah und dem KSV Vahdet Salzgitter wird wiederholt. Das hat das Bezirkssportgericht unter Leitung von Thomas Menzel (Braunschweig) am Montagabend nach einer zweistündigen Verhandlung in Salder entschieden. Die FG fühle sich damit in ihrer Auffassung bestätigt, dass der Schiedsrichter überzogen gehandelt habe, wie Vorsitzender Franz Chrzanowski sagte.
Während die Salzgitteraner beantragt hatten, die am 28. September beim Stand von 1:1 in der Nachspielzeit vom Unparteiischen Tom Lange abgebrochene Begegnung mit drei Punkten für den KSV Vahdet zu werten, hatte Vienenburg für eine Neuansetzung plädiert oder es beim 1:1 zu belassen. Da letztere Möglichkeit die Spielordnung nicht hergibt, könne man mit der Entscheidung des Sportgerichts gut leben, so Chrzanowski.
Berufung ist möglich
Öffentlich äußern könne sich das Gremium bisher nicht, weil es sich um ein nicht öffentliches Verfahren handele und zunächst den Beteiligten das schriftliche Urteil zugestellt werden müsse, wie Menzel erklärte. Dieses soll spätestens bis Ende der Woche erfolgen. Eine Berufung innerhalb einer Frist von sieben Tagen ist möglich.
Die Sportrichter seien zu der Auffassung gekommen, dass für den Abbruch der Partie keine ausreichenden Gründe vorgelegen hätten, fasste Chrzanowski zusammen. Zwar gab es in der Nachspielzeit einen Platzverweis für jede Mannschaft, von einer Rudelbildung mit bis zu 20 Beteiligten, die der Unparteiische in seinem Bericht erwähnte habe, könne aber keine Rede sein, so Chrzanowski.
Vahdet-Torhüter kaum zu bändigen
Das sei aus einem Video ersichtlich geworden, das Vahdet zur Beweisaufnahme beigesteuert hatte. Die FG hatte zunächst aus datenschutzrechtlichen Gründen Bedenken, dieses in der Verhandlung zuzulassen, da Vahdet unangekündigt gedreht hatte. Letztlich habe das Bildmaterial jedoch „uns inhaltlich voll bestätigt“, wie Chrzanowski sagte.
Zudem sei zu sehen gewesen, dass der Torhüter der Gäste nach dem Abpfiff Handschuhe und Trikot ausgezogen und anschließend versucht habe, in die Vienenburger Fankurve zu stürmen. Seine Mitspieler hätten ihn aber noch bändigen können, schilderte Chrzanowski. Der Schlussmann war im Nachhinein mit einer Zwei-Spiele-Sperre belegt worden.
Von Vahdet-Seite in der Verhandlung erhobene Rassismus-Vorwürfe hätten sich ebenfalls als haltlos erwiesen. „Da distanzieren wir uns total von, die hat es nicht gegeben“, fügte Chrzanowski an. Er verwahrte sich auch gegen von Vahdet-Trainer Amir Hadziavdic in der „Salzgitter Zeitung“ erhobene Vorwürfe, dass die Atmosphäre von Vienenburger Seite extrem aufgeheizt worden sei.
Beleidigungen im „üblichen Rahmen“
Sicherlich habe es Sprüche und Beleidigungen, auch aus der Fankurve, gegeben. Diese seien aber im auf Sportplätzen „üblichen Rahmen“ geblieben. Das Sportgericht habe im Übrigen darauf hingewiesen, dass der KSV Vahdet in den vergangenen Jahren bereits in ähnliche Vorfälle verwickelt gewesen sei, so in Partien beim Goslarer SC 08 und bei Germania Wolfenbüttel.
Das Gericht habe auch keinerlei Vernachlässigung der Aufsichtspflicht durch den Gastgeber festgestellt. „Wir hatten genug Ordner, aber drei Mann können nicht überall sein“, schilderte der FG-Vorsitzende. Eine Geldstrafe gab es daher nicht.
Fünf Spiele Sperre für zwei Spieler
FG-Spieler Nico Seidel wurde für einen Mitte der zweiten Hälfte mit einer Roten Karten geahndeten Ellenbogenschlag ebenso für fünf Spiele gesperrt wie ein Vahdet-Akteur, der in der Nachspielzeit einen Gegenspieler zu Boden gestoßen hatte. Eine in der ersten Hälfte ausgesprochene Rote Karte gegen den Vienenburger Schlussmann Yendrik Frank war wenige Tage nach dem Spiel zurückgenommen worden, weil der Unparteiische die Rückpassregel falsch ausgelegt hatte.
Einen Termin für die Neuansetzung gibt es noch nicht. Das Spiel soll möglichst noch vor der Winterpause ausgetragen werden, allerdings gibt es Unwägbarkeiten. Die Flutlichtanlage im Radaustadion ist defekt (wir berichteten), Spiele unter der Woche sind damit nicht möglich. Und die Wochenenden sind bis zum 30. November komplett belegt. „Wir hoffen sehnlichst, dass die neuen Lichter bald kommen“, sagte Chrzanowski. Sicher ist: Das Wiederholungsspiel wird unter Verbandsaufsicht ablaufen.
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