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Hakenkreuz-Pflaster: Polizei nimmt Ermittlungen auf

30 Zentimeter dicker Beton unter dem alten Pflaster: Auf dem Marktkirchhof verstärkt ein Stemmbagger die Bauarbeiter.  Foto: Epping

30 Zentimeter dicker Beton unter dem alten Pflaster: Auf dem Marktkirchhof verstärkt ein Stemmbagger die Bauarbeiter. Foto: Epping

Goslar. Wie ist ein Hakenkreuz-Muster ins frisch verlegte Fußgängerzonen-Pflaster gekommen? Die Polizei ermittelt. Auf dem Marktkirchhof bereitet eine dicke Betonschicht ganz andere Sorgen.

Von Frank Heine Montag, 22.09.2014, 20:00 Uhr

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Ideologische Nazi-Absicht? Ein saublöder Scherz? Oder doch nur der pure Zufall? Was wirklich hinter dem Hakenkreuz aus frisch verlegten Pflastersteinen auf der Sommerwohlenstraße steckt, blieb zumindest am Montag noch ein Geheimnis. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. An anderer Stelle bereitet ein 30 Zentimeter dickes Betonfundament Mühe bei der weiteren Sanierung der Fußgängerzone.

Nach der hellen Aufregung vom Sonntag, als das rote Pflaster-Hakenkreuz entdeckt wurde, herrschte am trüben Montagmorgen am Ort des Geschehens eine Art ungläubigen Staunens. Kann denn wirklich sein, was nicht sein darf? Polizei, Stadtverwaltung und Firmenleitung sondierten die Lage.

Für Carsten und Manfred Kreie, Junior- und Seniorchef der mit den Pflasterarbeiten beauftragten Bredelemer Firma, kann nur ein Versehen vorliegen. Absicht schloss das Duo kategorisch aus. Bei 16 verschiedenen Stein-Größen und fünf unterschiedlichen Farben (mittelgrau, dunkelgrau, anthrazit, rot und hellrot) ohne jede Mustervorgabe könne ein solch bedauerlicher Zufall passieren. Zumal nicht ein einzelner Arbeiter für eine Stelle verantwortlich sei, sondern ein Trio gemeinsam „die Steine von links nach rechts verlege“ – weniger die Farbe, sondern in erster Linie die Form seien ausschlaggebend, wo was platziert werde.

„Ich wechsele die Arbeiter schon alle zwei Tage durch, sonst werden sie noch blümerant, wenn sie immer nur auf das Pflaster schauen müssen“, erklärte Manfred Kreie. Bis jetzt habe die Firma bereits 6.000Quadratmeter der Fußgängerzone neu gepflastert – ohne jede Beanstandung.

Und dennoch: „Ermittelt wird derzeit in alle Richtungen“, hieß es gestern von der Polizei Goslar. Sprecher Ulrich Munschke bestätigte das Fertigen einer Strafanzeige, die vom zentralen Kriminaldienst der Polizeiinspektion weiterverfolgt wird. Sein erster Hinweis galt allerdings nicht potenziellen Tätern, sondern den fast 50.000 Facebook-Nutzern, die sich seit Sonntag dem Fall im weltweiten Netz widmen. Das von der GZ veröffentlichte Hakenkreuz-Foto sei hundertfach „geteilt“ und auch „geliked“ worden. Aber schon das Bereitstellen eines solchen verbotenen Symbols auf seinem Nutzerprofil oder dessen Weitergabe könne eine Straftat darstellen. Anders als bei einer Zeitung, so Munschke, die einen öffentlichen Informationsauftrag habe.

In der Stadtverwaltung war nach einem stürmischen Wochenende kurzes Durchatmen angesagt. „Ob Zufall, Versehen oder Absicht – in Goslar ist für so etwas kein Platz“, erklärte am Montag Sprecher Christian Burgart, der selbst am späten Samstagabend erste Kunde vom Pflaster-Hakenkreuz bekommen hatte.

Als sich die Nachricht wie ein Lauffeuer im Internet verbreitet habe, sei klar gewesen, dass man mit dem Entfernen nicht bis montagfrüh hätte warten dürfen. Der städtische Bauhof nahm sich der Sache noch am Sonntag an. „Dankenswerterweise“, wie Burgart sagte, denn es interessiere eben doch, wie schnell eine Stadt in einem solchen Fall reagiere. Das Aufklären der Hintergründe liege nun in den Händen der Polizei.

Ein ganz anderes Fußgängerzonen-Problem hatte sich Ende vergangener Woche beim Entfernen des alten Pflasters auf dem Marktkirchhof aufgetan. Direkt unter der Oberfläche waren die Kreie-Arbeiter auf eine zirka 30 Zentimeter dicke Beton-Schicht gestoßen, deren Ursprung völlig ungewiss ist.

Den vorübergehenden Baustopp erklärte Burgart am Montag mit dem vorsorglichen Abklären, ob darunter eventuell Versorgungsleitungen mit Strom oder (Ab-)Wasser verliefen. Weil dies nicht der Fall gewesen sei, rückte am Vormittag ein Stemmbagger an und begann seine Arbeit. Eine ähnliche Situation habe es bereits in der Hokenstraße gegeben, so Burgart.

Eine Schaufel Dreck aufs frühere Hakenkreuz: Das neue Pflaster auf der Sommerwohlenstraße ist ausgebessert.  Foto: Sowa

Eine Schaufel Dreck aufs frühere Hakenkreuz: Das neue Pflaster auf der Sommerwohlenstraße ist ausgebessert. Foto: Sowa

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