Wilde Fußball-Bezirksliga, und ein Schiri als Hellseher
Nebelschwaden über der Mühlenhöhe: Der Schiedsrichter schickt die Mannschaften schon eine halbe Stunde vor Spielbeginn nach Hause. Foto: Privat
Verrückte Fußball-Bezirksliga. Ein Schiedsrichter als Wettergott. Und schwere Zeiten im Südharz. Das sind Themen unserer Kolumne „Das Wochenende im Rückblick“.
Verrückte Fußball-Bezirksliga – und ein Haken
Was war das für ein Spieltag in der Fußball-Bezirksliga 3: Dass der Goslarer SC 08 gegen den extrem ersatzgeschwächten Abstiegskandidaten MTV Salzdahlum gleich mit 1:4 eingehen würde, dürfte so niemand auf der Rechnung gehabt haben. Auch mit dem 3:3 des SV Kissenbrück gegen den KSV Vahdet Salzgitter war kaum zu rechnen, zumal Vahdet beim Schlusslicht erst in der Nachspielzeit das Remis rettete.
Noch überraschender war allerdings, was sich im Spitzenspiel zwischen dem MTV Wolfenbüttel II und der TSG Bad Harzburg abspielte. Der Tabellenführer zerrupfte den Zweiten mal eben mit 9:0 (!). „Das sollte eigentlich zwischen dem Ersten und Zweiten nicht passieren“, räumte TSG-Trainer Kenneth Schuller ein, dessen Elf zuletzt neun Spiele in Folge gewonnen hatte.
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Eine Erklärung für das Debakel war, dass sich die Gäste auch im zweiten Abschnitt nicht einigelten, sondern munter auf den Ehrentreffer gingen und so noch mehrfach ausgekontert wurden. Entscheidend dürfte vor allem aber gewesen sein, dass Wolfenbüttel ein halbes Dutzend Spieler aus dem Oberliga-Kader einsetzte – ein Vorgehen, das Schuller im Übrigen nicht im Geringsten verurteilte.
Es sieht also danach aus, dass der MTV seine Zweite mit aller Macht in die Landesliga hieven will, um vor allem den Nachwuchs noch besser zu fördern. Das Ganze hat nur einen Haken: Das Oberliga-Team bekommt als Aufsteiger nach gutem Start inzwischen die volle Härte dieser Spielklasse zu spüren und liegt nach dem 2:5 bei Eintracht Braunschweig II nur noch zwei Punkte vor den Abstiegsplätzen. Ist das Gastspiel in der 5. Liga nach nur einem Jahr wieder zu Ende, kann auch die Zweite nicht aufsteigen.
Wenn der Schiedsrichter den Wettergott spielt
Der Amateurfußball hält immer wieder besondere Geschichten bereit, so auch am Sonntag. Die Partie der 3. Nordharzklasse zwischen der 3. Mannschaft der SVG Oberharz und dem TSV Lengde fiel aus, weil die Zellerfelder Mühlenhöhe in Nebel gehüllt war. So weit, so normal. Ungewöhnlich war allerdings, dass der Unparteiische schon eine halbe Stunde vor dem eigentlichen Anpfiff um 14 Uhr den Platz für unbespielbar erklärte und nicht abwartete, ob sich der Nebel vielleicht doch noch lichten würde.
Normalerweise warten Schiedsrichter in solchen Fällen noch 30 Minuten nach dem eigentlichen Spielbeginn ab, ehe sie die Teams nach Hause schicken. In diesem speziellen Fall erwies sich der Schiedsrichter als Wettergott, denn der graue Schleier verschwand auch später nicht.
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Er wolle keine große Welle machen, sagt Jens Bergmann, als Vorsitzender des FC Zellerfeld Hausherr der Mühlenhöhe. Es handele sich ja nur um die 3. Nordharzklasse, und mit dem erfahrenen Unparteiischen komme er eigentlich gut klar. Aber nach Jahrzehnten im Amateurfußball mache er doch noch immer neue Erfahrungen, so Bergmann mit einem Schmunzeln. Die Partie ist im Übrigen bereits für den 20. November wieder neu angesetzt worden – dann hoffentlich bei klarer Sicht.
Nachwuchsarbeit bleibt ein hartes Geschäft
Da hatten wir uns vor der Saison gefreut, dass bei den A-Juniorenkickern der Spielbetrieb rein mengenmäßig nach eher trostlosen Jahren wieder Fahrt aufnimmt – und dann das. Schon vor dem Start zog der SC 18 Harlingerode sein Team zurück, weil ihm fest eingeplante Spieler kurzfristig von der Fahne gingen. In den Herbstferien zogen jetzt auch der TuS Clausthal-Zellerfeld und die JSG Asse-Elm ihre Mannschaften zurück, sodass nur noch acht Teams antreten.
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Wenn sie denn antreten, denn am Samstag fuhr die TSG Bad Harzburg nicht zum souveränen Spitzenreiter JSG Seesen und gab die JSG Goslar-Nord kampflos die Punkte aus dem Heimspiel gegen den Tabellenzweiten FC Othfresen ab. Nachwuchsarbeit bleibt vor allem in den höheren Altersklassen ein verdammt hartes Geschäft.
Im Südharz sieht es richtig düster aus
Wir hier im Kreis Goslar sind wahrlich nicht verwöhnt, was höherklassigen Fußball angeht. Noch schlimmer, auch wenn es nur ein schwacher Trost ist, geht es derzeit auf der anderen Seite des Harzes zu. Aus dem Altkreis Osterode gehen in dieser Saison in der Bezirksliga 4 noch drei Mannschaften ins Rennen, die sich derzeit allesamt gegen den Abstieg abstrampeln. Hoffnungslos ist die Lage für den VfR Dostluk Osterode, der in 13 Spielen gerade mal zwei Punkte geholt hat und damit Schlusslicht ist. Aber auch für Landesliga-Absteiger TuSpo Petershütte und den SV Rotenberg gibt es noch keine Entwarnung. Das Trio hat zusammen 32 Zähler geholt, drei weniger als zum Beispiel die TSG Bad Harzburg. Und in der Kreisliga hat nur der SC HarzTor eine gewisse Aufstiegschance.
Wo wir gerade im Süden Niedersachsens sind: In der Landesliga hat der FC Sülbeck/Immensen am Sonntag im 14. Spiel endlich den ersten Punkt geholt. Den ambitionierten Freien Turnern Braunschweig war die zweifelhafte Ehre zuteil, als erstes Team gegen den Aufsteiger Federn zu lassen.
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