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Auch virtuelle Gewalt tut richtig weh

<p>150 Jugendliche der Deilich-Oberschule sahen gestern das Theaterstück „Fake“. Bis März wird es noch im gesamten Landkreis gezeigt. Fotos: Schlegel</p>

<p>150 Jugendliche der Deilich-Oberschule sahen gestern das Theaterstück „Fake“. Bis März wird es noch im gesamten Landkreis gezeigt. Fotos: Schlegel</p>

Bad Harzburg. Das Internet ist doch eine feine Sache. Man erfährt alles Mögliche über die unmöglichsten Dinge und über andere Menschen. Leider aber manchmal auch über sich selbst. Ohne dass man es will…

Von Holger Schlegel Dienstag, 09.02.2016, 14:16 Uhr

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Über die Tücken des Netzes, speziell das Cyber-Mobbings, klären derzeit der Landkreis und die Polizei in Zusammenarbeit mit vielen Schulen die Jugendlichen auf. Mittelpunkt der aktuellen Kampagne der Jugendschützer ist ein Theaterstück, das gestern erstmals in der Deilich-Oberschule gezeigt wurde und das in den kommenden Wochen rund 1000 Schülerinnen und Schüler im ganzen Landkreis sehen werden.

Prävention und Jugendschutz sind ein Feld, auf dem sich der Landkreis und die Polizei schon lange gemeinsam tummeln. Federführend sind dabei Claudia Hopp vom Landkreis und Stephani Gobernack vom Präventionsteam der Polizei. Aktuell steht für die beiden das Thema Internet beziehungsweise eben Cyber-Mobbing auf dem Programm. Denn Gewalt muss nicht physisch sein, auch die virtuelle kann richtig wehtun. Ein Thema, so Gobernack, das überall präsent sei.

In der Regel gehen die Jugendschützer dabei direkt in den Unterricht, manchmal gibt es auch Workshops, ab und an aber auch einmal größere Aktionen. So wie die, die gestern startete – zufällig genau am Internationalen Tag des Internets. In der Deilich-Oberschule führte das Tournee-Theater „Radiks“ das Stück „Fake“ auf, das in den kommenden Tagen auch noch in Schulen in Goslar, Vienenburg, Liebenburg und auch noch einmal in Bad Harzburg gezeigt wird.

In dem Stück geht es um Lea, deren größter Traum eigentlich eine Karriere als Sängerin oder Schauspielerin ist. Ihr Besuch in einer Castingagentur bringt aber eine Lawine ins Rollen, wegen der die junge Frau am Ende in der Psychiatrie landet. Denn aus Neid und Missgunst auf die vermeintlich große Karriere, die ihr bevorsteht (aus der aber natürlich nichts wird), starten falsche Freunde einen Mobbing-Feldzug durchs Internet.

Dabei konnten die Zuschauer miterleben, wie sich theoretisch aus einigen im Gnatz dahingeschriebenen Statements auf einer Internetseite eine Hass-Kampagne aufbauschen kann. Lea wird zum „Stinkfisch“. Sie bekommt üble Nachrichten auf ihr Handy, jemand postet Filme von einer durchzechten Partynacht. Warum? Weil es gerade ein regelrechter Sport ist, auf die junge Frau virtuell einzuprügeln. Andererseits wollten die, die alles ins Rollen gebracht hatten, gar nicht, dass das alles so weit geht.

Irgendwann bekommen die Lehrer die Sache spitz, sie bekommt Ärger in der Schule. Als am Ende auch noch ihr Vater Ziel einer solchen Cyber-Mobbing-Attacke wird, zieht Lea die Notbremse. Allerdings (fast) zu spät.

Nach dem Stück arbeiteten die Schüler –gestern schauten sich 150 Jungen und Mädchen aus den 7. und 8. Klassen der Deilich das Stück an – mit den Darstellern das Gesehene noch einmal durch. Wie hätte die Eskalation verhindert werden können? War die Entwicklung absehbar? Wer hätte an welchem Punkt eingreifen können? Wer hat „Schuld“?

Das Theaterstück wird noch bis März gezeigt, insgesamt werden es rund 1000 Jugendliche sehen. Parallel dazu wird das Thema weiter in Workshops und im Unterricht bearbeitet. Beispielsweise bieten Polizei und Landkreis auch eine Fortbildung für Lehrkräfte an, bei der in erster Linie die „Soforthilfe“ bei Cyber-Mobbing-Attacken auf Schüler behandelt werden soll. Damit das Internet für alle eine feine Sache bleibt.

Das Unglück beginnt: Lea bewirbt sich bei einer Castingagentur. Im Bekanntenkreis weckt das Neid. Und der führt zu einer üblen Internet-Kampagne gegen das Mädchen.

Das Unglück beginnt: Lea bewirbt sich bei einer Castingagentur. Im Bekanntenkreis weckt das Neid. Und der führt zu einer üblen Internet-Kampagne gegen das Mädchen.

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