Gegenwind für die Baumschwebebahn

So sieht eine Baumschwebebahn aus. Für die Planer ist sie ein Stück Umweltbildung, ihre Kritiker befürchten eine Verrummelung des Burgbergs. Foto: Hochkant
Bad Harzburg. Die Baumschwebebahn, die vom Burgberg hinunter ins Kalte Tal führen soll, stößt bei den Umweltverbänden auf wenig Gegenliebe. Sie befürchten eine Verrummelung des Burgbergs.
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Ganz so geschmeidig wie beim Baumwipfelpfad dürfte die Realisierung der als Ergänzung des Pfades gedachte Baumschwebebahn nicht über die Bühne gehen. Umweltschützer wie Dr. Friedhart Knolle, der sich selbst als vehementen Befürworter des Pfades sieht, sind von der Schwebebahn, die vom Burgberg ins Kalte Tal führen soll, überhaupt nicht begeistert. Mit Umweltbildung, wie es Planer, Investoren und potenzielle Betreiber sehen, habe das Projekt nämlich überhaupt nichts zu tun, sagt Knolle. Vielmehr trage es zur Verrummelung des Burgbergs bei, und die müsse vermieden werden. Seine „Gegenspieler“ sehen einer eventuellen Konfrontation indes gelassen entgegen.
Die Hauptakteure in diesem Spiel sind dieselben wie bei den Planungen des Wipfelpfades. Die Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe (KTW) als Bauherr, die Firma „Hochkant“ als Planer und Realisator, „Harz Venture“ als späterer Betreiber – und eben BUND und NABU als Umweltverbände, die von Rechts wegen bei den Planungen Stellung beziehen dürfen. Vom Baumwipfelpfad, so Umweltschützer Knolle, sei er damals wie heute überzeugt. Das Projekt könne pro-blemlos als Umweltbildung im besten Sinne eingestuft werden, weswegen er seinerzeit auch ein Fürsprecher gewesen sei. „Das ist ein tolles Projekt.“
Als es nun um die Planungen für die Baumschwebebahn –auch Flyline genannt – ging, wurde frühzeitig ein Gespräch mit den Umweltverbänden gesucht. Da habe er schon darauf hingewiesen, dass die ursprünglich geplante Route quer durch den Wald nicht vertretbar sei, so Knolle. Daraufhin wurde seitens der KTW die Route modifiziert. „Etwas verschoben“ nennt es Knolle, „völlig verändert“ KTW-Chef Bernd Vollrodt. Man habe die Anregungen und Hinweise der Umweltschützer komplett aufgenommen, so Vollrodt.
Wie auch immer man es nennt: „Wir haben das begrüßt, aber das ist noch lange keine Zustimmung“, sagt Knolle. Denn auch mit der neuen Trassenführung sind die Bedenken von BUND und NABU nicht aus der Welt. „Das Projekt hat nichts mit Umweltbildung zu tun.“ Im Gegenteil: „Das konterkariert den Baumwipfelpfad.“
Das sehen Vollrodt und seine Mitstreiter anders: „Das hat sehr wohl umweltpädagogische Ansätze“, sagt Holger Kolb von Harz Venture. In dieser Meinung werde man auch von der Forst unterstützt. Zumal man, so Vollrodt, auch das Gesamtensemble sehen müsse, zu dem neben dem Baumwipfelpfad auch der Wurzelpfad, der geplante Wassererlebnispfad und der nahe Wildkatzenpfad gehören. Besonders aber das Haus der Natur.
Die Umweltverbände hingegen bleiben dabei: „Ein reines Spaßprojekt“, so Knolle. Dass es allerdings auch ums Geldverdienen geht, daraus macht Bernd Vollrodt keinen Hehl. Aber da die Flyline im Gegensatz zum Baumwipfelpfad kein gefördertes Projekt sei, könne man Geld, das dort erwirtschaftet werden würde, ins Silberbornbad stecken.
Doch die Umweltverbände bleiben bei ihrer Linie. Besonders, weil für die Flyline ein Teil des Waldes aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen werden müsste, lehnen sie das Projekt ab. Bad Harzburg sei nämlich die Gemeinde, in der am meisten aus Landschaftsschutzgebieten herausgelöst werde.
Im Zuge der anstehenden Verfahren werden BUND und NABU deshalb eine negative Stellungnahme abgeben. Welche Auswirkungen die hat, wird sich zeigen. Die Frage ist auch, durch wie viele Instanzen die Umweltverbände ihre Sache erstreiten würden. Auf alle Fälle „wollen wir eine entspannte Arbeitsatmosphäre erhalten“, sagt Knolle. Das bietet auch Vollrodt an, der im Großen und Ganzen die Bedenken zur Kenntnis nimmt, dem weiteren Prozedere mit Interesse entgegensieht und das Projekt wie geplant weiterentwickelt.
Aktuell ist der Streckenverlauf abgesteckt – was übrigens auch die markierten Bäume erklärt. Es handelt sich nicht um die, die gefällt werden, wie einige Kritiker der Anlage bereits befürchten. Vielmehr sind die Stämme gekennzeichnet, an denen die Flyline befestigt wird. Denn eine Baumschwebebahn ohne Bäume, so Vollrodt, ergäbe ja gar keinen Sinn.

Dr. Friedhart Knolle