Der Lutteraner auf dem Chefsessel beim Nachbarn

Klaus Kubitschke
Lutter/Baddeckenstedt. In der Samtgemeinde Lutter gibt es seit Dienstag zwei Verwaltungschefs. Natürlich Bodo Mahns, der im Lutteraner Rathaus auf dem Chefsessel sitzt – und Klaus Kubitschke.
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Der Lutteraner verdiente sich seine ersten Sporen einst in der Verwaltung am Neilestrand, wechselte dann aber ins Innerstetal und ist nun Baddeckenstedts neuer Samtgemeindebürgermeister.
Der 58-jährige Kubitschke erinnert sich noch genau, wie es damals war, als er seine Ausbildung in Lutter 1974 begann. „Ich war seinerzeit der erste Auszubildende der neu gegründeten Samtgemeinde. Ich fing damals ganz untypisch schon zum 1.Juli an – weil meine Mutter meinte, der Junge soll von der Straße“, sagt er schmunzelnd. Von der Verwaltungsspitze gab es das Okay, einen Monat eher anfangen zu können. „Ein Tag mit gefühlt 40 Grad“, weiß er noch. „Und weil ihr Junge ordentlich aussehen sollte, ging es in Schlips und Kragen ins Rathaus – wo der Chef im T-Shirt wartete. Da war die Kleiderfrage geregelt“, fügt er augenzwinkernd an.
Von Lutter wechselte Kubitschke 1992 in die Baddeckenstedter Samtgemeindeverwaltung. Dort war er bis zum Ende dieses Oktobers Kämmerer und Allgemeiner Vertreter des Verwaltungschefs Jens Range, der jetzt in den Ruhestand wechselte. Bei der Kommunalwahl am 11. September wählten ihn die Bürger auf den Chefsessel im Rathaus. Der Parteilose war der einzige Bewerber, getragen von SPD und CDU. „Das ist natürlich ein ganz schöner Vertrauensbeweis – und ich hoffe, dass zum Ende meiner Amtszeit das Credo lautet: Er war die richtige Entscheidung“, sagt er.
Inklusionsgerechter Umbau der Schulen, Befriedigung des Bedarfs an Krippen-, Kindergarten- und Hortplätzen, Ersatz für Feuerwehrgerätehäuser, die für die modernen Fahrzeuge zu klein geworden sind, Mobilität im Alter – die Themen seiner Agenda beschäftigen auch andere Kommunen der Region. Obwohl Baddeckenstedt nicht die Förderkulisse von Kommunen des Süd-Ost-Niedersachen-Plans bieten kann, will er perspektivisch gesehen, Gewerbeflächen ausweisen.
Eines aber wird nicht kommen: „Der Bau einer B6-Ortsumfahrung Baddeckenstedt ist vom Tisch, das steht nicht mehr im Verkehrswegeplan“, sagt er. Was Verkehrsteilnehmer vielleicht aufstöhnen lässt, nehmen seinen Worten zufolge die Baddeckenstedter mehrheitlich mit Zufriedenheit zur Kenntnis. Autos und Lkw verursachen zwar Lärm, bringen aber auch potenzielle Kunden für die Geschäfte.
Und wie geht es mit der Nachbarkommune, seiner Heimat, Lutter weiter? Interkommunal wird auf Personalwesen- und Standesamtsebene schon seit Jahren zusammengearbeitet. Kooperation gibt es auch im Wasserverband, und beide Samtgemeinden sind zusammen ins Städtebauförderungsprogramm aufgenommen worden. „Bei voranschreitender Entwicklung ist vieles denkbar. Wenn das EDV-System von Kommunen gleich ist, wäre die Steuerveranlagung ein Thema. Den Bürger ist es doch wurscht, woher der Bescheid kommt“, meint er. Oder sogar eine Fusion? Trotz aller Nähe und Gemeinsamkeiten ist da die Kreisgrenze ein scheinbar unüberwindliches Hindernis zwischen dem 10.500 Einwohner starken Baddeckenstedt und der mehr als halb so kleinen Samtgemeinde Lutter, wo er mit seiner Familie wohnen bleibt.
Als Lutteraner hat er für seine Heimat noch eine persönliche Sichtweise: „Für eine Fusion scheint Langelsheim der Favorit. Ehe ich aber das hohe Gut der Selbstverwaltung aufgeben würde, würde ich alles andere versuchen und vielleicht auch durch Umwandlung in eine Einheitsgemeinde Geld sparen“, meint er. Zwar sei immer von Mindestgrößen die Rede, „aber warum sollte das Land nicht zustimmen, wenn es ihm nichts kostet. Und wenn Fusion: Warum sollten alle Mitgliedsgemeinden in eine Richtung? Wenn dem alle zustimmen, warum sollten die Hahäuser nicht nach Seesen können, wenn sie es unbedingt wollen“, äußert er seine Meinung als Lutteraner Bürger.
Von einer Sache will der Sport-Fan aber seine Finger lassen: Seinen Sohn Tim, Torjäger beim SV Neiletal, ins Innerstetal zu lotsen. „Die haben ja schon mal gegeneinander gespielt. Da wurde ich natürlich sofort mit der Frage konfrontiert: Für wen hältst Du?“ Mit der geäußerten Hoffnung auf ein Unentschieden zog er sich diplomatisch aus der Affäre.